Kevelaer Diakonweihe: Das große Versprechen

Kevelaer · Der Issumer Christoph Hendrix hat in Münster die Weihe zum Diakon erhalten. Der 26-Jährige vergleicht es ein bisschen mit Heiraten. Neben regelmäßigem Gebetsleben gelobt er auch Ehelosigkeit. Am Ende der Ausbildung ist er Priester.

 Bei der Diakonweihe in Münster: Christoph Hendrix aus Issum nimmt das Evangelium aus den Händen von Bischof Felix Genn entgegen. In einem Jahr steht die Priesterweihe an.

Bei der Diakonweihe in Münster: Christoph Hendrix aus Issum nimmt das Evangelium aus den Händen von Bischof Felix Genn entgegen. In einem Jahr steht die Priesterweihe an.

Foto: Bistum Münster

Nach einer aufregenden Zeit hatte sich der Issumer Christoph Hendrix eine Auszeit verdient. Freunde sprachen scherzhaft von "Flitterwochen", die der 26-Jährige im Priesterhaus in Kevelaer verbringt. Gemeinsam mit sieben anderen ist er erst kürzlich in Münster zum Diakon geweiht worden. Und tatsächlich sei das so ein bisschen wie Heiraten, sagt der angehende Priester. "Von der Aufregung im Vorhinein auf jeden Fall." Bekannt ist der Issumer durch Auftritte als "Hausmann" bei Kappensitzungen im Karneval von Ko&Ka Issum. Vorbild ist ihm da Büttenredner Jürgen Beckers aus dem Aachener Raum. Dass er auf der Bühne Episoden über "seine Ehefrau" ausplaudert, ohne selbst verheiratet zu sein, ist für den 26-Jährigen kein Problem. "Es ist ja nur eine Rolle, in die ich schlüpfe, so wie andere in die Rolle des Priesters auf der Bühne stehen. Es ist ja ein Spiel."

Mit dem Priestersein ist es ihm allerdings ernst, das ist keine Rolle, sondern Lebensaufgabe. Deswegen auch der Vergleich mit der Hochzeit. "Hier bin ich. Ich bin bereit. Ich verspreche es." Das sind neun Worte, in der Diakonweihe gesagt, die ausdrücken, wie ernst es ihm ist. Die Erklärung gilt der Bereitschaft zum regelmäßigem Gebetsleben, zum besonderen Einsatz für die Notleidenden, zur Verkündigung der Heiligen Schrift und zur Ehelosigkeit. "Es wird immer ein Stachel bleiben", gibt er offen zu. "Ich muss testen, ob ich das leben kann, ganz offen, mit offenem Ergebnis." Eine Freundin hatte er zu Schulzeiten auch. Allerdings bedeute die Ehelosigkeit auch absolute Verfügbarkeit für seine Aufgaben als Diakon und später Priester. "Ich könnte einer Familie angesichts meines Terminkalenders gar nicht gerecht werden", sagt der 26-Jährige. Ein Denken, das gewachsen ist. Er hätte sich durchaus auch ein anderes Leben vorstellen können. Wie und wo ein Jurastudium möglich ist, darüber hatte er sich auch schon informiert.

Das Schulpraktikum war dann auch zunächst in einer Anwaltskanzlei. Andererseits war da sein Dienst als Messdiener und der Issumer Pfarrer Wilhelm Benning, der ihn mit stimmmächtigen Predigten beeindruckt hat. Dass hinter dem Priestersein mehr stecke als das, was sonntags passiert, nämlich eine persönliche Gottesbeziehung oder auch Seelsorge, das sei ihm erst später aufgegangen.

Abgeschreckt habe es ihn aber nicht. "Ich wollte wissen, ob ich nur auf einen Vogel in meinem Kopf höre oder ob es der Punkt ist, an dem Gott mich haben will", nennt er die Phase der Entscheidungsfindung. Bei einem Hochschultag traf er sich mit Andreas Tapken, Ausbildungsleiter am Bischöflichen Priesterseminar, dem Borromaeum in Münster.

Die bange Frage stand im Raum, ob er überhaupt genommen wird, immerhin hatte er Religion nach der 10. Klasse abgewählt und stattdessen Philosophie genommen. Ein Hinderungsgrund war es nicht. Genommen wird, Priestermangel hin oder her, längst nicht jeder, sagt Hendrix. "50 Prozent der Bewerber werden abgelehnt", sagt der Priesteranwärter. "Es bringt nichts Leute zu nehmen, die verquere Vorstellungen haben."

Trotz der Aussicht auf ein Jurastudium - den Ruf in den geistlichen Dienst, den hatte er nicht ignorieren können. "Man kann so etwas maximal aufschieben, aber nicht ignorieren", sagt Hendrix. Und: "Ich hätte es mir nicht verziehen, es nicht zu probieren."

Bei der Diakonweihe hat er die Entscheidung fest gemacht. Als äußeres Zeichen werfen sich die Priesterkandidaten im Altarraum hin. "Das ist der stärkste körperliche Ausdruck, sich Gott hinzugeben", erklärt der Issumer. "Es ist kein künstliches Kleinmachen und kein theatralischer Akt", warnt Hendrix vor Missverständnissen. Weil es um die innere Haltung geht, war das der emotionalste Moment, diese zehn Minuten auf dem Boden.

In einem Jahr steht die Priesterweihe an. Bis dahin ist Hendrix noch ein Jahr in Dülmen. Seine Zukunft wünscht er sich in einer mittelgroßen Landpfarrei. "Wo man die Menschen auf der Straße noch mit Namen kennt", sagt der Issumer. Das funktioniere in Gigastrukturen nicht mehr. "Das wird noch die spannendste Aufgabe, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben und zu wissen, wer vor einem steht", wirft Hendrix einen Blick in die Zukunft, Stichwort: Fusion. Aber genau deswegen habe er den Weg des Priesterseins eingeschlagen, der Menschen wegen. "Mir würde was fehlen, wenn es nur Schreibtischarbeit wäre."

(RP)
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