Kevelaer 125 Jahre Klarissen in Kevelaer

Kevelaer · Der Orden ist in der Marienstadt eine Institution. Inzwischen gibt es das Kloster hier 125 Jahre. Am Sonntag feiert Bischof Genn mit den Schwestern das Jubiläum.

 Vorfreude auf das Jubiläum: Schwester Ursula, Schwester Theresia und Schwester Magdalene in der Kapelle des Klarissenklosters.

Vorfreude auf das Jubiläum: Schwester Ursula, Schwester Theresia und Schwester Magdalene in der Kapelle des Klarissenklosters.

Foto: Thomas Binn

Am Wochenende feiern die Klarissen-Schwestern das 125-jährige Bestehen ihres Klosters in Kevelaer. Die Geschichte der Abtei ist nicht nur gezeichnet von kirchlicher Gemeinschaft, sondern auch vom Zweiten Weltkrieg, in dem das Kloster zerbombt und daraufhin in zehn Jahren schließlich wieder aufgebaut wurde.

Im Vorfeld des Jubiläums luden die Klarissenschwestern zu einem gemütlichen, unerwartet lustigen Informationsabend ein. Schwester Bernadette und Schwester Magdalene leiteten mit einer gehörigen Portion Humor durch den Abend, und auch viele andere Schwestern beteiligten sich rege. So bekamen die Gäste einen hautnahen Einblick in das Klosterleben in Kevelaer. Zurzeit leben noch 16 Schwestern im Alter von 44 bis 88 Jahren im Kloster am Klaraplatz.

An dem kurzweiligen Abend wurden zunächst einige Fotos aus dem Klosteralltag gezeigt, die die Schwester bei der Arbeit im Garten, in der Küche aber auch bei lustigen Würfelspielen zeigten. Neben kurzen Episoden aus der Geschichte des Klosters wurden auch eine Menge lustiger Anekdoten erzählt, besonders freuten sich die Schwestern über die vielen Fragen der interessierten Gäste.

Schwester Bernadette erzählt, dass die Geschichte des Klosters durch die Zerstörung des Krieges gezeichnet ist. Sie erinnert an den 27. September 1944, an dem das Kloster bombardiert und zerstört wurde. Bei der Bombardierung verloren zwei Schwestern ihr Leben, weitere wurden bei den Angriffen schwer verletzt.

Das Kloster wurde wiederaufgebaut und konnte 1954 wieder von den Schwestern "bezogen werden". Während dieser Zeit kamen die Schwestern zunächst bei den Klarissen in Bocholt unter und später, erzählt Schwester Bernadette mit einem kleinen Lachen, in Borken in einer Schnapsfabrik.

Die gefühlvolle Nacherzählung der Geschichte berührt alle Anwesenden spürbar, doch der Abend ist besonders von lustigen Anekdoten geprägt. Schwester Magdalene erklärt: "Es sind so viele Geschichten über uns im Umlauf, von denen stimmt die Hälfte nicht - und die anderen sind nicht wahr." So war für fast alle neu, dass es die so genannte "Hungerglocke" gar nicht gibt. Die Geschichte, dass die Klarissen, diese läuten würden, wenn sie nichts zu essen haben, hält sich seit Jahrzehnten hartnäckig.

Wahr hingegen ist jedoch, dass sich das Kloster nur durch Spenden finanziert und "von dem, was man uns schenkt" so Schwester Bernadette. Mittlerweile gehe es ihnen aber vergleichsweise gut, zu früheren Zeiten gab teilweise nur Wasser und Brot zu essen und offene Feuertöpfe wurden genutzt um die Betten aus Stroh vorzuwärmen. Trotz der großen Feuergefahr sei aber glücklicherweise nie etwas passiert. Besonders interessiert waren die Gäste auch am Alltag der Schwestern und daran "wie man denn eigentlich Nonne wird?".

An Nachwuchs mangelt es bekanntlich schon seit Jahren. So kamen 2001 bereits Schwestern aus Münster nach Kevelaer und 2014 drei Schwester von Siegen zu den Klarissen nach Kevelaer. Denn an anderen Orten werden Klarissenklöster geschlossen.

Trotz der Armut, die sie gelobt haben, der harten Arbeit die sie jeden Tag leisten und der harten Zeiten besonders zum Ende des Zweiten Weltkriegs spürt man ihre Begeisterung, wenn sie von der Liebe zu Gott und "ihrem Weg" erzählen.

Am Sonntag, 8. Oktober, wird das Jubiläum mit einem Pontifikalamt mit Bischof Felix Genn um 10 Uhr im Klarissenkloster gefeiert. Anschließend gibt es die Möglichkeit zur Begegnung mit den Schwestern. Sie würden sich über viele Besucher freuen.

(RP)
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