Stadt Kempen Treue Wanderfalken im Kempener Kirchturm

Stadt Kempen · Seit drei Jahren gibt es im Turm der Propsteikirche St. Mariae Geburt eine Nisthilfe für Wanderfalken. Die betreuenden Naturschützer des Kempener Nabu freuen sich über eine kontinuierliche Belegung.

 Blick aus dem Nistkasten auf die Kempener Altstadt mit der Engerstraße. Vorne ist das Gitterrost zu erkennen, das als Abflughilfe für die Greifvögel dient.

Blick aus dem Nistkasten auf die Kempener Altstadt mit der Engerstraße. Vorne ist das Gitterrost zu erkennen, das als Abflughilfe für die Greifvögel dient.

Foto: Nabu

"Mal sehen, wer gerade daheim ist", sagt Eckardt Hampel und wirft einen Blick durch das Spektiv. Das Fernrohr ist auf die Kirchturmspitze von St. Mariae Geburt ausgerichtet. In luftiger Höhe befindet sich eine Nisthilfe für Wanderfalken und der ist sein Ziel des Naturschützers. Das Jungtier und der Muttervogel sitzen auf dem Rost vor dem Kasten. Vom Männchen ist nichts zu sehen. Das ändert sich allerdings Sekunden später. Majestätisch kommt es angeflogen und nimmt auf der Dachluke Platz. "Bei den Wanderfalken sind die Männchen kleiner als die Weibchen, daran kann man sie gut erkennen", erklärt Hampel, der dabei den Blick kaum von den Vögeln abwenden kann. Man könne Beobachtungen machen, die einfach herrlich seien, fügt das Mitglied der Ortsgruppe Kempen im Naturschutzbund (Nabu) hinzu. Dabei muss Hampel an die Flugübungen der Jungvögel denken, die er in den vergangenen drei Jahren beobachtet hat.

Seit Dezember 2014 unterhält die Nabu-Ortsgruppe in der Kirchturmspitze eine Nisthilfe für die Wanderfalken. Wobei die Holzkonstruktion, die genau in die Spitze angepasst wurde, gut angenommen wird. Im ersten Jahr gab es zwei Jungtiere, die im Anschluss daran durch die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz beringt wurden. In vergangenen Jahr waren es drei Eier, aus denen zwei weibliche Tiere und ein männliches Tier schlüpften. Allerdings kam es zu einem Unfall. Bei Flugübungen stürzte einer der Jungvögel ab und starb.

In diesem Jahr verzeichneten die Vogelbeobachter ein Jungtier. Wobei es seit drei Jahren immer die gleichen Eltern sind, die für den Nachwuchs sorgen. "Ein Wanderfalkenpärchen bleibt sein ganzes Leben zusammen. Dass es sich um ein und dasselbe Paar handelt, können wir aufgrund der Beringung feststellen. Die Tiere sind also auch standorttreu", berichtet Hampel. Er konnte zudem feststellen, dass das Wanderfalkenpaar sich über die Winterzeit nicht mehr auf Wanderschaft begibt, sondern vor Ort bleibt. Er führt dies auf den Klimawandel und die damit einhergehenden wärmeren Temperaturen zurück. Nabu-Mitglieder klettern zweimal im Jahr in die Kirchturmspitze, um bei der Nisthilfe nach dem Rechten zu sehen. Dies ist eine Kraxelei, die nur für schwindelfreie Naturschützer geeignet ist. Denn der Aufstieg geht zuerst über eine Wendeltreppe mit ausgetretenen Steinstufen. Daran schließt sich eine steile Metalltreppe an, die im eigentlichen Turmraum endet. Von dort geht es über eine offene Eisentreppe, unterteilt mit Podesten, entlang der Turmwände weiter nach oben. Angekommen ist man damit aber noch nicht. Über eine weitere Eisentreppe erreichen die Kletterer eine Empore. Durch einen schmalen Durchgang gelangen sie in den Glockenstuhl. Eine nahezu senkrecht nach oben steigende Treppe führt dann in die Turmspitze.

"Wir können nur in einer Zeitspanne hochsteigen, wenn kein Glockenläuten zu erwarten ist. Ansonsten würden wir womöglich taub vom Lärm", sagt Hampel. Eine Tour dient der jährlichen Säuberung des Kastens nach der Brutphase. Der andere Gang erfolgt mit den Falknern, die die Jungvögel beringen. "Die Jungvögel sind einfach nur süß. Wenn sie einen mit den großen Augen anschauen, dann berührt das das Herz", sagt Hampel, der bereits etliche Fotos von den Jungvögeln gemacht hat.

Die Nabu-Ortsgruppe Kempen ist dem Kirchenvorstand sehr dankbar, dass man die Nisthilfe für die Wanderfalken installieren durfte und die Zusammenarbeit so gut verläuft. Gemeinsam ist man so für den Naturschutz im Einsatz und hilft ein Stück weit, Gottes Schöpfung zu erhalten.

(tref)
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