Weeze Airport sieht sein Fortbestehen akut nicht gefährdet

Weeze · In nicht-öffentlicher Sitzung soll der Landrat den Kreistag über die Finanznot des Flughafens informiert haben.

Nach der Streichung von 18 Ryanair-Zielen ab Weeze sieht sich der Airport einmal mehr in einer schwierigen finanziellen Situation. Kürzlich soll sogar Landrat Wolfgang Spreen in nicht-öffentlicher Sitzung ein ziemlich düsteres Bild der Lage gemalt haben. Auf Anfrage der RP gab es von Pressesprecherin Ruth Keuken dazu allerdings nur einen Satz, den sie sagen durfte: "Zu möglichen Themen und Inhalten aus nicht-öffentlicher Sitzung gibt es weder eine Bestätigung, noch ein Dementi, noch einen Kommentar."

Ebenso zum Schweigen verdonnert sind die Politiker. Die sich indirekt und ohne Namen natürlich doch äußern. Tenor: Die Situation sei ernst, es müsse mit allem gerechnet werden. Die RP sprach über die aktuelle Lage mit dem Geschäftsführer der Flughafen Niederrhein GmbH, Ludger van Bebber. Auf die Frage, ob die Ankündigung von Ryanair, den Flugplan erheblich auszudünnen, den Airport in existenzielle Bedrängnis bringe, antwortet er: "Der Rückgang an Flugverbindungen ist ein herber Rückschlag. Die Standortbedingungen für den Luftverkehr und speziell für grenznahe Flughäfen wie Weeze haben sich in den letzten Jahren durch politische Entscheidungen wie etwa die Luftverkehrssteuer dramatisch verschlechtert. Diese Einflüsse führen zu erheblichen Umsatzeinbußen am Airport. Im Gegenzug hat der Finanzminister rund neun Millionen Euro Luftverkehrssteuer aus Weeze vereinnahmt. Der Airport, die Mitarbeiter und das gesamte kommunale Umfeld bezahlen den Preis für diese Belastung."

Schwebt über dem Flughafen das Damoklesschwert der Insolvenz? Ist der Landrat so deutlich geworden? Das wisse er nicht, sagt van Bebber, er sei ja nicht dabei gewesen. Klar sei aber, dass "die Streichung von 18 Destinationen aus unserer Sicht sicher bedrohlich ist und kein normaler Geschäftsvorgang". Aber er versichert auch: "Der offensichtlich großen unternehmerischen Herausforderung werden wir mit unternehmerischen Maßnahmen begegnen." Man gehe von einem erfolgreichen Fortbestand der Gesellschaft aus. Dazu seien zusätzliche Einnahmen im fliegerischen und nicht-fliegerischen Bereich und eine strikte Kostenkontrolle nötig.

Branchenkenner bescheinigen dem Airport übrigens, deutlich weniger Geld für die Passagiere auszugeben, als es andere Flughäfen tun. Für das laufende Jahr erwartet van Bebber keine Überraschungen mehr — die Flugpläne für die Sommersaison sind freigeschaltet, das Marketing konzentriere sich bereits auf die Entscheidungen für das Jahr 2015. Nach Informationen der RP erwartet die Politik, dass der Airport dem aktuellen Liquiditätsengpass nicht durch weitere Anleihen beim Kreis Kleve begegnet. Schließlich kann der Flughafen schon jetzt seine Zinsen nicht zurückzahlen, wodurch der Kreis mehr Anteile am Airport erhält (derzeit etwa drei Prozent).

Ob Hauptgesellschafter Burman weiteres Geld nachschiebt? "Es gibt viele Möglichkeiten der Liquiditätsbeschaffung, sowohl im Bereich des Eigen- wie auch des Fremdkapitals", antwortet van Bebber. Der Investor habe bisher rund 50 Millionen Euro als Eigenkapital zur Verfügung gestellt, rund 26,5 Millionen stellten Kreis und Gemeinde Weeze als Darlehen zur Finanzierung der Infrastruktur bereit. "Dies war das entscheidende Fundament für unsere erfolgreiche Entwicklung in den letzten zehn Jahren." Eine finale Entscheidung zum Finanzierungsmix der künftig notwendigen Liquidität sei noch nicht getroffen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort