Kevelaer Bürgermeister-Duell vor vollem Haus

Kevelaer · Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten Dr. Axel Stibi (CDU) und Dr. Dominik Pichler (SPD). Übervolles Petrus-Canisius-Haus bei Veranstaltung der Kolpingfamilie. Kontrahenten in vielem einig. Streit um zweites Standbein.

 Der Saal im Petrus-Canisius-Haus konnte die vielen Besucher gar nicht fassen. Viele Gäste standen, die Veranstaltung wurde sogar per Lautsprecher ins Foyer übertragen.

Der Saal im Petrus-Canisius-Haus konnte die vielen Besucher gar nicht fassen. Viele Gäste standen, die Veranstaltung wurde sogar per Lautsprecher ins Foyer übertragen.

Foto: Gerhard Seybert

Einen Wunsch äußerten beide Kandidaten immer wieder. Sowohl Amtsinhaber Dr. Axel Stibi (CDU) als auch Herausforderer Dr. Dominik Pichler (SPD) betonten, dass es wichtig sei, dass viele zur Wahl gehen. Das ging fast so weit, dass sie es lieber hätten, wenn jemand ihren Kontrahenten wählt, statt gar nicht zur Urne zu gehen. Wenn der Besuch der Kolping-Podiumsdiskussion ein Gradmesser sein sollte, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Wahlbeteiligung in Kevelaer gut ist. Der Saal im Petrus-Canisius-Haus konnte die vielen Besucher gar nicht fassen, viele standen, die Veranstaltung wurde sogar per Lautsprecher ins Foyer übertragen.

Besonders bemerkenswert: Die große Mehrheit blieb bis zum Schluss kurz vor 22 Uhr. Bestes Zeichen für eine interessante Veranstaltung, die von Josef Pauls locker und launig moderiert wurde, der immer wieder nachhakte und so die Kandidaten manche Aussage pointiert zusammenfassen ließ.

 Dr. Axel Stibi (CDU, links) und Dr. Dominik Pichler (SPD) beim Rededuell. Die Veranstaltung wurde von Josef Pauls locker und launig moderiert.

Dr. Axel Stibi (CDU, links) und Dr. Dominik Pichler (SPD) beim Rededuell. Die Veranstaltung wurde von Josef Pauls locker und launig moderiert.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Beide Bewerber gaben sich keine Blöße, zeigten überraschend viele Übereinstimmungen und verkauften sich auf dem Podium gut. Am Ende hatte der Amtsinhaber im Duell vielleicht knapp die Nase vorn. Dr. Stibi spielte seine Routine aus Ratssitzungen und Verwaltungsarbeit aus, nutzte die komplette Redezeit und bot seinem Herausforderer wenig Angriffsfläche. Eben das wird das Problem von Pichler im Wahlkampf sein. In vielen Dingen, etwa bei der Frage der Entwicklung der Hüls zum Gesundheitszentrum, liegt er mit Stibi auf einer Linie. Da fällt es schwer, eigene Akzente zu setzen.

Gleichwohl nutzte Pichler den Abend, um den einen oder anderen Gegensatz zum Amtsinhaber herauszuarbeiten. Als Stibi ausführte, dass man überlege, wie man Vereine an dem Unterhalt der Sportanlagen beteiligen könne, dass nicht sicher sei, ob es die Leistungen des Bauhofs weiter kostenlos gebe, und dass über eine Anpassung der Nutzungsgebühren für das Konzert- und Bühnenhaus nachgedacht werde, grätschte Pichler dazwischen. "Ein reines Spardiktat ist Kapitulation", sagte er. Die Belastungen der Bürger hätten das Ende der Fahnenstange erreicht. Das Engagement der Vereine bringe der Stadt auch einen Mehrwert, das müsse man honorieren. Ohnehin vermisse er, dass der Rotstift auch bei der Verwaltung selbst angesetzt werde. Pichler kritisierte auch noch einmal die neuen Kindergartengebühren. Kevelaer habe hier ohnehin schon die höchsten Beiträge im Kreis. Stibi verteidigte diese Entscheidung. Man habe eine ausgezeichnete Betreuung, die müsse auch etwas wert sein.

Auseinander liegen die Bewerber auch bei der Frage, wohin sich der Einzelhandel entwickeln soll. Stibi kann sich eine Entwicklung in Richtung der B 9 vorstellen. "Ein MediaMarkt dort wäre eine tolle Sache, das würde viele Leute anziehen und die City davon profitieren", sagt er. Pichler hielt dagegen: Gerade das würde die Innenstadt schwächen und ausbluten lassen. "Bei einem Media-Markt an der B 9 würden die Leute eben nur kurz dort einkaufen und danach weiterfahren, der City bringt das nichts", meint er. Er würde daher Einzelhandel eher Richtung Hüls entwickeln.

Mutig lehnte sich Pichler ausgerechnet in der Marienstadt beim Thema Wallfahrt aus dem Fenster. Er kenne die Bedeutung der Wallfahrt für die Stadt. "Aber wir brauchen unbedingt ein zweites Standbein, um uns für die Zukunft zu positionieren", sagte er und wies dabei auf das Thema Gesundheit und Wellness mit Blick auf die Hüls hin. Auch das Radwegenetz müsse ausgebaut, das Stadtmarketing neu aufgestellt werden.

Axel Stibi dagegen lehnte den Begriff "zweites Standbein" kategorisch ab: "In Kevelaer kann es nur ein Standbein geben, eben die Wallfahrt, alles andere kann nur Ergänzung sein."

Am Ende warben beide Kandidaten noch einmal eindringlich darum, ihnen die Stimme zu geben. Stibi verwies auf seine Verwaltungserfahrung, die gerade bei den komplexen Themen von großem Wert sei. Pichler versprach eine andere Politik mit mehr Transparenz und versicherte: "Keiner muss Angst vor mir haben."

(RP)
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