Kevelaer Buchvorstellung: Krieg fernab der Front

Kevelaer · Hans-Joachim Koepp, einst Stadtarchivar, inzwischen Standesbeamter, hat für den Heimatverein Goch ein neues Buch verfasst. "Mit Gott für König und Vaterland" behandelt die Sorgen und Nöte der Stadt zur Zeit des Ersten Weltkriegs.

Vor etwa 100 Jahren zogen die jungen Männer aus Goch "Mit Gott für König und Vaterland" in den Krieg. "Diesen Spruch findet man im Stadtarchiv Goch auch in Tagebuchaufzeichnungen, Schulchroniken und Tageszeitungen. Mit diesem Glauben gingen die Soldaten an die Front, weil sie damals im Kaiserreich gottgläubig ihr Land für ihren Herrscher verteidigen wollten", schreibt Hans-Joachim Koepp, Autor des nach diesem Spruch betitelten Buches über den Ersten Weltkrieg an der Heimatfront in Goch, das jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Da der Buchverfasser verhindert war, übernahmen diese Aufgabe Günter van Cuick, Geschäftsführer des Heimatvereins Goch, der Vorsitzende und ehemalige Bürgermeister Willi Vaegs und der stellvertretende Vorsitzende Heinz Meuskens. "So ein Buch hatte Hansi schon länger im Kopf. Er war ein leidenschaftlicher Sammler von historischen Unterlagen. Anlässlich des 100-jährigen Gedenkens an den Ersten Weltkrieg wurde das Buch jetzt fertiggestellt", erzählte van Cuick.

Damit habe er eine Lücke gefüllt, denn über den Ersten Weltkrieg in Goch sei nicht viel veröffentlicht worden. "Das war schon eine echte Fleißarbeit", lobte Heinz Meuskens den Autoren. Im Buch sei der Fundus aus seiner langen Dienstzeit als ehemaliger Stadtarchivar verarbeitet worden, eine Tätigkeit, in der Hans-Joachim Koepp, der jetzt Standesbeamter ist, sein Hobby mit dem Beruf verbinden konnte.

Als Vorstandsmitglied im Heimatverein ist der 1958 geborene Koepp auch verantwortlicher Redaktionsleiter des Heftchens "An Niers und Kendel". "Das erscheint jetzt bereits zum 55. Mal, das heißt, dass Hansi mehr als 5000 Seiten mit der Geschichte der Stadt gefüllt hat", so Meuskens.

Der Heimatverein richtete anlässlich des 100-jährigen Gedenkens zwei Ausstellungen aus: 2014 zum Thema "Goch vor dem 1. Weltkrieg", außerdem im Steintor die Ausstellung "Goch während des 1. Weltkrieges".

Auch in dem Buch "Mit Gott für König und Vaterland" werden diese beiden Kapitel beschrieben, dazu kommt noch als drittes Kapitel "Mitteilungen, Fronterlebnisse und Kriegsgefangenschaft Gocher Soldaten". "Die Gocher Bevölkerung wurde durch den Weltkrieg stark getroffen und eingeschränkt, wenn auch die Kriegsfront weit entfernt lag, das eigentliche Kriegsgeschehen im Ersten Weltkrieg Goch nicht berührte beziehungsweise in der Stadt nicht gekämpft wurde", schreibt der Autor des Buches. "Die fatalen Auswirkungen beschränkten sich nicht allein auf die vielen Toten und Verwundeten sowie die Familien, deren Ernährer sich an der Front befanden. Die Bevölkerung hatte auch in Goch an der Heimatfront zu leiden, vor Ort herrschte strenger Verzicht. Die Bevölkerung hungerte und spendete trotzdem für die Menschen an der Front." Die Kriegsfronten und die Heimat waren wirtschaftlich, sozial und emotional miteinander verbunden.

Das kommt in dem Buch, das dank der Unterstützung der Stiftung der Volksbank zur Förderung der Heimatforschung und Heimatpflege und des Vereins "För Land en Lüj" vom Heimatverein herausgebracht wurde, zum Ausdruck. 400 Seiten mit rund 500 Abbildungen zeugen von dieser schlimmen Zeit. Der Autor sprach mit verschiedenen Familienangehörigen von Zeitzeugen und bekam auch von ihnen Briefe, Tagebücher, Fotos und Unterlagen zur Verfügung gestellt. So entstand ein interessantes Dokument der Gocher Geschichte.

Das Buch wurde in einer Auflage von 600 Exemplaren gedruckt. Es ist über den örtlichen Buchhandel (ISBN-Nummer - 13:978-3-926245-98-4) zum Preis von 17,80 Euro zu beziehen.

(RP)
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