Kevelaer Der Platz für Flüchtlinge wird knapp

Kevelaer · Die Stadt Kevelaer rechnet damit, dass sie bis Jahresende noch 100 weitere Asylbewerber aufnehmen muss. Doch schon jetzt ist die Grenze erreicht. Sogar über Turnhallen wird nachgedacht. Schul- und Vereinssport hätten das Nachsehen.

 Die Container am Bahnhof sind ausgelastet. Kevelaer sucht daher nach Möglichkeiten, um Flüchtlinge unterzubringen.

Die Container am Bahnhof sind ausgelastet. Kevelaer sucht daher nach Möglichkeiten, um Flüchtlinge unterzubringen.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Auch in der Marienstadt nimmt die Zahl der Flüchtlinge zu. Kalkuliert hatte die Kommune mit zehn Personen pro Monat, die neu nach Kevaler kommen. Inzwischen sind es im Schnitt 13. Im letzten Jahr waren 90 Flüchtlinge im ganzen Jahr gekommen, 2015 sind es schon jetzt 94 und bis zum Ende des Jahres rechnet Ludger Holla von der Stadtverwaltung mit weiteren 100 Asylbewerbern. Im nächsten Jahr wird mit 200 neuen Flüchtlingen kalkuliert.

 Die Stadt Kalkar hat ein besonderes Modell gefunden: Ein Investor hat ein Haus umgebaut und an die Stadt für Flüchtlinge vermietet.

Die Stadt Kalkar hat ein besonderes Modell gefunden: Ein Investor hat ein Haus umgebaut und an die Stadt für Flüchtlinge vermietet.

Foto: van Offern / Evers

"Bei uns ist die absolute Grenze bei der Belegung der Unterkünfte erreicht", sagt er. Er appelliert an die Bevölkerung der Kommune, Häuser, Wohnungen oder Grundstücke anzubieten. "Alles würde uns helfen", sagt Holla, der darauf hofft, mit diesem Aufruf noch weitere Unterbringungsmöglichkeiten anbieten zu können. Sollte das nämlich nicht gelingen, gäbe es für die Kommune nur eine Alternative: "Dann müssen wir darüber nachdenken, die Flüchtlinge in Turnhallen unterzubringen." Aber das ist eine Möglichkeit, die die Stadt unbedingt verhindern möchte. Denn wenn Asylbewerber in Turnhallen untergebracht werden, bedeutet das gleichzeitig, dass diese Hallen nicht mehr für Sport- und Schulunterricht zur Verfügung stehen.

Ohnehin ist es für Holla sehr fragwürdig, wie die Flüchtlinge in anderen Kommunen in den Turnhallen wohnen müssen. Teilweise seien die Bereiche nur mit Leinentüchern voneinander abgetrennt. Einen privaten Bereich gebe es so gar nicht mehr. "Bei uns würde das auf jeden Fall anders gelöst", sagt Holla, der aber immer noch hofft, auf Turnhallen verzichten zu können. "Wir werden daher alle Möglichkeiten prüfen", sagt er.

Interessant sei beispielsweise auch ein Modell der Kommune Kalkar. Auch dort fehlte Wohnraum für Flüchtlinge. Die Stadt fand daraufhin einen Investor, der ein leerstehendes Anwesen aufkaufte und komplett umbaute. Wo vorher nur eine marode Scheune stand, ist ein komplett neues Gebäude entstanden, das Platz für 35 Asylbewerber bietet und so gar nicht das Flair von Container-Wohnungen hat. Die Kommune hat die Wohnungen beim Investor angemietet. Der Vertrag läuft erst einmal für fünf Jahre, verlängert sich dann automatisch. "Diese Modell war eine gute Sache für uns und hat sich bewährt", erläutert Andreas Stechling von der Stadt Kalkar.

So etwas sei durchaus auch für Kevelaer eine denkbare Alternative. Wenn sich denn ein entsprechender Investor und eine geeignete Immobilie finden. "Wir sind für jede Möglichkeit dankbar, denn alles ist besser, als wenn die Flüchtlinge in Turnhallen oder Zelten untergebracht werden müssen", sagt Holla. Er kenne aber keine leerstehenden Gebäude, die sich für eine solche Lösung anbieten.

Holla verweist darauf, dass sich die Situation im Herbst noch verschärfen wird. Denn dann müssen auch vermehrt Obdachlose untergebracht werden, auch das kostet zusätzlichen Wohnraum.

(RP)
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