Stadt Kempen Zeitreise im Weberhaus

Stadt Kempen · Der Heimatverein feierte Tag offenen Tür im Weberhaus. Dort findet sich so manches alter Schätzchen. Außerdem konnten die Besucher sich im Bauerngarten umschauen.

 Stolz ist der Heimatverein auf seinen bunten Bauerngarten. Beim Tag der offenen Tür konnten die Besucher die bunte Pracht bewundern.

Stolz ist der Heimatverein auf seinen bunten Bauerngarten. Beim Tag der offenen Tür konnten die Besucher die bunte Pracht bewundern.

Foto: wolfgang kaiser

Zurück ins Jahr 1920: Der alte Flachwebstuhl macht ganz schön viel Krach. "Das Klappern gehört zum Handwerk", heißt es als Antwort auf einem der Schilder an der Wand. Günter Linke erklärt, wie aufwendig es zur damaligen Zeit war, Stoffe zu weben. Rund eintausend Fäden werden durch die richtigen Handgriffe zu einer Tischdecke gewebt. "Damit verdienten die Menschen damals ihren Lebensunterhalt", sagt Linke, der 49 Jahre in einer Weberei gearbeitet hat. Am Webstuhl steht ein kleiner Käfig mit zwei kleinen Kunst-Vögeln: "Man hatte früher ja kein Radio, das Zwitschern der Vögel war wie Gesang", so der Experte. Die Besucher, die zum ersten Mal im Weberhaus an der Königsstraße sind, staunen und haben viele Fragen an die Mitglieder des Heimatvereins.

Die Räume sind zwar klein, jedoch originalgetreu instand gesetzt vom Heimatverein St. Hubert, der mittlerweile seit über 50 Jahren existiert. Es sind die kleinen Details, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie die alten Gusseisen, die mehrere Kilogramm schwer sind, oder der alte Küchenherd mit seinem Zwiebelmuster aus dem Jahre 1910, der im Trauzimmer steht. "Früher war das hier mal eine Schneiderei", erklärt Frank Schubert vom Heimatverein. In der guten Stube heiraten Paare, die sich ihrer Heimat verbunden fühlen. Aber auch Schulklassen und Kindergartengruppen schauen vorbei und erleben mit Werner Bovenschen eine Reise in die Vergangenheit.

Im Keller des Hauses ist alles noch so, wie es früher einmal war: Die Früchte und Gemüse sind in Gläsern eingekocht. Im Schlafzimmer ist eine Wand freigelegt, so dass man die Beschaffenheit genau nachvollziehen kann: dünne Holzbalken und Lehm, die dann lediglich weiß verputzt wurden. Über eine schmale und steile Treppe gelangen die Besucher auf den Dachboden, der viele alte Schätzchen birgt. Das Dach ist zwar neu. Die Strohpuppen zwischen den Ziegeln zeigen aber, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Besonders interessant ist eine alte Schulbank mit ebenso alten Büchern und einem Füllfederhalter. Auch der alte Schreibtisch des Bürgermeisters findet sich hier. Karin Schubert ist mindestens ein Mal pro Woche an einem ihrer Lieblingsorte - im Bauerngarten des Heimatvereins, in dem sie sich um die Pflanzen und Kräuter kümmert. Als gelernte Floristen weiß sie, wann welche Blumen blühen und bereits im Frühjahr zeigt sich eine außergewöhnliche Farbenpracht: "Das sind hier rund 150 Quadratmeter, um die ich mich kümmere, alles für die Heimat", sagt Schubert und lächelt. Ein Besuch, der sich lohnt, denn in dem Haus an der Königsstraße gibt es viel aus der Vergangenheit zu entdecken, was man aus Erzählungen der (Ur)Großeltern gehört hat und die im Weberhaus Wirklichkeit werden.

(janj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort