Stadt Kempen Zeche: Investor hat ernste Absichten

Stadt Kempen · Ein potenzieller Investor für das Gelände und die Gebäude der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg verhandelt derzeit mit der RAG über den Ankauf. Er unterstützt die Pläne für eine naturnahe Folgenutzung des Geländes.

 Eine besondere Perspektive auf das Gelände und die Gebäude der ehemaligen Schachtanlage Niederberg IV in Tönisberg. Einige Gebäude und der Förderturm stehen unter Denkmalschutz. Im Hintergrund sind die Gebäude zu erkennen, die von der Firma Naue genutzt werden. Sie stehen nicht unter Denkmalschutz. Sie spielen aber bei einem neuen Nutzungskonzept durchaus eine Rolle, weil Naue bis Ende 2017 den Standort aufgibt.

Eine besondere Perspektive auf das Gelände und die Gebäude der ehemaligen Schachtanlage Niederberg IV in Tönisberg. Einige Gebäude und der Förderturm stehen unter Denkmalschutz. Im Hintergrund sind die Gebäude zu erkennen, die von der Firma Naue genutzt werden. Sie stehen nicht unter Denkmalschutz. Sie spielen aber bei einem neuen Nutzungskonzept durchaus eine Rolle, weil Naue bis Ende 2017 den Standort aufgibt.

Foto: ZECHENFÖRDERVEREIN

Heute erhalten die Fraktionen des Kempener Stadtrates wichtige Post aus dem Rathaus am Buttermarkt: Darin teilen Bürgermeister Volker Rübo und der Technische Beigeordnete Stephan Kahl mit, dass es den von der Politik gewünschten Besichtigungstermin auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage in Tönisberg vorerst nicht geben wird. Der für den 7. September geplante Workshop, bei dem über eine mögliche neue Nutzung des Geländes diskutiert werden sollte, findet ebenfalls nicht statt. Hinter der augenscheinlich schlechten Botschaft verbirgt sich eine insgesamt recht erfreuliche Nachricht: Die Verhandlungen der Ruhrkohle AG (RAG) als Eigentümerin mit einem potenziellen Investor, der das Zechenareal von der RAG übernehmen könnte, sind weit fortgeschritten. Ein Workshopverfahren macht zum derzeitigen Zeitpunkt keinen Sinn. Der Interessent hat bis 30. September Bedenkzeit, ob er den Deal mit der zuständigen RAG-Immobilientochter eingeht.

Der Technische Beigeordnete der Stadt Kempen, Stephan Kahl, bestätigte auf Anfrage der Rheinischen Post die Terminabsagen. Kahl bestätigte auch, dass der Kaufinteressent bis Ende September Zeit hat, sich zu entscheiden. Solange werden mögliche andere Interessenten an dem Gelände von den RAG-Immobilienverwaltern vertröstet.

Die RAG selbst nimmt zu dem Verfahren keine Stellung, hatte zuletzt entsprechende Medienanfragen mit dem Hinweis auf die laufenden Verhandlungen ausweichend beantwortet. Der potenzielle Investor, dessen Name von den Beteiligten zurückgehalten wird, ist bereits seit Längerem im Gespräch.

Wie Dezernent Kahl gestern im RP-Gespräch weiter mitteilte, haben er und Bürgermeister Rübo in der vergangenen Woche mit dem Interessenten gesprochen. Inhaltlich wollte Kahl sich gestern Nachmittag nicht zu dem Treffen äußern. Allerdings hält man im Rathaus die Pläne des potenziellen Investors für so ernsthaft, dass eben alle anderen Aktivitäten (Ortstermin der Fraktionen und Workshop Anfang September) zunächst verschoben werden.

Peter Kunz, Vorsitzender des Zechen-Fördervereins, bestätigte gestern Abend auf RP-Anfrage, dass der Bezirksverband des Naturschutzbundes Nabu und die Zechenfreunde mit dem potenziellen Investor seit geraumer Zeit in Kontakt sind. Man habe ihm das gemeinsame Konzept einer naturnahen Nutzung von Gelände und Gebäude mit einer Art Naturschutzhof erläutert. Er wiederum habe Interesse an einer gemeinsamen Umsetzung signalisiert. Auch Kunz wollte sich zur Person des Interessenten nicht äußern, beschrieb ihn aber als einen Mann, der viel Erfahrung im Umgang mit historischen Gebäuden habe. Er sei ein "Denkmal-Profi", meinte Kunz.

Zur Erinnerung: Die frühere Schachtanlage auf dem Wartsberg war als Teil der damaligen Zeche Niederberg in Neukirchen-Vluyn von 1962 bis 1968 in Betrieb. Danach diente der Schacht noch einige Jahre der Bewetterung (Lüftung) für die Kohle-Förderung am Hauptstandort Neukirchen-Vluyn. 2001 wurde auch die still gelegt, im Jahr darauf der 535 Meter tiefe Schacht in Tönisberg mit Beton verfüllt.

Ein von der RAG geplanter Abriss von Zechenturm und Nebengebäuden wurde zuletzt zurückgestellt. In einem teilweise sehr kontrovers geführten Verfahren musste die Stadt Kempen Turm und Nebengebäude auf einen Erlass des NRW-Bauministers als oberster NRW-Denkmal-Instanz hin in die Liste der Denkmäler in der Stadt Kempen eintragen. Auf einem Teil des früheren Zechengeländes produziert die Firma Naue Spezialfolien. Sie nutzt dazu ehemalige Zechengebäude, gibt aber bekanntlich ihren Standort in Tönisberg spätestens Ende 2017 auf.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort