Stadt Kempen Volkstrauertag: Gedenken im Zeichen der Anschläge in Paris

Stadt Kempen · Es war klar, dass das Gedenken zum Volkstrauertag am Sonntag auch in Kempen unter dem Eindruck der schrecklichen Geschehnisse in Paris stehen würde. So begann der evangelische Pfarrer Roland Kühne seine Gedenkansprache mit den Worten "Egalité, Fraternité, Liberté", dem Motto der französischen Freiheitskämpfer. 70 Jahren nach dem Kriegsende, in Erinnerung an Tod und Vertreibung so vieler Menschen, forderte er trotzdem auf, sich dem Leben, den Menschen zuzuwenden. Man solle sich nicht von Angst und Gewalt beirren lassen, so der Pfarrer. Und Kühne zündete demonstrativ eine Kerze an: "Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind." Er nahm den Namen von Kempens großen Sohn Thomas als Sinnbild dafür. Der Name könne so buchstabiert werden: T für Toleranz, H für Hoffnung, O für Orientierung, M für Menschenrechte, A für Aufmerksamkeit für den Anderen, S für Solidarität. Und Kühne forderte auf, die Kultur des einander Zugewandtseins einzuüben.

 Die Gedenkansprache zum Volkstrauertag hielt gestern der evangelische Pfarrer Roland Kühne in der Kempener Paterskirche.

Die Gedenkansprache zum Volkstrauertag hielt gestern der evangelische Pfarrer Roland Kühne in der Kempener Paterskirche.

Foto: Achim Hüskes

Bürgermeister Volker Rübo nahm in seiner Totenehrung diesen Faden auf. Er gedachte der Frauen und Männer aller Völker, die durch Krieg, Vertreibung und Gefangenschaft umgekommen sind - ebenso der vielen Menschen, die wegen ihrer Rasse, wegen Krankheit oder Behinderung ihr Leben verloren haben. Der Bürgermeister erinnerte an diejenigen, die wegen ihres Widerstands gegen Herrscherregime umgebracht wurden. Rübo nannte dabei ausdrücklich alle Kriege und Bürgerkriege, gedachte dabei auch der Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben verloren haben. Und eben jener, die durch Terrorismus gestorben sind. "Wir trauern mit dem französischen Volk", so der Bürgermeister. "Wir trauern mit allen, die Leid tragen", sagte er.

Zuvor hatten zwei Schüler vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium und vom Thomaeum Texte zum Thema "Friede und Menschlichkeit" vorgelesen. Interessant war, dass sich ein Schüler einen Text von Friedrich Schorlemmer, ein moderner Mahner aus der Wendezeit in der DDR, ausgesucht hatte. Der andere Text stammte von Immanuel Kant zur Frage, ob das Ende eines Krieges wirklich dauerhaften Frieden bedeute.

Der Gedenkfeier schloss sich die Kranzniederlegung am Mahnmal für die Gefallen der Weltkriege an der Burg an. Auch hier gab es eine Ehrerbietung für die Toten der Anschläge von Paris. Pfarrer Kühne legte einen Grabstrauß, geschmückt mit der französischen Trikolore, ab.

(sr)
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