Kempen Traumnoten fürs Rathaus

Kempen · Witze über schläfrige Beamte sind beliebt, doch die Realität sieht im Rathaus Kempen anders aus. 114 Kunden vergaben Bestnoten für den Verwaltungsservice. Die Bürgerzufriedenheit ist bis auf wenige Ausnahmen hoch.

Die Ergebnisse gehen aus einer Befragung hervor, die fünf Teilnehmer des Krefelder Sekretärlehrgangs im Studieninstitut Niederrhein machten; dort werden zukünftige Kommunalbeamte ausgebildet. Sabine Hünermann (20), Denise Lienen (27), Thorsten Salobir (36), Patrick Tenberken (20) und Tanja Werrmann (20) entschieden sich für eine Untersuchung zur „Kundenzufriedenheit am Beispiel der Stadt Kempen“. Die Leitung hatte ihr Lehrer Frank Szkakala.

„Wir wollten testen, inwieweit Verwaltung tatsächlich zum Dienstleister geworden ist“, erläuterten sie das Ziel der Projektgruppe. Also befragten die Fünf, alle bei anderen Städten und Kreisen angestellt, im April 114 Kempener Rathausbesucher. Da ging es um Wartezeiten, Freundlichkeit und Kompetenz, um das Umfeld, die Erreichbarkeit und vieles mehr. Mit einer Traumquote von 98 Prozent bescheinigten die Bürger ihren Ansprechpartnern im Rathaus Freundlichkeit und Kompetenz. Wartezeiten bestanden praktisch nicht: 86 Prozent der Anliegen wurde sofort entsprochen, „wobei man berücksichtigen muss, dass Bürger manchmal auch Unterlagen vergessen“, so Denise Lienen.

Wie für Kempen charakteristisch, nutzten fast 40 Prozent der Bürger das Fahrrad, um das Rathaus zu besuchen, jeweils ein Drittel kam zu Fuß oder mit dem Pkw. Parkplatznot war dann auch ein Kritikpunkt gerade von Behinderten. Trotzdem empfanden 91 Prozent das Verwaltungsgebäude am Buttermarkt als gut erreichbar. Supernoten für die „Orientierung“: Die Beschilderung im Gebäude erwies sich als effektiv, fanden doch 87 Prozent die gewünschte Bearbeitungsstelle sofort, neun Prozent suchten ein wenig, nur vier Prozent hatten Probleme. In puncto Wartezonenausstattung gab es ein differenzierteres Bild: Bei der Beurteilungsskala von 1 bis 5 vergaben die Besucher 67 Prozent ein sehr gut oder gut, der Rest urteilte schlechter.

Kritik an dunklen Fluren

Es fanden sich nur zwei wirkliche Kritikpunkte: fehlende Diskretionszonen und Sitzgelegenheiten im Bürgersevicebereich. „Hier könnten optische Abstandhalter und eine Bank für Ältere helfen“, meint Thorsten Salobir, angestellt bei der Stadt Krefeld. „Eine Info-Installation könnte im großen Foyer postiert werden, dann wäre Platz im Servicevorraum für ein Bänkchen.“ Das wäre eine kleine, aber wirkungsvolle Hilfe für Betagte. Weiter zu bemängeln waren die dunklen Flure und schlechte Bestuhlung im Wartebereich des Sozialamts und der Grundbuchsicherung.

Trotzdem – alles in allem ein Traumergebnis. Hervorgehoben wurde vor allem das lichte Rathausfoyer mit wechselnden Ausstellungen und dem gemütlichen Sitzbereich für Ältere. „Dort finden richtige Kaffeekränzchen statt“, so Tanja Werrmann, „frischer Kaffee wird gerade an Markttagen älteren Bürgern kostenfrei serviert“ – das Rathaus als Begegnungsstätte.

(RP)
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