Kevelaer Der Flachsmarkt zieht Tausende Besucher aus der ganzen Region an

Kevelaer · Gemüsehobel war gestern - in der modernen Küche ist der "Nicer Dicer" im Einsatz. Der hobelt, hackt und raspelt alles, was im Garten wächst und in die Finger der Hausfrau gerät. Nur 30 Euro kostet das gute Stück Plastik mit Edelstahl. Nicht genug Bares dabei - kein Problem. Der Händler akzeptiert auch Kartenzahlung.

 Eine sinnvolle Verwendung für den Schirm hatte gestern niemand, auch der Schuhputzer nicht.

Eine sinnvolle Verwendung für den Schirm hatte gestern niemand, auch der Schuhputzer nicht.

Foto: EVERS

Zum ersten Flachsmarkt in diesem Jahr waren Tausende Besucher in der Gocher Innenstadt unterwegs und erfreuten sich nicht nur am originellen Angebot, sondern ebenso sehr am prächtigen Herbstwetter, das den Bummel erst so richtig schön machte.

Zeit musste allerdings mitbringen, wer etwas von dem Rundgang haben wollte, denn es herrschte erhebliche Enge. Wie immer parkten die Gäste aus den Nachbarorten und sogar aus weiter gelegenen Städten recht weit draußen in den Wohngebieten und marschierten dann vom frühen Morgen an sternförmig auf das große Freiluftkaufhaus zu. Kaum jemand dürfte mit leeren Taschen zurückgekehrt sein, denn irgend etwas aus dem reichhaltigen Flachsmarkt-Sammelsurium kann jeder gebrauchen. Wenn nicht Putzmittel, dann vielleicht abwaschbare Tischdecken, wenn nicht warme Socken, dann doch bestimmt einen neuen Ledergürtel. Die Beschicker - viele im wahrsten Sinne des Wortes echte Marktschreier - sorgen schon dafür, dass Nachfrage entsteht.

Der viel belächelte Flachsmarktklassiker: die hautfarbene, manchmal weiße, in jedem Fall geräumige Leibwäsche. "Mein Gott, was für Liebestöter", raunte ein Mann seiner Begleiterin zu. Die war offenbar keine potenzielle Kundin, ebenso wenig wie manche deutlich reifere Dame, die sich aus der Distanz verstohlen die Haken, Gummilitzen und Synthetikstoffe anschaute. "So etwas hat meine Oma vor 40 Jahren vom Markt mitgebracht", stellte eine der Frauen fest, die inzwischen vermutlich selbst Oma ist.

Aber an Kundschaft fehlte es dennoch nicht: So wanderten sie in die Tüten, die Bauch straffenden und Brust hebenden Textilien. Auch Backformen und Überkochschutzdeckel kamen gut an, während der Schuhputzer sich ins Zeug legte: "Wer hier nicht stehen bleibt, der läuft auch Runden durch den Kreisverkehr." Bunt und mit bimmelnden Glöckchen ausgestattet gehört er zum Flachsmarkt dazu und gibt ihm das Kolorit, das die Besucher erwarten. Aber auch die Halbliterflasche Japanisches Heilkräuteröl ("hält neun Jahre") und die Holzlöffel sind unverzichtbar.

Wie immer wurde viel gelacht auf dem ganz besonderen Gocher Markt. Und ordentlich eingekauft. Bei der zweiten Auflage in vier Wochen kommen dann noch die adventlichen Waren dazu.

(RP)
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