Stadt Kempen Was liegt unter dem Parkplatz?

Stadt Kempen · Wenn die Stadt Kempen im kommenden Jahr zwei riesige unterirdische Regenwasserspeicher unter dem Viehmarkt bauen lässt, sollen vorab Archäologen den Boden auf mögliche Reste einer alten Stadtbefestigung absuchen.

 Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder (links) und Denkmalreferent Karl-Josef Schaaff deuten an, wo auf dem Parkplatz die so genannten archäologischen Such-Schnitte vorgenommen werden.

Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder (links) und Denkmalreferent Karl-Josef Schaaff deuten an, wo auf dem Parkplatz die so genannten archäologischen Such-Schnitte vorgenommen werden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Lässt sich die historische Stadtbefestigung von Kempen aus dem 13. Jahrhundert noch anhand der örtlichen Bodenstrukturen in der Altstadt erkennen? Oder lassen Verfüllungen oder andere Spuren noch Hinweise auf die Veränderungen seit dem Mittelalter zu? Darum wird es unter anderem gehen, wenn voraussichtlich im Frühjahr 2017 die Archäologen im Bereich des Viehmarktes und der direkt benachbarten Flächen zwischen Spülwall und Moorenring "buddeln" werden.

Um bei starken Regenfällen Überflutungen in der Kempener Innenstadt zu vermeiden, will das städtische Tiefbauamt - wie berichtet - unterirdisch im Bereich von Viehmarkt und Parkplatz zwei große Speicherbecken mit einer Kapazität von jeweils 1000 Kubikmeter Wasser bauen lassen. Eine ähnliche Anlage mit großen Rohrverbindungen war bereits im vergangenen Jahr in unmittelbarer Nähe des Kempener Badezentrum "Aqua Sol" auf dem Parkplatz am Schmeddersweg in den Boden gestampft worden.

 Der Viehmarkt in Kempen: Unter dem Parkplatz und der angrenzenden Grünfläche sollen im kommenden Jahr zwei riesige unterirdische Wasserspeicher gebaut werden. Der Parkplatz steht während der Bauzeit nicht zur Verfügung.

Der Viehmarkt in Kempen: Unter dem Parkplatz und der angrenzenden Grünfläche sollen im kommenden Jahr zwei riesige unterirdische Wasserspeicher gebaut werden. Der Parkplatz steht während der Bauzeit nicht zur Verfügung.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Wir werden dann, nachdem die Stadt die Ausschreibungen gemacht hat und auch eine archäologische Fachfirma gefunden hat, die Maßnahme fachlich begleiten und beaufsichtigen", sagt Claus Weber, beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege der Fachreferent für die Bodendenkmalpflege. Eng arbeitet das Fachamt bereits seit einiger Zeit mit der Stadt Kempen und dem städtischen Denkmalreferenten Karl-Josef Schaaff zusammen.

Und Karl-Josef Schaaff erklärt gegenüber der Rheinischen Post: "Am Viehmarkt werden für die Errichtung dieser beiden Becken zwei große etwa 3,5 Meter tiefe Baugruben entstehen, die eine wird etwa 40 mal 20 Meter groß sein, die andere rund 50 mal 17 Meter." Und am Rand dieser Gruben werden Experten einer Fachfirma ebenfalls 3,5 Meter tiefe und 20 Meter breite so genannte Such-Schnitte vornehmen. Durch die sollen sich dann unter anderem Aufschlüsse über Profil, Beschaffenheit und das Alter der Bodenstrukturen ergeben. Und dies alles wird dann dokumentiert werden.

"Klar könnten es dabei auch überraschende Funde geben, aber das müssen wir natürlich abwarten", sagt Experte Claus Weber. Die Beteiligten hoffen, noch Reste der früheren Stadtmauer zu entdecken. Davor hatte es früher rund um den eigentlichen Stadtkern zwei Wassergräben gegeben, also dürften dort Reste einer Siedlung unwahrscheinlich sein. Und diese Wassergräben sind verfüllt worden. Sie wurden dann im Zuge der umfassenden Sanierung der historischen Altstadt (ab 1966) wieder freigelegt. Karl-Josef Schaaff dazu: "Eigentlich wurde in den Bereich nie in großer Form eingegriffen. Er war um die Stadtbefestigung herum immer ein ungestörtes Bodendenkmal."

Nach dem derzeitigen Stand der Planungen geht Schaaff davon aus, dass der schon erwähnte "Such-Schnitt" mit den entsprechenden Dokumentationen ausreicht und es nicht zu weitergehenden Untersuchungen kommt. Insofern glaubt der Kempener Denkmalreferent nicht daran, dass sich die Bauarbeiten, die an sich in den Wintermonaten 2017 beendet sein sollen, kaum verzögern werden.

In Kürze sollen die entsprechenden Ausschüsse der Stadt Kempen, der Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz, von Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder und der Denkmalausschuss von Karl-Josef Schaaff, unterrichtet werden. Dann folgen, die entsprechenden Beschlüsse vorausgesetzt, die Ausschreibung der Arbeiten.

Der Parkplatz am Viehmarkt muss für die kompletten Arbeiten gesperrt werden; auch die Kirmes wird dort 2017 nicht stattfinden können. Danach soll der Parkplatz komplett neu gestaltet werden. Dabei werden die derzeit recht engen "Parktaschen" vergrößert. Während der Bauzeit wird außerdem die linke Fahrspur des Moorenrings gesperrt. Für das große Bauprojekt rechnet die Stadt mit Kosten von etwa zwei Millionen Euro. Genaueres weiß man aber erst, wenn die Ausschreibungsergebnisse der Tiefbauer, Rohrverleger und Archäologen vorliegen.

(wsc)
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