Stadt Kempen Wie ein neuer Burgherr gefunden werden soll

Stadt Kempen · Der Kreis stellt heute Abend im Kempener Berufskolleg Einzelheiten zur laufenden Markterkundung in Sachen Burg vor. Bei der Veranstaltung geht es allenfalls am Rande um die Zukunft des Archivs.

 Die Kempener Burg in einer Aufnahme um 1900. Damals war dort das Thomaeum untergebracht.

Die Kempener Burg in einer Aufnahme um 1900. Damals war dort das Thomaeum untergebracht.

Foto: Nachlass Karl Wolters

Im Viersener Kreishaus rechnet man mit durchaus großem Interesse und lässt die neue Cafeteria des Kempener Berufskollegs für heute Abend mit ausreichenden Sitzgelegenheiten bestücken. Ob das Interesse an der Informationsveranstaltung des Kreises über die so genannte Markterkundung in Sachen Kempener Burg tatsächlich so groß sein wird, sei dahin gestellt. Mit übertriebenen Erwartungen sollten die Interessierten indes heute nicht ab 18 Uhr in der Cafeteria Platz nehmen. Denn es geht nicht um die zuletzt heiß diskutierte Frage, wo der Kreis sein Archiv künftig einrichtet. Die Experten des vom Kreis beauftragten Architektur- und Ingenieurbüro Assmann-Gruppe aus Dortmund werden in erster Linie erläutern, wie sie den Markt potenzieller Investoren für die historische Landesburg erkunden wollen.

Zur Erinnerung: Der Kreistag hatte Ende vergangenen Jahres die Mittel für die so genannte Markterkundung durch das Fachbüro freigegeben, der Kreis die Assmann-Spezialisten entsprechend beauftragt. Die Dortmunder Experten, die für ein solches Vorgehen viel Erfahrung mitbringen, sollen die Marktlage klären und dabei potenzielle Investoren finden, die eigene Projektideen für eine neue Nutzung der Kempener Burg präsentieren. Dazu sollen Interessenten europaweit angesprochen werden. Heute Abend werden die Assmann-Spezialisten dazu ein Exposé zur Burg und einen Fragebogen für die Investoren vorstellen. Das Exposé ist mit Unterstützung der Stadt Kempen entstanden. Für den Fragebogen können Besucher des heutigen Info-Abends durchaus eigene Ideen und Anregungen einbringen.

Der Kreis als Eigentümer der Burg sieht die Veranstaltung als Teil seiner angekündigten Transparenz bei dem Verfahren. Landrat Dr. Andreas Coenen liegt sehr daran, in der Angelegenheit mit offenen Karten zu spielen. Nach anfänglich deutlicher Missstimmung in Kempen ist er bei der künftigen Nutzung von Kempens Wahrzeichen um eine einvernehmliche Lösung mit der Stadt Kempen bemüht.

Voraussetzung für eine neue Nutzung ist, dass das Kreisarchiv das Gebäude verlässt. Der Kreistag hat sich bekanntlich entschieden, bis Ende 2020 einen Neubau fürs Archiv zu errichten. Dazu kann der Kreis Zuschüsse in Höhe von 5,1 Millionen Euro erhalten. Die sind aber ausschließlich für einen Neubau zu bekommen, nicht für einen Umbau der Kempener Burg.

Um die Zukunft des Kreisarchivs wird es heute Abend nur am Rande gehen. Die Standortfrage für einen Neubau wird nicht behandelt. Eine Entscheidung darüber steht ohnehin aus. Der Kreis hatte bekanntlich die Städte Willich und Viersen gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, ihre eigenständigen Stadtarchive in ein erweitertes Kreisarchiv einzubringen. In Willich gab es dazu Äußerungen, dass man sich dies nur dann vorstellen könne, wenn der Archiv-Neubau auf Willicher Stadtgebiet errichtet würde. In Viersen läuft der Diskussionsprozess noch, die Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen. Allerdings gibt es in Viersen - beim dort sehr einflussreichen Heimatverein und in der Politik - Stimmen, die sich gegen eine Aufgabe des eigenen Stadtarchivs aussprechen.

In Kempen selbst ist die Sorge groß, dass das vom Kreisarchiv betreute Stadtarchiv mit seiner bedeutenden Sammlung die Thomasstadt verlässt. Genauso groß ist die Sorge, dass der Kreis - sollte sich keine sinnvolle neue Nutzung für die Burg finden - die Stadt mit der Immobilie allein lässt.

(RP)
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