Stadt Kempen Verschnaufpause für Pflegende

Stadt Kempen · Privat Pflegende sind der größte Pflegedienst. In Kempen gibt es bald monatliche Treffen, bei denen sich die Betroffenen in der Gruppe austauschen können. Sie sollen Gelegenheit haben, einfach mal eine Auszeit zu nehmen.

 Sie präsentierten gestern den Flyer für das neue Angebot für Pflegende (v.l.): Hildegard Steffens-Speidel, Ursula Frese und Uwe Brandstaedt.

Sie präsentierten gestern den Flyer für das neue Angebot für Pflegende (v.l.): Hildegard Steffens-Speidel, Ursula Frese und Uwe Brandstaedt.

Foto: kaiser

Für pflegende Angehörige ist der Alltag oft eine große Herausforderung, den sie kaum bewältigen können. Bald bekommen sie die Gelegenheit, zumindest ab und zu eine Verschnaufpause einzulegen. Ein Gruppenangebot für Betroffene gibt es an jedem vierten Donnerstag im Monat von 9.30 bis 11.30 Uhr im Begegnungszentrum Dr.-Karl-Rudoph-Haus, Anton-Hochkirchen-Straße 4 in St. Hubert, und an jedem vierten Montag im Monat im Gemeindesaal Christ-König, Concordienplatz 12. Beginn ist am 22. beziehungsweise 24. August. Die Tönisberger können sich für eines der Angebote entscheiden. Mit im Boot ist auch die Stadt, die die gesamten Verwaltungsaufgaben des Projekts übernimmt.

Ursula Frese leitet den Treff im Pfarrheim Christ-König. "Ich habe im beruflichen Alltag, speziell bei der Betreuung Demenzkranker, bemerkt, wie sehr die pflegenden Angehörigen sich selber hintenan stellen. Wir wollen ihnen die Gelegenheit geben, einfach einmal aufzutanken." Diese Erfahrungen hat auch Hildegard Steffens-Speidel gemacht. Laut einer Umfrage des Berliner Krankenhauses Charité klagten 54 Prozent der Pflegenden darüber, dass sie viel zu wenig oder gar keine Zeit für sich selber haben. Dem wolle man entgegenwirken.

Die Idee, solche Treffen für Pflegende anzubieten, sei von außen gekommen. "Uns haben Betroffene angesprochen, ob es in Kempen ein solches Angebot gebe", sagt Ursula Frese. Sie hofft daher, dass das neue Angebot entsprechend angenommen wird. Wohlwissend, dass aller Anfang schwer ist.

Die Treffen sollen unter anderem dazu dienen, dass sich die Betroffenen über ihre Situation austauschen. "Das hilft in vielen Fällen schon weiter", weiß Ursula Frese. Ansonsten seien bei der Gestaltung der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Man könne einfach gemeinsam eine Tasse Kaffee trinken, aber auch auch spielen, klönen oder tanzen. Wichtig sei einzig und allein die Begegnung mit Gleichgesinnten. Wer Frage zur Pflege hat, bekommt natürlich auch kompetente Auskünfte.

Man mache mit Absicht keine besonderen Vorgaben, sagen die beiden Treffpunkleiterinnen: "Wir müssen zunächst einmal herausbekommen, was die Teilnehmer brauchen und von uns erwarten." Wichtig sei für die Teilnehmer auf alle Fällen die Erfahrung, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind. Die Pflege, meist rund um die Uhr, sei dermaßen zehrend, dass es unmöglich sei, zu Hause Kraft zu tanken, weil dort stets der Druck vorhanden sei, sich zu kümmern. "Wir möchten einfach ein Stück Leichtigkeit vermitteln, wenn auch nur zeitweise", sagt Hildegard Steffens-Speidel. Wer für die Zeit des Treffens keinen Pflegeersatz hat, bekommt Hilfe. "Wir sorgen für die Betreuung der Kranken, ob individuell oder in der Gruppe", betont Ursula Frese. Man bemühe sich jedenfalls nach besten Kräften, eine Garantie könne man freilich nicht geben. Kosten fielen dabei nicht an. Sollte sich die beiden Treffen als zu wenig erweisen, wir man die Konsequenzen ziehen: "Dann wird das Angebot ausgeweitet", versichert Uwe Brandstaedt, Leiter des Sozialamts.

(RP)
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