Stadt Kempen Zirkusschule ganz ohne Hausaufgaben

Stadt Kempen · Auf dem Gelände der Astrid-Lindgren-Grundschule in Kempen hat ein Zirkus sein Zelt aufgeschlagen. Auch Lehrer und Eltern gehen unter die Artisten. Zum Auftakt der Zirkuswoche stellten sie den Schülern ihr Erlerntes vor.

 Lehrer und Eltern hatten viel Spaß bei der Zirkus-Vorstellung, die sie vor den Grundschülern gaben.

Lehrer und Eltern hatten viel Spaß bei der Zirkus-Vorstellung, die sie vor den Grundschülern gaben.

Foto: Bianca Treffer

"Eine Woche keine Hausaufgaben, ist das nicht Spitze?" Kaum hat Edgar Hedergott diese Frage gestellt, das schallt ihm auch schon ein lautstarkes "Ja" entgegen, dem die Begeisterung auf der ganzen Linie anzuhören ist. "Eine Woche geht ihr in die Zirkusschule. Ist das Klasse?", möchte der Betreiber der Freien Pädagogischen Initiative Unna von den Kempener Grundschülern wissen. Das folgende "Ja" ist eine Steigerung der ersten Antwort. Die 245 Schülerinnen und Schüler der Astrid-Lindgren-Grundschule können es fast gar nicht mehr erwarten, selber in der Manege zu stehen. Doch zuerst sind andere im Zirkuszelt an der Reihe, denn die Lehrer und etliche Eltern präsentieren, was sie in der Zirkusschule bereits gelernt haben. Schließlich gehen sie in den kommenden Tagen zusammen mit dem Artisten und Zirkuspädagogen unter die Anleiter im "Astrello Lindello", wie die Grundschule ihren Zirkus getauft hat.

"Sollen wir starten?", fragt Hedergott und gibt nach dem donnernden "Ja" die Manege frei für "Sigi, den Floh". Michaela Holtmanns, eine der Mütter der Grundschüler, erobert mit fröhlich geschminktem Clownsgesicht und in gestreifter Latzhose als Erste die Manege. Aber sie ist nicht allein. Unter dem Gelächter der Kinder stellt sie Sigi, ihren Floh, vor. Und damit fängt der circensische Reigen an. 16 Lehrkräfte und 24 Eltern zeigen, was sie bei den Mitarbeitern der Freien Pädagogischen Initiative Unna in einem zweistündigen Nachmittagskursus einstudiert haben.

Zum dritten Mal macht die Initiative mit dem Zirkusangebot Station an der Grundschule im Kempener Stadtbezirk Hagelkreuz. "Uns ist es wichtig, dass jedes Kind im Rahmen des Grundschulbesuches einmal in den Genuss des Zirkusprojektes kommt", betont Schulleiterin Sabine Stammen. Das Angebot passt genau in das Schulmotto "Man kann viel, wenn man sich recht viel zutraut".

Im Rahmen der Zirkuswoche machen die Kinder gänzlich andere Erfahrungen. Sie schlüpfen in andere Rollen und entdecken Talente an sich, die bis dato in ihnen schlummerten. Aber auch das Schulklima an sich profitiert von dem Angebot. "Es ist einmal ein ganz anderes Arbeiten, auch mit den Eltern. Sie nehmen sich teilweise sogar extra eine Woche Urlaub, um gemeinsam mit uns und den Kindern in den verschiedenen Gruppen zu arbeiten. Das Engagement ist gewaltig und der Zusammenhalt ist einfach schön", berichtet Sabine Stammen.

Für die Lehrer selber ist es ebenfalls immer wieder eine neue Erfahrung, wenn sie in den unterschiedlichen circensischen Bereichen geschult werden und arbeiten. Sabine Stammen gehörte so im vergangenen Jahr der Artisten-Gruppe an. Diesmal ist sie unter die Fakire gegangen, wie sie bei der Aufführung demonstriert, bei der unter anderem über Glasscherben gegangen wird. Kollegin Agatha Christ-Blenkers begeistert ihre Schüler als Clown. "Das ist für mich ein neues Metier. Ich finde es schön, dass auch wir Lehrer immer wieder Neues beim Zirkus ausprobieren können", Sagt Agatha Christ-Blenkers.

Die Grundschüler haben bei der Aufführung jede Menge Spaß. Egal, ob die Scherze der Clowns, die mutigen Fakire, die Balanceakte der Artisten inklusive Seiltanz, die fluoreszierenden Ringe bei der Schwarzlicht-Jonglage oder die Tricks der Zauberer, die aus leeren Dosen Flaggengirlanden zaubern und ganz viele Luftballons verschwinden lassen - zu sehen gibt es reichlich.

Eins ist aber für alle Schüler schwierig. Sie müssen sich nach der Vorstellung entscheiden, in welchen Bereich sie selber trainieren möchten. Kiara weiß so noch gar nicht, was sie machen will, weil sie alles toll findet. Hannah schwankt dagegen zwischen Akrobatik und Trapez. Doch egal, wie die Entscheidungen ausfallen, eins ist klar. Sie alle werden eine spannende Woche erleben, bevor es auch für sie heißt: Manege frei, die Show kann beginnen.

(tref)
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