Kevelaer Christen halten an Kirche fest

Kevelaer · Die Kirchen in Deutschland sehen sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Vermehrte Austritte können aber weder das Amtsgericht noch katholische und evangelische Gemeinden erkennen. Die Zahlen seien seit Jahren stabil.

Kevelaer/Weeze Es stand schon einmal besser um das Image der Kirchen in Deutschland. Vorwürfe des Missbrauchs von Schutzbefohlenen alarmieren die Öffentlichkeit. Und die Protestanten mussten erfahren, dass ihre Landesbischöfin es mit Promille und Verkehrsregeln nicht so genau nahm. Kein Wunder, dass manche prophezeiten, auf die Kirchen werde eine Austrittswelle zurollen.

Mehr Fälle zu Jahresbeginn

Zumindest im Gelderland ist diese Welle noch nicht angekommen. Einen verstärkten Trend zu Kirchenaustritten kann Martin Hirt, Geschäftsleiter des Amtsgerichtes Geldern, derzeit nicht bestätigen. "Es sind nicht mehr als sonst", sagt er. Zu Anfang des Jahres steige die Zahl etwas an. "Vielleicht, weil die Leute ihre Steuererklärung machen und über die Kirchensteuer nachdenken", mutmaßt er.

Ob ein Bürger finanzielle oder weltanschauliche Gründe hat, spielt beim Kirchenaustritt keine Rolle. "Niemand wird von uns nach seiner Motivation gefragt", sagt Hirt. Die Prozedur beim Amtsgericht ist einfach. "Sie müssen nur einen Personalausweis mitbringen." Dann wird das Formular ausgefüllt, das Amtsgericht informiert die Meldeämter – das war's. "Die Gebühren betragen 30 Euro."

Die Zahl der Austritte in den Kirchengemeinden ist allerdings überschaubar. "In 2009 sind aus der Pfarrei St. Marien zehn Personen aus der Kirche ausgetreten und sechs wieder in die Kirche eingetreten", teilt Stefan Zekorn, Pfarrer von St. Marien Kevelaer, mit. "So ähnlich waren die Zahlen auch in den Vorjahren." Die Zahlen seien seit Jahren quasi unverändert. Auch aktuell gebe es keine vermehrten Kirchenaustritte, sagt der Wallfahrtsrektor.

Bei den Protestanten im Kirchenkreis Kleve gibt es auch keine dramatische Entwicklung. "Die Zahlen sind stabil", sagt Sprecher Stefan Schmelting. "Allerdings werten wir nur einmal im Jahr aus, Ende Juni." In Weeze konnte die evangelische Gemeinde 2009 elf Mitglieder hinzugewinnen, in Kervenheim immerhin drei.

"Der Kreis Kleve ist weiterhin Zuzugsgebiet", sagt Schmelting. In Kevelaer sank die Zahl der evangelischen Gläubigen im vergangenen Jahr um zwölf auf 3286 Personen. Allerdings ist bei diesen Zahlen nicht aufgeschlüsselt, wer ausgetreten, wer verzogen oder wer verstorben ist.

Muster nicht erkennbar

Die Gründe für einen Kirchenaustritt seien sehr individuell, meint Pfarrer Stefan Zekorn. Ein Muster sei nicht zu erkennen. "Wir bieten in einem persönlichen Brief denen, die ausgetreten sind, ein Gespräch an." Dieses Angebot werde aber selten wahrgenommen.

(RP)
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