Serie Zuhause In Der Hohe Straße Wo sich das pralle Leben abspielt

Kempen · Die Hohe Straße war stets der Grefrather Mittelpunkt. Auch die ausländischen Bürger fühlen sich dort zu Hause.

 In der Grefrather Buchhandlung finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, hier mit der Formation "Furiopolis".

In der Grefrather Buchhandlung finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt, hier mit der Formation "Furiopolis".

Foto: Kaiser

Grefrath Die Hohe Straße in Grefrath, die bis zur kommunalen Neugliederung Hochstraße hieß, könnte viel erzählen, denn sie hat viel erlebt. Und mit ihr auch die Menschen. Für die Grefrather war die Hohe Straße stets ihre Einkaufsstraße, ihre Flaniermeile, ihre Feiermeile zusammen mit dem historischen Marktplatz. Sie war ebenso die Straße der Fuhrleute, denn sie führte auf direktem Wege aus dem Herzogtum Geldern über die Niers nach Mülhausen (gehört zu Kur-Köln). Die Hohe Straße war eine vielbefahrene Straße, als es die Süd- und Westumgehung noch nicht gab. Der komplette Lkw-Verkehr der Plüschweberei führte über diese innerörtliche Verbindung - ebenso der Öffentlicher Personennahverkehr, an der Kirche und am Friseursalon Wilbers waren die Haupthaltestellen.

Die Hohe Straße hatte Kopfsteinpflaster. An ihr lagen das frühere Rathaus und die Laurentiuspfarrkirche, im Westen die Katholische Volksschule. Das Kino war hier angesiedelt, ebenso das Postamt. Die Marien-Apotheke, ein Kaiser's-Kaffee-Geschäft, der Lebensmittelladen C.F. Beck und gleich drei Bäckereien sowie zwei Metzgereien gab es. Hinzu kamen der Saal und das Hotel Küsters-Reiners, das Hotel Gartz, die Drogerie Schmitz, den Zahnarzt Dr. Köster, das Bekleidungshaus Tophoven, das Café Douteil, die erste Grefrather Eisdiele, das Bekleidungshaus Schumeckers, Feinkost Günter Winkels, das Schuhhaus Intveen, Friseur Wilbers, das Tonbildstudio Fernbach, Juwelier van Ditzhuysen, Optiker Reemers, Landmaschinen Postertz, Buchdruckerei Heitzer, Fahrradhändler Wefers, Foto Schmitz, Buchhandlung und Schreibwaren Askania, Feinkost Hoeren, Tapeten Höing, Zeitungen Greuel, der Hof Dohmes, Juwelier Klaus Haarmann,vier Gaststätten, Schuhmacher Peter Lückertz - und der Leichenwagen von Thißen Ludwig.

Schützen- und Karnevalsumzüge zogen und ziehen über die Hohe Straße, auch Prozessionen und Pferdefuhrwerke. An der früheren Hochstraße lag beim Bürgermeisteramt auch das Gefängnis. Der Hauptparkplatz war der Markt, an dem sich einst auch die Sparkasse befand.

Am Marktplatz gab und gibt es weitere Geschäfte, die Gaststätte "Zum Fürsten Blücher", das frühere Kaufhaus Witzel, die Hubertus-Apotheke, das Hotel Haffmanns, das Cyriakushaus und das Edith-Stein-Haus. Das geschäftliche Leben Grefraths hat sich immer auf der Hohe Straße abgespielt. Das gilt auch noch, jedoch nicht mehr in dem Maße, wie dies früher der Fall war. Die Supermärkte liegen heute am Rande des Ortskerns. Paraden bei Schützenfesten fanden auf der Hohe Straße oder am Bergerplatz statt. Ein sehr schöner Altar stand bei der Fronleichnamsprozession auf dem alten Schulhof. Der große Umbruch kam für die Hohe Straße vor gut 25 Jahren, als sie im Rahmen der Ortskernsanierung verkehrsberuhigt wurde. Nördlich der Laurentiuskirche wurde ein neuer Parkplatz gebaut.

Rolf Tophoven, bundesweit bekannter Terrorismus-Experte, hat viele Jahre an der Hohe Straße gelebt und sich stets wohlgefühlt. Auch Manfred Fernbach wohnt seit Jahrzehnten gern hier. Für Ernst Wilbers, der vor einigen Jahren starb, war die Hohe Straße Lebensmittelpunkt, denn hier lag auch sein Friseurgeschäft. Der älteste Prinz Karneval, Johannes Allen, war hier ebenso zuhause wie Heinrich Schmitz, der Fotograf.

Doch wie finden heute Menschen, die hier zugezogen sind, ihr Zuhause an der Hohe Straße? Ayse Berdibey wurde in Duisburg geboren, lebt seit 1987 in Grefrath und betreibt mit ihrem Mann einen Friseursalon. Sie meint: "Natürlich fühle ich mich hier Zuhause. Ganz toll finde ich es, dass mich die Menschen hier akzeptiert haben. Meine Lehre habe sich bei Ernst Wilbers gemacht. Seit 1998 bin ich Friseurmeisterin und seit 1999 in Grefrath selbstständig. Mehmet Berdibey wurde in der Türkei geboren und lebt seit vielen Jahren in Grefrath. "Ich fühle mich wohl hier und akzeptiert. Ich habe viele Freunde gefunden. Wir haben hier die Schwimmbäder, oder auch das Eissportzentrum." Der gebürtige Kroate Vlado Hendak lebt mit seiner Familie seit sieben Jahren in Grefrath. Er betreibt das Eiscafé Fiume und das Haus Kempges. "Ja, ich fühle mich hier Zuhause. Hier ist es ruhig und nicht stressig. Ich werde morgens, wenn ich die Tische und Stühle für unser Eiscafé aufstelle, stets freundlich gegrüßt." Georgios Gogos aus Griechenland, der mit seiner Frau eine Änderungsschneiderei betreibt, lebt seit Jahrzehnten in Grefrath. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt er.

(RP)
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