Kevelaer Bakterien sollen die Linden retten

Kevelaer · Nach dem Gift-Angriff auf Bäume in Twisteden wird jetzt versucht, mit einem ganz besonderen Verfahren die Pflanzen zu retten. Eine ortsansässige Firma setzt sich dafür ein. Untersuchung der Gift-Chemikalie läuft noch.

Die Suche nach den Unbekannten, die mehrere Linden vergiftet haben, läuft weiter. "Der Fall ist an die Staatsanwaltschaft übergeben, bislang gibt es aber noch keine Hinweise auf die Täter", berichtete Bauhofleiter Johannes Baaken. Auch die 2 000 Euro Belohnung, die der Heimatverein Twisteden ausgesetzt haben, hat noch keine Hinweise geliefert. Aktuell wird gerade der Stoff untersucht, den die Unbekannten in die Bäume gespritzt haben. Die Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Lufa) untersucht die Proben, die Ergebnisse werden in Kürze erwartet. "Wir erhoffen uns davon weitere Hinweise", sagt Baaken. So soll auch geklärt werden, ob die Stoffe für Menschen gesundheitsschädlich sind

Zumindest gebe es erste leichte Anzeichen dafür, dass sich die Bäume vielleicht doch erholen. Die Firma Mikro Veda aus Twisteden hat kostenlos ihr Know-How zur Verfügung gesetzt und einen Versuch gestartet, um die vergifteten Bäume zu retten. Einmal ist an den Stämmen ein kleiner Krater ausgehoben und mit einer besonderen Mischung aus Mikroorganismen gefüllt worden. Diese Bakterien soll der Baum mit den dünnen Wurzeln aufnehmen und dadurch dann wieder das geschädigte Immunsystem aufgebaut werden. Zudem versprühten die Helfer besondere Photosynthese-Bakterien. Die sollen quasi die Funktion der abgestorbenen Blätter übernehmen. Sie können Sonnenlicht umwandeln, was sonst Aufgabe des Grün am Baum ist. Das Mittel wurde bis oben in die Blätter gesprüht. "Das erfolgt besonders vorsichtig, damit sich die Bakterien bei diesem Vorgang schon mit Sonnenlicht aufladen können", erläutert Kurt-Walter Lau von Mikro Veda. Ihm als Twistender sei es eine Herzensangelegenheit, die Bäume zu retten. Dabei bekomme er viel Unterstützung aus dem Ort. Denn die Behandlung muss weiterlaufen, fast täglich wird beobachtet, ob der Einsatz Erfolg hat. Denn auch für Lau ist das eine Premiere. Bislang hat er dieses System noch nicht an Bäumen ausprobiert.

Der Bauhof hat die Kronen der Bäume ausgedünnt und die abgestorbenen Blätter abgeschnitten. Und inzwischen zeigen sich offenbar ganz zarte Erfolge. "Wir haben schon die ersten Triebe erkennen können", sagt Lau. "Dieser Erfolg freut uns sehr, es ist aber erst ein Anfang und wir werden unsere Behandlung erst einmal weiter fortsetzen." Immer noch muss er den Kopf über den Vorfall schütteln. So einen Fall habe er noch nie erlebt. "Wer macht denn so etwas?", fragt er sich. Die Schäden an den Bäumen waren bei Routine-Arbeiten entdeckt worden. Zunächst hatte der Bauhof fünf Linden ausgemacht, an denen die unbekannte Chemikalie gefunden worden war. Inzwischen ist ein weitere Baum mit den gleichen Schäden gefunden worden.

Auch Johannes Baaken freut sich, dass die Vitalität der Bäume besser geworden sei. "Wir müssen aber beobachten, ob das nur eine Momentaufnahme ist oder ob sich die Bäume tatsächlich erholen." Die Krone sei zurückgeschnitten worden, damit keine Äste herunterfallen.

(RP)
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