Stadt Kempen "Wir fühlen uns benachteiligt"

Stadt Kempen · Vor einer Woche hat die Stadtverwaltung die betroffenen Sportvereine über ihren Plan informiert, die Sportstätten-Entwicklung nun gemeinsam anzugehen. Das stößt vor allem bei den Vereinen in St. Hubert auf wenig Gegenliebe.

 Gestern Nachmittag wurde wieder auf dem Aschenplatz An Eulen in St. Hubert Fußball gespielt. Der Platz muss dringend saniert werden. Bei Regen oder in den Wintermonaten ist er kaum oder gar nicht bespielbar. Die Stadt Kempen will mit den Sportvereinen nach einer Lösung des Problems suchen.

Gestern Nachmittag wurde wieder auf dem Aschenplatz An Eulen in St. Hubert Fußball gespielt. Der Platz muss dringend saniert werden. Bei Regen oder in den Wintermonaten ist er kaum oder gar nicht bespielbar. Die Stadt Kempen will mit den Sportvereinen nach einer Lösung des Problems suchen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Im Stadtteil Alt-Kempen ist der Vereinsfußball mit dem neuen Kunstrasen und den insgesamt drei Plätzen sehr gut versorgt. Ganz anders sieht das in St. Hubert aus. Seit Jahren wünschen sich die Fußballer neben besseren Umkleidemöglichkeiten vor allem ein Kunstrasenplatz, den auch der VfL Tönisberg anstelle des alten Tennenplatzes bevorzugt. Die Stadt will nun für die Sportstätten ein ganz neues Entwicklungskonzept erarbeiten. Die Vereine sollen dabei von Anfang an mit ins Boot genommen werden. Wie berichtet informierte der zuständige Sportdezernent Michael Klee am Montag vor einer Woche Vertreter der betroffenen Vereine über das Vorhaben, über das die Politik im Sportausschuss am Montag, 2. November, entscheiden soll.

Enttäuscht von der Gesprächsrunde ist vor allem der TuS St. Hubert. "Wir in St. Hubert fühlen uns von der Stadt Kempen benachteiligt, unsere Interessen wurden und werden bisher überhaupt nicht berücksichtigt", sagt auf Nachfrage der TuS-Vorsitzende Volker Müllers senior. Für den langjährigen Funktionär, der den Verein im 14. Jahr führt, könnte - sollte der veraltete Platz An Eulen im Kendeldorf ersatzlos gestrichen werden - dies zu einem Aus der Fußballabteilung mit den derzeit fast 300 Mitgliedern führen. "Dies wäre für uns eine Katastrophe, sollte es so weit kommen", ergänzt Müllers. Beim TuS wird außerdem Handball und Tennis gespielt.

Der TuS mit seinen elf Fußballteams, den sechs Jugend- und fünf Seniorenmannschaften, nutzt beide Plätze in St. Hubert. Die erste Mannschaft und die Damen spielen mit den jüngeren Jahrgängen, bis zur D-Jugend, auf dem Rasen an der Stendener Straße, die anderen Teams müssen mit dem Aschenplatz An Eulen vorliebnehmen. Gerade in den Wintermonaten gebe es aber auf Asche erhebliche Einschränkungen. "Der Aschenplatz ist veraltet, wurde zuletzt vor über zwölf Jahren grundlegend instand gesetzt", sagt Müllers. Er kann die mit rund 300.000 Euro kalkulierte Summe für die Sanierung des Platzes nicht nachvollziehen.

Müllers wünscht sich einen Kunstrasenplatz, er will den Traditionsverein nicht aufgeben. Von einem Kunstrasen auf der grünen Wiese, der dann unter Umständen mit anderen Vereinen, so dem FC St. Hubert oder dem VfL Tönisberg, gemeinsam genutzt werden müsste, hält der TuS-Vorsitzende nichts, zumal die Zusammenarbeit vor allem mit dem FC nicht die beste sei. Von daher sei derzeit auch eine Fusion mit anderen Vereinen nicht denkbar: "Dabei kommt nur Unfrieden auf." Allerdings gibt es in einigen Jugendklassen bereits eine Spielgemeinschaft mit dem VfL Tönisberg.

Auch der SV Thomasstadt lasse, so Müllers, eine Kompromissbereitschaft vermissen, lasse keinen anderen Verein auf seiner Anlage trainieren. Müllers begründet weiter die im Vergleich zu Thomasstadt bestehende Ungleichbehandlung: "Dort gibt es jetzt drei Plätze. Wir haben mit dem FC zusammen mehr Mitglieder und nur zwei Plätze, darunter eben die Asche." Hoffnung setzt der TuS-Chef auf weitere Gespräche, zu denen bald wohl Kempens Bürgermeister Volker Rübo einladen will: "Dann werden wir mal Klartext reden."

Wegen einer Urlaubreise konnte der Verantwortliche des FC St. Hubert, Karl-Heinz Josten, nicht an der Gesprächsrunde mit der Stadt teilnehmen. Er hält von dem Plan gar nichts. Er bewertet das vergleichsweise so: "Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis". Es sei Aufgabe von den Experten der Verwaltung, die Voraussetzungen für die optimale Ausübung des Sports aufzuzeigen, und es sei die Aufgabe der Politiker, darüber zu entscheiden. Lösungsvorschläge oder Alternativen könne man jetzt nicht auf die Ehrenamtlichen in den Vereinen abwälzen, er stehe dafür als "Alibi für die bisherigen Fehplanungen" nicht zur Verfügung. Josten sagt weiter: "Ich beobachte seit 1960 mit großem Interesse die Sportstättenentwicklung. Ich habe dabei nichts Positives erlebt." Der Stadtsportverband habe sich in dieser Sache nicht gerade als starker Partner der Vereine erwiesen. Josten ist sich beim dringend benötigten Kunstrasenplatz und bei dem Studium der betreffenden Beratungsvorlage der Stadtverwaltung für die Sportausschusssitzung am 2. November sicher: kein Grundstück, kein Geld, also kein neuer Sportplatz. Dabei würden jetzt beim FC 201 Kinder und Jugendliche Fußball spielen, so viele wie noch nie zuvor. Elf Jugendmannschaften nehmen am Spielbetrieb teil, wahrscheinlich würden zum Rückrundenstart zwei weitere Nachwuchsmannschaften dazu kommen. Und an den Trainingstagen würden sich bis zu sieben Teams gleichzeitig die Spielfläche an der Stendener Straße teilen. Ein ähnlich großer Andrang herrsche in den Wintermonaten in der Halle. Von ausreichenden Frei- und Bewegungsräumen könne also keine Rede sein.

Für den VfL Tönisberg erhofft sich der langjährige Vorsitzende Uli Furth ein Konzept und kurz- bis mittelfristig die Umwandlung des alten Tennenplatzes in einen Kunstrasen. Furth weist darauf hin, dass dieser alte Platz zuletzt vor etwa 16 Jahren instand gesetzt worden sei und schon längst nicht mehr den Erfordernissen genüge: "Es braucht nur ein bisschen zu regnen, schon ist der Platz unbespielbar." Auch die Laufbahnen seien für die Leichtathleten in einem denkbar schlechten Zustand.

Der VfL spielt mit seinen neun Fußballmannschaften auf dem Rasen- und dem Tennenplatz. Furth hatte bei der Gesprächsrunde mit der Stadt vorgeschlagen, dass ein neuer Kunstrasen dann auch von den Fußballvereinen aus St. Hubert genutzt werden könnte. Der Verein sei nicht abgeneigt, im vertretbaren Rahmen Eigenleistungen zu erbringen. So wie er es in einer beträchtlichen Größenordnung mit damals rund 230.000 Euro beim Bau der neuen Umkleiden getan habe. Über Geld für einen Kunstrasenplatz sei aber beim Gespräch bei der Stadt noch nicht gesprochen worden. Furth hofft, dass der Sportausschuss am 2. November die Weichen hin zu einem Kunstrasenplatz legt. Der VfL-Vorsitzende sagt aber auch, dass vor allem für St. Hubert eine schnelle Lösung des Platzproblems gefunden werden müsse.

(wsc)
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