Stadt Kempen Willkommenskultur ist Gebot der Stunde

Stadt Kempen · Mehr als 200 Bürger informierten sich im St. Huberter Forum über die aktuelle Lage bei der Unterbringung der vielen Flüchtlinge, die der Stadt Kempen zugewiesen werden. Bürgermeister und Dezernent warben um Verständnis.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Foto: Tinter, privat (6), Dackweile, Kaiser, evers, Miserius, Blazy (2), Strücken, Malz, Knappe

Vielfache Bedenken, aber auch das Werben um Verständnis und konkrete Hilfsangebote bestimmten am Mittwochabend im St. Huberter Forum die Bürgerversammlung zur Einrichtung der leer stehenden Johannes-Hubertus-Schule als Flüchtlingsunterkunft. Schon am kommenden Montag werden dort die ersten Flüchtlinge einziehen.

Bürgermeister Volker Rübo erläuterte gemeinsam mit Sozialdezernent Michael Klee mit eindringlichen Worten die schwierige Lage der Stadt. Die Zuweisungen von Flüchtlingen kommen kurzfristig. Gerade erst am Mittwoch wurden wieder fünf Personen angekündigt. Und da die Stadt Kempen - wie schon im Ausschuss für Soziales und Senioren in der vergangenen Woche erneut bekräftigt - keine Turnhallen oder Zelte als Unterbringungsmöglichkeit nutzen möchte, sei das leer stehende Gebäude der früheren Förderschule die beste Möglichkeit. Der Bürgermeister betonte, wie sehr sich sowohl die Mitarbeiter der beteiligten Ämter als auch die Flüchtlingshilfe in St. Hubert engagierten. Das gehe teilweise schon an die Grenzen der Belastbarkeit. Dennoch, so Rübo, müsse immer im Vordergrund stehen, dass hier Menschen kommen, die vor Krieg und Terror fliehen mussten - Menschen, die alles verloren haben, ihre Familien verlassen mussten und nach neuen Lebensperspektiven suchen.

Dezernent Klee sagte, dass in den nächsten Wochen weitere Räume in der Schule hergerichtet werden. Nach derzeitigen Prognosen kommen bis Ende des Jahres noch mehr Flüchtlinge. Über die weitere Entwicklung würden die Bürger immer wieder informiert, sicherte Klee zu. Er ging auch auf die bereits mehrfach angesprochenen "Verhaltensauffälligkeiten" einiger Asylbewerber ein. Das größte Problem liege sicherlich bei den Bewohnern des Übergangswohnheims "Via Stenden". Eine Zuhörerin sprach dies auch im Namen ihrer Kolleginnen im Einzelhandel an. Dies sei bereits Inhalt von Gesprächen mit der Leitung der "Via Stenden" gewesen, so Klee. Auch nehme die Stadt Kontakt mit dem Bürgermeister von Kerken auf. Denn die "Via Stenden" liegt auf Kerkener Gebiet. Klee wies aber darauf hin, dass die jetzt und künftig in St. Hubert lebenden Flüchtlinge länger hier blieben. So bestehe die Möglichkeit, solche Vorkommnisse im Gespräch mit ihnen direkt zu klären. Auch hier sei die Stadt auf die Unterstützung der Bürger und der ehrenamtlichen Helfer angewiesen. Sozialdezernent Klee bat, sich sofort bei der Stadt zu melden, wenn es Streitigkeiten gebe. Aus dem Publikum gab es Stimmen, dass schließlich auch deutsche Jugendliche randalierten oder Bier trinkend im Park sitzen würden.

 Aufmerksam verfolgten mehr als 200 Zuhörer im St. Huberter Forum die Informationen zur Unterbringung von Flüchtlingen in der leer stehenden Johannes-Hubertus-Schule.

Aufmerksam verfolgten mehr als 200 Zuhörer im St. Huberter Forum die Informationen zur Unterbringung von Flüchtlingen in der leer stehenden Johannes-Hubertus-Schule.

Foto: Wolfgang Kaiser

Ob das Gelände der Johannes-Hubertus-Schule denn eingezäunt würde, wurde gefragt, ob es einen Hausmeister gebe oder einen Ordnungsdienst, wer sich um die Reinigung von Sanitäranlagen und Küche kümmere. Ganz praktische Fragen, die Klee direkt beantwortete. Nein, einen Zaun gibt es nicht, denn die Asylbewerber haben volle Freizügigkeit. Es wird auch kein Ordnungsdienst beauftragt, aber das Kempener Ordnungsamt wird immer wieder mit Mitarbeitern vor Ort sein. Es gibt den normalen Hausmeister- und Reinigungsdienst der Flüchtlingsheime. Und für die Ordnung in der Gemeinschaftsküche müssen die Bewohner selbst sorgen, dies klappe aber in der Regel, meinte Klee. Bedenken, die Flüchtlingen könnten zur benachbarte Grundschule gehen, zerstreute Klee. Es sind zwei abgegrenzte Gelände, so der Dezernent.

Keinen Einfluss hat die Stadt darauf, wer nach Kempen kommt. Erfahrungsgemäß kommen 60 Prozent männliche Einzelpersonen, berichtete Klee. Deshalb könne man auch nicht festlegen, dass in St. Hubert nur Familien untergebracht werden. Die rund 60 Quadratmeter großen Räume werden nach jetzigen Planungen mit jeweils etwa fünf Flüchtlingen belegt.

Der Einwurf, man könne sich als Mädchen oder junge Frau nicht mehr auf die Straße trauen, machte die Runde. Die Nachbarn am Hohenzollernplatz machen sich Sorgen. Wer sei Ansprechpartner, wenn etwas passiere. Hier verwies Klee zum einen auf den SKM, der sich mit zwei Mitarbeiterinnen hauptamtlich um die Flüchtlinge kümmert. Außerdem sind Sozialamt und Ordnungsamt Ansprechpartner.

Die Verständigung mit den Flüchtlingen war ebenfalls Thema. Auch die Verwaltung versucht, sich mit Englisch und Französisch zu helfen, aber manchmal reicht das nicht. Daher gibt es das Angebot an die Flüchtlinge, schnell und unkompliziert an Sprachkursen teilzunehmen. Dezernent Klee forderte dazu auf, die fremden Menschen anzuerkennen und nicht unbegründete Ängste vor den fremdartigen Kulturen zu schüren. Ein solcher Appell kam auch aus dem Publikum. Wenn alle wie nach dem Zweiten Weltkrieg ein bisschen zusammen rücken würden, man sich die Hand gebe und die Flüchtlinge als Menschen willkommen heiße, würde das schon gehen, hieß es.

(sr)
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