Kevelaer Ackernde Oldtimer auf Graefenthal

Kevelaer · Die Treckerfreunde Hommersum feierten den 20. Vereins-geburtstag mit tausenden Besuchern und einer Premiere: Erstmals fand das Traktorentreffen auf Gut Graefenthal statt. Rund 700 Fahrzeuge waren vor Ort.

Kevelaer: Ackernde Oldtimer auf Graefenthal
Foto: GOTTFRIED EVERS

Zu der Zeit, als Graf Otto II. von Geldern 1248 das Kloster Graefenthal gründete, waren allein die menschlichen Muskeln für die anfallenden landwirtschaftlichen Arbeiten zuständig. Doch nach dem Motto "Not macht erfinderisch" nutzte man immer mehr die Naturkräfte, den Flaschenzug und weitere raffinierte Geräte, um effektiver wirtschaften zu können.

Als Kraftspender dienten Pferde und Ochsen, die Karren und Pflug zogen. Das ging über viele Jahrhunderte so.

 Flanieren entlang der historischen Schätzchen - die Besucher kamen nicht nur aus der Region, sondern auch aus dem Ruhrgebiet, den Niederlanden und sogar Belgien.

Flanieren entlang der historischen Schätzchen - die Besucher kamen nicht nur aus der Region, sondern auch aus dem Ruhrgebiet, den Niederlanden und sogar Belgien.

Foto: Evers Gottfried

Dann brachten die Motoren, die Tag für Tag schuften konnten ohne zu ermüden, den Durchbruch. Durch diese Zuggeräte war es dann nämlich möglich, pflügen, säen und ernten von menschlichem Leistungsvermögen: Die Maschinen ersetzten die Muskelkraft.

Wie schweißtreibend die Landwirtschaft damals tatsächlich war, konnte man am vergangenen Wochenende auf Gut Graefenthal sehen, als mutige Aktive mit Dreschflegeln das Korn aus den Ähren trieben. Alternativ übernahm ein Dreschkasten, angetrieben von einem alten Hanomag, diese Arbeiten: Jetzt mussten die Helfer nur noch die Dreschmaschine mit den Getreidegarben füttern - und schon kamen Körner und Stroh getrennt aus dem Kasten. Was für eine Erleichterung.

Das war aber nur einer der vielen Aktions-Standorte beim elften Oldtimer Treckertreff der Treckerfreunde Hommersum-Kessel, die vor 20 Jahren dieses Ereignis ins Leben riefen. Frank Janßen, einer der Organisatoren, erinnert sich: "Damals konnten wir 120 bis 150 Oldtimer zeigen - heute sind es rund 700, und 1997 lockten wir damit geschätzte 500 Leute an. In diesem Jahr werden wir wohl die 5000er Marke überschreiten."

Aufgrund der runden 20 Jahre hat der Verein auch den Ausstellungsort von Hommersum zum davon nicht weit entfernten Gut Graefenthal verlegt. Wie man an der Besucherzahl sah, fanden sowohl die Zuschauer als auch die Oldtimer-Besitzer, die vom gesamten Niederrhein, dem Ruhrgebiet, aus Freiburg, den Niederlanden und sogar aus Meerle in Belgien anreisten, diesen geschichtsträchtigen Ort.

Gemischt waren auch die historischen Traktoren: winzig oder riesig, bekannt oder fremd sowie elegant oder rostig. Aber über allen Marken thronte wie gewohnt der Lanz-Bulldog.

Es ist schon ein Erlebnis für alle Sinne, wenn der Fahrer solch eines Kalibers in nächster Nähe aufs Gaspedal tritt. Man merkt sofort: Das ist kein lautloses und emissionsfreies Elektroauto. Aber Kraft hat er allemal. Mühelos zog der Lanz in der Baumstamm-Arena Mega-Rundhölzer, die zudem Berge von Sand vor sich herschoben. Mit Blick auf die mittlerweile pulverfein zerfahrene Erde meinte ein Zuschauer spontan: "Hier ist der Boden jetzt gut für Spargel."

Doch nicht nur in diesem Rund konnte die Stärke der Oldtimer-Trecker getestet werden, sondern auch an einem neutralen Kraftmesser, dem "Dynamometer". Treckerfreund Klaus von Agris: "Manch einer war schon erschüttert, wenn auf der Anzeige zehn PS weniger standen als er fest erwartet hatte." Andererseits steckte in Motoren auch schon mal mehr Kraft, als in den Papieren vermerkt stand - dann hatte der eifrige Besitzer eben zu intensiv "gebastelt".

Zumeist ging's allerdings eher gemütlich bei diesem Treckertreff zu: In aller Ruhe tuckerten etliche fein herausgeputzte Land-Schätzchen mit Anhängern voller großer und kleiner Besucher durch die endlos scheinenden Reihen der Oldtimer-Traktoren.

(RP)
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