Kevelaer Aktion: Obstbäume zum Mitnehmen

Kevelaer · Der Verein Natur und Kultur im Achterhoek gab am Samstag mehr als 100 Stämmchen aus. Ziel ist es, die Umwelt wiederzubeleben. Von Knubbelkirsche über Mirabelle bis zu diversen Apfelsorten war alles dabei.

 Auch der Achterhoeker Nachwuchs freut sich darauf, irgendwann mal Äpfel ernten zu können.

Auch der Achterhoeker Nachwuchs freut sich darauf, irgendwann mal Äpfel ernten zu können.

Foto: Seybert

Apfel oder lieber Mirabelle, die Wahl fällt schwer. Eines ist aber sicher, geerntet wird demnächst im eigenen Garten. Das war das Ziel der Aktion des Vereins Natur und Kultur im Achterhoek (NuK). Am Samstag konnten Menschen aus Achterhoek und Umgebung sich ein Obstbäumchen für den heimischen Garten abholen, kostenlos. Finanziert hatte der Verein NuK die Aktion durch den Erlös des Buches "Im Achterhoek - op gen Winkel". Ein Teil des Erlöses wurde für verschiedene gute Zwecke gespendet, der andere Teil in Bäume umgesetzt.

110 Obstbäume standen am frühen Samstagmorgen offiziell ab 10 Uhr zur Abholung bereit. Bereits eine halbe Stunden vorher war der erste Interessent da und schaute sich in aller Ruhe die verschiedenen kleinen Stämme an, die fein säuberlich nach Sorten sortiert auf dem Dorfplatz standen. An einigen hingen bereits Zettel mit dem Namen ihrer Abholer. Das Interesse an der Aktion war bereits im Vorfeld so groß, dass der Vorstand des NuK kurzerhand von 100 auf 110 Bäume aufstockte.

Die Aktion hatte sich über die Grenzen des Achterhoeks herumgesprochen. In die muntere Schar der Obstbaumabholer hat sich ein junges Paar mit Kleinkind aus Kevelaer gemischt. "Wir haben davon gelesen und spontan Zeit", erklärt Simone Müller, warum sie mit Mann Marcin Bajor und dem zweijährigen Karl nach Achterhoek aufgebrochen ist. Das Paar sucht zwei Apfelbäume, in erster Linie als Schattenspender. Dass der auch noch Früchte parat hält, umso besser. "Die erste Ernte dauert wohl noch", sagt die Kevelaererin angesichts der nackten Bäumchen, denen der 87-jährige Franz Baaken noch einen fachmännischen Obstbaumschnitt verpasst. Beratung und eine kleine Einführung in die Geheimnisse des richtigen Schnitts gibt es an dem Morgen inklusive. "Ich finde das super", sagt die Kevelaererin, während ihr Mann die beiden Apfelbäume trägt.

Ein bisschen kommt an dem Morgen Jäger- und Sammleratmosphäre auf. Es wird beraten und gefachsimpelt, welche Bäume noch da sind, welche Sorte süß, welche sauer ist. "Die Mirabellen waren schnell weg, es gibt einen leichten Überschuss an Äpfeln", stellt Johannes Baaken vom Vorstand des NuK zufrieden fest.

Tatkräftige Unterstützung hatte er an dem Morgen mit seinem Sohn Raphael und seinem Vater Franz, dem Obstbaumschneideexperten. Die Ausgabe der 110 Obstbäume habe einen tieferen Sinn, über den des schmückenden Beiwerks im Garten hinaus, betont der Vorsitzende des NuK, Rainer Verhülsdonk. "So ein Baum ist wichtig, um das Klima zu regulieren", erklärt er. "So ein Blatt ist eine kleine Fabrik, Stichwort Photosynthese. Das Abfallprodukt ist Sauerstoff, ohne den können wir nicht leben."

Er und die anderen Mitgleder des NuK möchten dem "Ausräumen der Natur" etwas entgegensetzen. Mit der Ausgabe der Bäume ist ein erster sichtbarer Schritt getan. "Für mich ist erst richtig Frühling, wenn die Obstbäume blühen. Das ist die schönste Zeit im Jahr", sagt Verhülsdonk. Bald werden in Achterhoek und Umgebung 110 mehr blühen als zuvor, und Früchte tragen.

(RP)
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