Stadt Kempen Wohlfühl-Programm für den Wartsberg

Stadt Kempen · Die Kempener Politik hat den Weg frei gemacht für die Weiterentwicklung der ehemaligen Bergarbeitersiedlung auf dem Wartsberg. Mit einem Bündel von Maßnahmen soll das Quartier aufgewertet werden.

In den politischen Gremien gab es einhelligen Beifall für das Quartierskonzepts für die Wartsbergsiedlung. Bei der Erstellung des Konzepts hat sich die Stadt bekanntlich Hilfe von außen geholt. Gemeinsam und unter Federführung der Stadtwerke Kempen wurde die Projektgruppe "LUST" (lebenswerte und umweltgerechte Stadt) der Hochschule Düsseldorf mit der Studie beauftragt.

Umfangreich wurde von der Projektgruppe der Hochschule Düsseldorf unter Leitung der Professoren Reinhold Knopp und Dr. Mario Adam der Ist-Zustand der Siedlung dokumentiert. Ausführlich wurde das Projekt und seine Ergebnisse in den Fachausschüssen des Stadtrates diskutiert und beraten. Während Prof. Knopp im Jugendhilfeausschuss die sozialen Aspekte des Konzeptes beleuchtete, nahm sein Kollege Adam im Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz vor allem die technische Infrastruktur des Viertels unter die Lupe.

Derzeit wird die Wärmeversorgung über ein Nahwärmenetz der Stadtwerke betrieben. Zwei Gaskessel, die sich auf dem ehemaligen Zechengelände nahe der Firma Naue befinden, sichern die Wärmeerzeugung. Allerdings gibt es große Verluste in dem Netz, außerdem ist der Aufwand zur Herstellung der Wärme fast doppelt so hoch wie im Fernwärmenetz der Stadt Kempen. Unterschiedlich hoch ist die CO²-Bilanz bei Strom und Wärme. Beim Strom liegt der Wert knapp unter dem deutschen Durchschnitt, bei der Wärme durch die hohen Verluste deutlich darüber.

Sieben verschiedene Varianten zur Wärmeerzeugung wurden geprüft, darunter auch eine Kombination von Blockheizkraftwerk mit der Abwärme der Firma Naue. Die Projektgruppe schlägt verschiedene Energiesparmaßnahmen sowohl für die Privatverbraucher als auch den öffentlichen Bereich vor. Im besten Fall ließe sich so die CO²-Emission um rund 81 Prozent senken. In ihrem Konzept stellt die Gruppe dazu einen ganzen Katalog von Maßnahmen vor.

Ebenfalls stellt die Auswertung vier Maßnahmen und Projektideen vor. Dazu gehören die Bereiche Energieerzeugung und Einsparung ebenso wie Mobilität und Vernetzung des Viertels. Wohnen und Wohnumfeld und Teilhabe am Ortsgeschehen, Nachbarschaft und Identifizierung mit dem Viertel gehören auch dazu. Auch hier gibt es wieder konkrete Maßnahmenvorschläge. Bewertet werden sie jeweils nach ihrem Umsetzungszeitpunkt, der Wirkungstiefe, der Verbesserung der Situation und nicht zuletzt den nötigen Investitionen. Jeder Maßnahme sind zudem noch die beteiligten Akteure wie zum Beispiel Stadt Kempen, Stadtwerke, die Bürger selbst oder ein noch zu benennendes Quartiersmanagement zugeordnet.

Allerdings werden nach diesen konkreten Vorschlägen auch die Hemmnisse aufgeführt, die es geben könnte. Das können hohe Kosten für die Investitionen oder auch eine mangelnde Bereitschaft der Bürger sein, sich zu beteiligen. Weil das Projekt so umfangreich ist, schlagen die Professoren der Hochschule Düsseldorf ein eigenes Quartiersmanagement vor, bei dem alle Fäden zusammen laufen. Generell bescheinigen sie dem Viertel aber, dass hier eine Menge erreicht würden könnte. Ziel sei es, so der Schlussabsatz des Konzepts, "für das Quartier Wartsbergsiedlung mehr Lebens- und Umweltqualität zu erreichen. Die Bürger und Bürgerinnen, die auf dem Wartsberg leben, sollen sich wohl fühlen und gerne auf dem Wartsberg wohnen und auch dort wohnen bleiben wollen."

Nach der Sommerpause soll die Diskussion fortgeführt werden. Es geht in erster Linie darum, ein Quartiersmanagement zu installieren. Dazu soll es eine Anlaufstelle, beispielsweise in einer Wohnung in der Siedlung, geben. Sie könnte nach dem Vorschlag der Hochschule Düsseldorf regelmäßig mit qualifizierten Mitarbeitern der Hochschule besetzt sein. Der oder die Quartiersmanager könnten die Bürger dann in Klimaschutzfragen beraten. Aber auch eine Begleitung der Anwohner im sozialen Umfeld ist denkbar und vor allem wünschenswert.

Große Sorgen bereitet der Politik, dass die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern zum Jahresende aus der so genannten Sozialbindung fallen - mit der Folge, dass die Mieten möglicherweise drastisch steigen könnten. Die Politik hat daher die Stadtverwaltung aufgefordert, mit den beiden großen Wohnungsbaugesellschaften, der Vivawest Wohnen GmbH und der RAGB Ramm, Kontakt aufzunehmen und auf die besondere Situation der Mieter hinzuweisen. Die Gesellschaften sollten in das Quartierskonzept eingebunden werden, wurde vorgeschlagen. Die Kempener Grünen haben zudem angeregt, zu prüfen, ob es Sinn macht, eine eigene städtische Wohnungsbaugesellschaft zu gründen, die dann unter anderem die Mietwohnungen auf dem Wartsberg bei Bedarf übernehmen könnte. Ziel müsse es sein, bezahlbaren Wohnraum in dem Quartier zu erhalten.

(RP)
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