Kevelaer Begehbares Geschichtsbuch

Kevelaer · Museumsleitung, Landrat und Fördervereins-Spitze (Vorsitzender Reinhard Thoenissen und Wilhelm Flick) berichteten gestern aus 100 Jahren Museum. Zum Jubiläum gibt's vom 20. bis 28. März eine Festwoche.

Das kulturelle Gedächtnis der Region zu erhalten – darum geht es dem Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte. Landrat Wolfgang Spreen, neben Direktor Burkhard Schwering quasi Hausherr des einzigen Kreis-Museums, nannte die Einrichtung gestern im Pressegespräch auch "begehbares Geschichtsbuch". Vieles ist im Laufe der Zeit gesammelt worden, und Schwering gibt zu, dass es nicht immer einfach sei auszuwählen. Nicht alles, was Niederrheiner dem Haus anbieten, hat musealen Wert – so wertvoll die Erinnerungsstücke dem Einzelnen auch sein mögen.

Kreis und Stadt

Kevelaers Museum, das eigentlich nur zu 20 Prozent der Stadt gehört, denn 80 Prozent der Kosten trägt der Kreis, ist 100 Jahre alt. Ebenso alt wie der Förderverein, der die Gründung 1919 erst möglich machte. 50 heimatverbundene Kevelaerer Bürger hatten sich damals im "Goldenen Apfel" zur Gründungsversammlung zusammengefunden. Sanitätsrat Dr. Franz Oehmen wurde zum Vorsitzenden bestimmt, Kunstmaler Heinrich Holtmann war Verwalter der Sammlungen, die zunächst aus Beispielen der Volkskunst, der Geologie und der bäuerlichen und bürgerlichen Bau- und Wohnweise bestanden. Ein kleines Ortsmuseum konnte damit bald bestückt werden.

"De alde Weem" (alte Pastorat) am heutigen Clara-Platz diente bis 1937 als Museum, dann reichte der Platz nicht mehr aus und wurde das "Haus der Heimat" gebaut. Zwischenzeitlich war in Geldern ein Kreismuseum eingerichtet worden, dessen Sammlung dann mit denen des Kevelaerer Hauses zusammengelegt wurde. Das Museum, das natürlich sehr der Ideologie der nationalsozialistischen Machthaber verpflichtet war, fiel 1945 den Bomben zum Opfer. Die meisten Ausstellungsstücke waren zuvor vorsichtshalber in Kevelaerer Haushalten untergebracht worden. Bald nach dem Krieg nahm der Verein, zunächst noch unter alliierter Kontrolle, seine Arbeit wieder auf. Nach verschiedenen Provisorien wurde 1954 ein geeignetes "neues" Gebäude gefunden: das Risbroecksche Haus auf der Hauptstraße. Bis heute wurde es auf 4500 Quadratmeter erweitert.

Neben Volkskunst, Töpferwaren, Möbeln und Spielzeug will sich das Museum künftig vermehrt der darstellenden Kunst widmen. Vielbeachtete Ausstellungen mit häufig populärem oder familiärem Charakter kommen hinzu.

(RP)
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