Weeze Bei Johanna Feldkamp ist immer was los

Weeze · Heute feiert die Weezerin ihren 100. Geburtstag. Sie erzählt von ihrer Jugend in einer musikalischen Familie. Mit der älteren Schwester war sie besonders verbunden. Einmal wöchentlich macht sie einen Ausflug nach Kevelaer.

 Auch mit 100 Jahren noch voller Lebensfreude: Johanna Feldkmap.

Auch mit 100 Jahren noch voller Lebensfreude: Johanna Feldkmap.

Foto: Gottfried Evers

Es gibt wahrlich kein Patentrezept, um 100 Jahre alt zu werden. Johanna Feldkamp aus Weeze kann dafür auch keine Lösung bieten, lässt uns an ihrem heutigen Ehrentag aber an bewegten Augenblicken ihres Jahrhunderts in Weeze teilhaben. Ihr Augenlicht ist altersbedingt erloschen, dafür kann sie bestens vortragen: "Wej Weezer Waschwiewer wolle witte Wäsche wasche ..." fließen 27 W-Wörter auf Plattdeutsch nur so aus ihr heraus. Das Lieblingslied des Vaters "Ich habe den Frühling gesehen" würde sie am liebsten singen. Aber die Stimme mache nicht mehr mit. Das war in ihrer Jugend anders. In ihrer Familie spielte Musik stets eine große Rolle. "Musik war Trumpf. Wir haben immer gerne gefeiert, mit Stimmung in der Bude. Mein jüngster Bruder hatte 23 Instrumente", erinnert sich die Jubilarin.

Als sie noch nicht ans Tanzen dachte, hatte ihre Schwester Maria, genannt "Tante Mia", sie einmal mit ins Tanzlokal genommen. "Da hat mich so ein ungehobelter Bursche aufgefordert. Tanzen konnte ich da noch nicht. Ich war froh, als der Tanz vorbei war. In der Pause wurde für die Musiker gesammelt. Einen Groschen für ihn, einen für mich, den der Mann zahlte. Er hat damals gegrollt, ich sei den Groschen nicht wert gewesen", erzählt sie aus ihrer Jugend.

Im Kirchenchor habe sie gesungen. Als sie mit drei anderen Mädchen während der Nazi-Zeit am Ehrenmal singen sollte, hatte sie keine Uniform. "Ich war ja nicht in der Partei. Allein das konnte brenzlig werden, und dann bin ich schnell zu einer Freundin nach Donsbrüggen geradelt. Ich war immer eine gute Radfahrerin. Habe in Kleve in der XOX-Fabrik gearbeitet", berichtet die 100-Jährige. In Kleve habe sie auch ihren Mann Erich kennengelernt, den sie 1941 heiratete. "Wieder wurde gefeiert. Es kam alles auf den Tisch, was wir noch hatten." Sohn Heinz-Dieter wurde 1942 geboren.

Ehemann Erich Feldkamp arbeitete bei Krupp in Rheinhausen am Hochofen. "In Weeze gab es doch keine Arbeit außer in Holz", begründet das Johanna Feldkamp. In besonderer Verbundenheit stand die Jubilarin ihrer Schwester Maria nah. "Als der Vater gestorben war, ist sie noch am Sterbetag zu Tante Mia, die damals Witwe war, gezogen", berichtet Schwiegertochter Gisela Feldkamp. Die unzertrennlichen Schwestern verknüpften ihre Tagesabläufe. Die eine kochte und backte, die andere kümmerte sich um die Wäsche und den Haushalt. "Jahrzehntelang verging kein Tag, an dem die Frauen nicht pünktlich um 13 Uhr aufs Rad stiegen und wohl 100 Kilometer zurücklegten", ergänzt die Schwiegertochter. Und Karten wurden gespielt, stundenlang Rommée, täglich zu zweit, wöchentlich mit Gästen bei Kaffee und Kuchen. Tante Mia feierte vor zwei Jahren ebenfalls ihren 100. Geburtstag und starb wenige Monate später.

Seit einem Unfall ist es mit der Leidenschaft Radfahren bei Johanna Feldkamp vorbei. Dafür führt der Familienausflug einmal wöchentlich - meist mit Enkelin Patrizia - nach Kevelaer. Sehr zur Freude der Jubilarin, die beteuert: "Bei uns ist immer was los." Heute bestimmt, denn es wird ihr 100. Geburtstag gefeiert.

(mk)
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