Stadt Kempen Von Kempen nach Asunción

Stadt Kempen · Fünf Schülerinnen und ein Schüler des Kempener Gymnasiums Thomaeum sind derzeit in Paraguay. Vermittelt hat den Schüleraustausch die Kempener Pro-Paraguay-Initiative.

 Die Koffer sind gepackt, es kann losgehen: Kempener Jugendliche lernen in Paderborn ein anderes Schul- und Familienleben kennen. Organisiert wurde die Reise von Ute Schmitz von der Paraguay-Initiative (Mitte).

Die Koffer sind gepackt, es kann losgehen: Kempener Jugendliche lernen in Paderborn ein anderes Schul- und Familienleben kennen. Organisiert wurde die Reise von Ute Schmitz von der Paraguay-Initiative (Mitte).

Foto: achim hüskes

Mitte Juni saßen sie noch auf gepackten Koffern, voller Erwartungen, was sie bei einem ungewöhnlichen Schüleraustausch erwartet. Kilian, Kira, Sophie, Annika, Sarah und Hannah (alle zwischen 14 und 16 Jahren alt) machten sich auf den Weg nach Asunción in Paraguay. Organisiert wurde das Ganze von Ute und Hermann Schmitz von der Kempener Pro Paraguay-Initiative. Inzwischen sind die Jugendlichen wohl behalten angekommen.

Der Aufenthalt ist ein Gegenbesuch. Denn schon im Winter waren vier Mädchen aus Asunción zu Gast in Kempen. Die Kempener besuchen in der Hauptstadt von Paraguay die Goethe-Schule. An dieser war Hermann Schmitz vier Jahre als Lehrer tätig, seine eigene Tochter Birgit besuchte damals diese Schule. Unterrichtet wird dort sowohl von einheimischen Lehrern als auch deutschen Lehrkräften. Auch der Schulleiter stammt aus Deutschland. Die deutschen Lehrer bleiben meistens zwischen zwei und fünf Jahren an der Schule, der Rektor zwischen fünf und sieben Jahren. Es ist eine Privatschule, gegründet von einem deutsch-paraguayischen Schulverein. Insgesamt besuchen dort rund 1500 Kinder den Kindergarten, die Primarstufe und die Sekundarstufe.

Die Kempener Jugendlichen vom Gymnasium Thomaeum lernen derzeit ein vollkommen anderes Schulleben und Familienleben kennen, als sie es hier gewöhnt sind. Ein gewisses Kribbeln im Bauch sei schon da, sagten sie vor der Abreise im Gespräch mit der Rheinischen Post, obwohl sie sich auch freuen auf die Zeit. Sophie gab ehrlich zu, dass sie fürchtet, nicht genug Spanisch zu können. Denn alle haben erst im vergangenen Jahr angefangen, Spanisch zu lernen. Und damit müssen sie nun im Unterricht mitmachen. Allerdings gibt es für sie an der Schule noch spezielle Förderung in der Fremdsprache. Und die Fächer Biologie und Geschichte werden in Deutsch unterrichtet. Neu ist für sie auch, dass es eine Schuluniform gibt. Im normalen Alltag ist das eine Art Jogginghose mit T-Shirt, alles mit schwarz-rot-goldenem Streifenbesatz. Dann gibt noch für besondere Festtage eine richtig feine Uniform.

Da die Schüler schon mit den Mädchen aus den Gastfamilien in regem Kontakt stehen - Whats-App sei dank, dass das problemlos möglich ist, finden sie alle. Sie wissen schon, dass sie sich in Asunción nicht wirklich frei bewegen können. Öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, empfiehlt sich nicht, da die Busse sich gegenseitig die Fahrgäste förmlich abjagen, erzählt Ute Schmitz aus ihrer Erfahrung. Also werden die Schüler immer darauf angewiesen sein, zu Freizeitaktivitäten von den Gasteltern gefahren zu werden. Ihre Gastgeschwister genossen es wiederum bei ihrem Aufenthalt in Kempen, dass sie einfach so in die Stadt laufen oder mit dem Rad fahren konnten. Wobei die eine oder andere das Rad fahren erst lernen musste, erinnert sich Ute Schmitz lachend. Allein, dass man dabei mal einen heftigen Regenschauer abbekommen konnte, hat die Mädchen gestört. Es gibt auch Besonderheiten, über die die Schüler vor ihrer Abreise schon Bescheid wussten. So wird der 15. und 16. Geburtstag in Paraguay ganz groß gefeiert. Dann wird die gesamte Jahrgangsstufe eingeladen. Dafür wird sich fein gemacht. Also musste in den Koffer auch festliche Kleidung eingepackt werden. Mädchen müssen dabei eine besondere Vorschrift beachten. Sie müssen die Farben der Gastgeberin tragen. Das läuft also zwangsläufig auf mehrere Shopping-Touren hinaus.

Da war man dann auch beim Geld. Alle sagten übereinstimmend, dass sie nicht mehr als ihr übliches Taschengeld von den Eltern mitbekommen - in Form von Kreditkarten, da es in Paraguay nicht ungefährlich ist, mit größeren Mengen Bargeld herum zu laufen oder diese zu Hause aufzubewahren.

Die Kempener sind nicht die einzigen Austauschschüler an der Goethe-Schule. Einige deutsche Schüler sind schon da, andere werden später kommen. Für alle Austauschschüler werden im Laufe der Zeit drei Ausflüge organisiert, damit sie das Land näher kennen lernen. Kira und Kilian sind hier allerdings im Vorteil, denn Ute und Hermann Schmitz sind ihre Großeltern und so wissen sie schon einiges über das Land. Kilian machte aber doch noch die Zeitverschiebung Gedanken, verpasst er doch durch diese und den ganztägigen Schulunterricht einige Spiele der Fußballeuropameisterschaft.

Ob sie denn Heimweh haben werden? Da sind sie noch zwiegespalten. Sophie sagt spontan "ja". Annika war schon einmal sechs Monate in Australien und hat da vor allem ihren kleinen Bruder vermisst. Aber sie war dort zu Besuch bei einer Tante, also quasi noch innerhalb der Familie. Vielleicht würden ja ihre Eltern sie mehr vermissen, so Sophie. Dank Internet ist aber die Kommunikation glücklicherweise immer möglich.

Auch die Frage, ob sich dauerhafte Kontakte zwischen Gastfamilien und ihnen entwickeln werden, möchten sie noch nicht endgültig beantworten. Die Sprache könnte doch eine Barriere sein, mutmaßt Sophie. Annika könnte es sich schon vorstellen. Man darf gespannt sein, was die Schüler nach ihrer Heimkehr berichten.

Kontakt: Pro- Paraguay-Initiative, Hermann und Ute Schmitz, Kempen, Terwelpstraße 10, Telefon: 02152 2257, E-mail an: schmtz@proparaguay.de. Nähere Information gibt es auch im Internet unter: www.proparaguay.de.

(sr)
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