Stadt Kempen Trasse für neue Erdgasleitung gesucht

Stadt Kempen · Mit einem Dialogmarkt Ende Februar in Vorst bietet der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe öffentliche Informationen über den Verlauf einer neuen Erdgasleitung quer durch NRW an. Davon sind Kempen, Tönisvorst und Willich betroffen.

 Das Unternehmen "Open Grid Europe" plant den Bau einer 215 Kilometer langen Erdgas-Pipeline durch NRW. Für das Großprojekt Zeelink ist eine Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro veranschlagt.

Das Unternehmen "Open Grid Europe" plant den Bau einer 215 Kilometer langen Erdgas-Pipeline durch NRW. Für das Großprojekt Zeelink ist eine Investitionssumme in Höhe von 600 Millionen Euro veranschlagt.

Foto: OPEN GRID EUROPE

Mit dem Zeelink-Projekt ist eine Gas-Fernleitung gemeint, die das belgische Gasnetz mit Legden in Niedersachsen verbindet. Dabei führt die Trasse quer durch das westliche NRW, auch der Kreis Viersen ist betroffen, aber nur der östliche Teil. Zwischen den Verdichterstationen in Glehn (Korschenbroich, Kreis Neuss) und St. Hubert (Kempen) muss eine neue Trasse gefunden werden. Dabei geht es nicht unbedingt um den kürzesten Weg, sondern den sinnvollsten - zumindest auf dem Papier will das beauftragte Unternehmen Open Grid Europe die Trasse nehmen, die technisch realisierbar, umweltschonend und genehmigungsfähig sei. Um welche Alternativen es dabei geht, will das Unternehmen die Öffentlichkeit am 29. Februar in Vorst (siehe Info-Kasten) informieren.

Anders als bei der heiß diskutierten CO-Pipeline (Kohlenstoff) zwischen Krefeld und Dormagen ist Erdgas ungiftig, auch das Einatmen gefährdet nicht die Gesundheit. Dass überhaupt eine neue Gasfernleitung gebaut werden muss, liegt an der vorhersehbaren Umstellung von L- auf H-Gas. Man unterscheidet zwei Erdgasqualitäten: L (low) und H (high). Erdgas H verfügt über einen höheren Methangehalt (87 bis 99 Volumenprozent, während Erdgas L bei Methananteilen von 80 bis 87 Volumenprozent größere Mengen an Stickstoff und Kohlendioxid enthält. Bei dem Erdgas, das aus den Niederlanden und auch aus Niedersachsen stammt, handelt es sich um L-Gas, das rund 25 Prozent des deutschen Bedarfs ausmacht. Da das niederländische Hauptförderfeld in Groningen bis zum Jahr 2030 erschöpft sein wird, müssen parallel zum bisherigen L-Gasnetz neue H-Gasnetze gebaut werden. Auf den langen Fernleitungen gibt es in bestimmten Abständen immer Verdichterstationen, in unserer Region sind welche in St. Hubert und in Glehn vorhanden und müssen erneuert werden. Und für die Verbindung dieser beiden feststehenden Punkte gibt es einen Vorschlag, der den Kommunen in einer ersten Runde vorgestellt wurde. Aus den Diskussionen hat das Unternehmen jetzt vier Varianten entwickelt, die erneut geprüft werden müssen. Für eine Variante wird sich dann die Bezirksregierung entscheiden.

Die erste bekannte Variante begann in Schiefbahn, der Trassenkorridor verläuft dann weiter zwischen Alt-Willich und Schiefbahn. Nach der Querung der A 44 verläuft die Trasse in Richtung Nordwesten im Bereich der L 361, L 379 und L 362 (östlich von Anrath und westlich von St. Tönis) in Richtung St. Hubert. Die Inbetriebnahme ist innerhalb des Zeitraumes 2020 bis 2024 vorgesehen.

Inzwischen sind drei weitere Varianten hinzugekommen. Die kürzeste verläuft östlich von Alt-Willich, zwischen St. Tönis und Krefeld nach Norden bis St. Hubert. Zwei weitere verlaufen weiter westlich, wobei eine westlich von Anrath und Vorst verläuft - und damit das Wasserschutzgebiet von St. Tönis ganz umgeht. Die neuen Fernleitungsrohre können Erdgas in beide Richtungen transportieren. Am belgischen Flüssiggasterminal kann Gas aus Katar, den USA (Fracking) oder Nordafrika gelöscht werden. Von Norden und Osten wird das Erdgas aus Norwegen oder Sibirien in Legden eingespeist, Voraussichtlich werden rund 600 Millionen Euro in Zeelink investiert und sichern so die Diversifizierung von grenzüberschreitenden Routen und Gasquellen.

Der Trassenfindungsprozess ist ein mehrstufiges Verfahren. Die Antragskonferenz hat im Juni 2015 begonnen, dazu gehören die Informationsveranstaltungen im Februar. Dann startet das Raumordnungsverfahren mit den Kommunen, im Herbst 2016 könnten dann erste Ergebnisse vorgestellt werden. Der Bau der Leitungen soll - wenn alles reibungslos verläuft - Ende 2018 beginnen und im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein.

(RP)
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