Stadt Kempen Zeit für Senioren: Begleitung im Alltag

Stadt Kempen · So-Net Kempen ist vielen Menschen in der Thomasstadt inzwischen ein Begriff geworden. Aber immer noch gibt es Hemmschwellen, das Angebot des Senioren-Netzwerkes zu nutzen.

 Quartiersmanager Ingo Behr, Marion Loebniz (v.l.) und Therese Giesbertz-Adam (r.) betreiben Seniorenarbeit. Zu denjenigen, denen sie helfen, zählt auch Elisabeth. Ihren Nachnamen möchte sie nicht gedruckt sehen.

Quartiersmanager Ingo Behr, Marion Loebniz (v.l.) und Therese Giesbertz-Adam (r.) betreiben Seniorenarbeit. Zu denjenigen, denen sie helfen, zählt auch Elisabeth. Ihren Nachnamen möchte sie nicht gedruckt sehen.

Foto: wolfgang kaiser

Jeder Montag ist für die 81-jährige Elisabeth aus Kempen und Marion Loebnitz ein besonderer Tag. "Dann drehen wir nämlich zusammen eine Runde durch Kempen und gehen im Anschluss Kaffee trinken mit einem leckeren Stückchen Kuchen. Das macht uns beiden Spaß", sagt Loebnitz. Eine Aussage, die die Seniorin mit einem herzlichen Lächeln bestätigt. Das Ritual gibt es im Herbst seit nunmehr drei Jahren. Loebnitz gehört dem Senioren-Netzwerk Kempen an, kurz So-Net genannt. Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit kam sie mit Elisabeth zusammen.

"Ich habe über den medizinischen Dienst von dem Angebot erfahren. Sie brachten damals einen Flyer mit. Ich habe einfach angerufen und es gab ein erstes Treffen", berichtet die 81-Jährige. Sie ist außerhalb der Wohnung auf den Rollstuhl angewiesen und wollte gerne wieder ein bisschen mehr nach draußen kommen. Ein wenig gespannt sei sie damals schon gewesen, gibt sie ehrlich zu. Aber dazu wäre gar kein Grund vorhanden, wie die Kempenerin feststellen konnte. "Wir handhaben es immer so, dass sich beim ersten Kontakt nicht nur die spätere mögliche Begleitung vorstellt, sondern Ursula Frese immer dabei ist", informiert Therese Gisbertz-Adam.

Sie ist zusammen mit Frese die Ansprechpartnerin in Sachen So-Net und das sowohl für die Senioren, die das Angebot in Anspruch nehmen wollen, wie auch die Bürger, die sich ehrenamtlich bei So-Net einbringen möchten. Eine erste Kontaktaufnahme zeigt eigentlich immer, ob die Chemie zwischen Begleitung und Senior stimmt, denn das ist unabdingbar, wenn eine Begleitung funktionieren soll.

So-Net bietet dabei keine festen Angebote an. "Es kommt immer darauf an, was der Senior sich wünscht", betont Gisbertz-Adam. Manch einer sucht eine Begleitung zum Einkauf, ein anderer freut sich über eine Runde Schach oder Vorlesen und für wiederum andere ist es die Gelegenheit, einfach einmal zu erzählen oder gemeinsam eine Runde spazieren zu gehen. Das Angebot einer Begleitung über So-Net ist für den Senior kostenfrei. Es sei denn, es fallen Kosten an, wenn jemand zum Beispiel mit der Begleitung ins Kino oder Theater gehen möchte. Dafür muss gezahlt werden. Wobei für Senioren, die einer Pflegestufe angehören, die Möglichkeit besteht, ein Betreuungsgeld über die Krankenkasse anzufordern. "Auch wenn schon etliche das Angebot So-Net nutzen, so scheint es doch immer noch eine Hemmschwelle zu geben, Kontakt auf- und Hilfe anzunehmen", sagt Ingo Behr, Quartiersmanager vom Hagelkreuz. Bei So-Net laufen derzeit 27 Begleitungen, wobei 38 Begleiter, im Alter von Anfang 40 bis knapp 80 Jahre, in der Kartei des Netzwerkes gelistet sind. "Auf zehn davon können wir derzeit nicht zurückgreifen, weil sie selber aktuell stark in Sachen Familie und Beruf eingebunden sind", sagt Gisbertz-Adam.

Daher ist die Initiative immer auf der Suche nach neuen Interessenten, die bei freier Zeiteinteilung Spaß daran haben, ein bisschen ihrer Zeit für Senioren abzugeben. "Dafür bieten wir eine entsprechende Weiterbildung an, denn wir haben allesamt nur qualifizierte Seniorenbegleiter", sagt Gisbertz-Adam. Die Ausbildung umfasst 39 Stunden Theorie - verteilt auf sieben Abende und einen Samstag - sowie 35 Stunden Praxis in der Altenpflege oder einen Tageseinrichtung. Wobei So-Net bei der Vermittlung der Praktika hilft. Für die Ausbildung ist eine Schutzgebühr von 50 Euro zu entrichten. Außerdem gibt es ein Angebot für pflegende Angehörige. Seit einem Jahr wird jeden vierten Montag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Pfarrheim Christ-König am Concordienplatz 12 im Hagelkreuz die "Verschnaufpause" angeboten.

Pflegende Angehörige finden hier die Möglichkeit für einen Austausch und können bei Frese, die das Angebot begleitet, auch Fragen rund um die Pflege stellen. "Für die Zeit in der Verschnaufpause bieten wir auch eine Betreuung für Pflegebedürftige an. Allerdings müssen sich die Angehörigen dafür vorher anmelden, damit eine entsprechende Betreuung dann vor Ort ist", erklärt Behr. Ansonsten können Interessierte die "Verschnaufpause" ohne Voranmeldung aufsuchen.

(tref)
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