Kevelaer Älteste Kevelaererin ist jetzt 106 Jahre alt

Kevelaer · Vor mehr als einem Jahrhundert wurde Elisabeth Pauels geboren. Zu ihrem 106. Geburtstag haben wir nachgefragt: Was beschäftigt sie? Wie erreicht man solch ein Alter? Und welche Weisheiten gewinnt man auf dem Weg?

 Elisabeth Pauels stieß im Seniorenheim "Regina Pacis" auf ihren 106. Geburtstag an. Die Kevelaererin, die geistig noch zu 100 Prozent fit ist, sagt: "Ich habe gerne gelebt."

Elisabeth Pauels stieß im Seniorenheim "Regina Pacis" auf ihren 106. Geburtstag an. Die Kevelaererin, die geistig noch zu 100 Prozent fit ist, sagt: "Ich habe gerne gelebt."

Foto: Seybert

Elisabeth Pauels ist die älteste Person in Kevelaer und wahrscheinlich auch mit der älteste Mensch im Kreis Kleve. Geboren wurde sie am 2. Januar 1910 - seitdem hat sie so viel erlebt. Ob es Kriege waren, Notsituationen, persönliche Dramen oder auch viele Momente der Freunde, des Glücks und der Liebe.

Bis Anfang 2015 lebte sie noch ganz eigenständig. "Doch dann habe ich mir das Bein gebrochen und bin anschließend hierher gezogen, ins ,Regina Pacis'", erzählt Pauels. Das "Haus für Senioren" gefalle ihr richtig gut "und ich möchte auch nirgendwo anders mehr sein".

Ihren Geburtstag am Samstag hat sie nach einem kurzen Besuch des stellvertretenden Bürgermeisters Egon Kammann mit ihrer in der Schweiz lebenden Tochter verbracht, die auch bereits die 70 überschritten hat.

Was hat Elisabeth Pauels in ihrem langen Leben bislang schon mitgemacht? Was war denn zum Beispiel die schlimmste Zeit, die sie erlebt hat? Als sie die Frage hört, hält Pauels kurz inne und überlegt. Eher zaghaft kommt die Antwort: "Vielleicht der Krieg?"

Und was war die beste Zeit? Auch hier überlegt sie etwas, bevor sie mit den Schultern zuckt und einen Liedtext zitiert: "Freund, ich bin zufrieden, geh es, wie es will! Unter meinem Dache, leb' ich froh und still. Mancher Tor hat alles, was sein Herz begehrt; doch ich bin zufrieden, das ist Goldes wert."

Nach dieser Philosophie lebt Pauels. Zufrieden, freundlich und etwas stoisch sieht sie in die Zukunft. Geistig ist sie noch zu 100 Prozent fit. Sie betätigt sich im Kegelclub von "Regina Pacis" und verschmäht weder einen Kurzen noch ein leckeres Schinkenbrot.

Auf die Frage hin, wie man denn 106 Jahre alt wird, antwortet sie lachend: "Das geht von selbst!" Was ansonsten das lange Leben betrifft, verweist sie auf eine höhere Macht: "Was das angeht, müssen sie oben nachfragen", meint sie mit einem Schmunzeln, während sie mit einem Finger gen Himmel zeigt. Ansonsten sagt sie zum körperlichen Durchhalten: "Ich hab alles genommen, wie es kam. Wie Gott will, ich halte still!" Und für die geistige Gesundheit gibt es von ihr den schlichten Ratschlag: "Zufriedenheit macht glücklich."

Ob sie denn irgendetwas vermisse oder eine aktuelle Neuerung besonders toll finde, denn in 106 Jahren ändern sich ja schon ziemliche viele Sachen? Auch hier bleibt sie bescheiden: "Da gibt es eigentlich auch nichts. Ich vermisse keine bestimmten Sachen."

Und was kann sie zum Zusammenleben der Menschen sagen? Welche Weisheit hat sie in ihren 106 Jahren mitbekommen, die sich andere vielleicht etwas mehr zu Herzen nehmen sollten? "Es ist ganz einfach", so Elisabeth Pauels. "Es soll jeder leben, wie er will. Man soll immer anständig sein, und man sollte daran arbeiten, sich gut zu verstehen."

Zum Abschluss ihres Geburtstagsinterviews bei der großen Feier im Seniorenhaus am Montagmorgen bleibt am Ende noch eine Frage: Ob es denn noch etwas wichtiges gibt, was sie über sich sagen möchte? Die 106-Jährige lehnt sich zurück, überlegt kurz und meint schließlich entschlossen mit fester Stimme:

"Ich habe gerne gelebt!"

(cnk)
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