Stadt Kempen Tote Rahm: Pipeline wird im Tunnel verbaut

Stadt Kempen · Experten des Energiekonzerns Open Grid Europe erläuterten in Kempen das Bauprojekt "Zeelink". Speziell im Feuchtbiotop "Tote Rahm" in St. Hubert soll ein besonders umweltschonendes Bauverfahren angewendet werden.

 Ähnlich wie diese Pipeline soll die Erdgasfernleitung auch durch den Kreis Viersen verlegt werden. Nur im Naturschutzgebiet "Tote Rahm" soll es eine Bauweise im bergmännischen Vortrieb geben.

Ähnlich wie diese Pipeline soll die Erdgasfernleitung auch durch den Kreis Viersen verlegt werden. Nur im Naturschutzgebiet "Tote Rahm" soll es eine Bauweise im bergmännischen Vortrieb geben.

Foto: OPEN GRID EUROPE

Etwa 40 Gäste waren auf Einladung der Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg im Naturschutzbund (Nabu) ins Evangelische Gemeindezentum in Kempen gekommen, um sich über die geplante Erdgasfernleitung "Zeelink" zu informieren. Es war eine interessante Debatte, bei der es zu vielen kritischen Fragen kam. Leitende Angestellte des Energiekonzern Open Grid Europe (früher: Ruhrgas) standen Rede und Antwort.

"Wir gehen da hochsensibel ran und sie brauchen keine Sorge haben, dass die St. Huberter Naturschutzgebiete, insbesondere die ,Tote Rahm', geschädigt werden." Dies sagte der stellvertretende Projektleiter André Gassmann. Man war gerade nach vielen allgemeinen Erörterungen an der "Toten Rahm" angelangt - dem Naturschutzgebiet in St. Hubert, durch das die Rohre mit dem flüssigen H-Gas auf dem Weg durch Nordrhein-Westfalen verlegt werden sollen. Insgesamt verläuft eine Strecke von rund 27 Kilometern durch den Kreis Viersen.

Gassmann und sein Trassenplaner Carsten Schulze hatten kurz zuvor ausgeführt, dass man keine großen Eingriffe in dieses Naturschutzgebiet zwischen Stendener Straße und Tönisberger Straße vornehmen werde. So soll dort die Pipeline nicht in der offenen Grabenbauweise errichtet werden, sondern Open Grid Europe man sie auf eine Strecke von rund 70 Metern unterirdisch unter das Feuchtbiotop verlegen, ohne die Oberfläche anzutasten. "Aber das heißt doch, dass, wenn rechts und links an den Schnittstellen der offenen und unterirdischen Bauweise Löcher entstehen, sie dort das Grundwasser abpumpen müssen?" frage ein Zuhörer aus St. Hubert. Gassmann bestätigte dies. Man brauche für den Ausbau eine trockene Grube, will aber sicherstellen, dass dafür nicht allzu viel Grundwasser abgepumpt werden muss. Zu dieser Art des bergmännischen Vortriebs gab es bei der Informationsveranstaltung keine großen Bedenken.

Die Experten des Energiekonzern, darunter auch Wilm-Thomas Korthauer, sprachen eingangs von der dringenden Notwendigkeit der Umstellung von L- auf H-Gas, das in speziellen Stahl-Rohren von einem Meter Durchmesser vom belgischen Zeebrügge über eine Strecke von rund 215 Kilometern bis ins Münsterland geführt werden soll. Gassmann erklärte, dass in dem belgischen Seehafen das Flüssiggas unter anderem aus Afrika und Arabien ankomme. Dieses zusätzliche Gas brauche man dringend, um den Bedarf decken zu können. So soll die Pipeline Anfang 2021 in Betrieb gehen und etappenweise rund fünf Millionen Gas-Kunden in Nordrhein-Westfalen versorgen. Für die Verteilung des Flüssiggases sorgen Regel-Anlagen in Stolberg, Glehn, St. Hubert und Legden.

Erklärt wurde weiter, dass man für die Verlegung der Rohre im Regelfall einen Baustreifen von 34 Meter brauche; der Schutzstreifen, der danach nicht mehr überbaut werden dürfe, soll zehn Meter betragen.

Das Verfahren sei erprobt und sicher, so die Experten, zumal es eine Menge von Sicherheitsvorkehrungen gäbe und regelmäßige Druckprüfungen erfolgen würden. "Der Konzern hat mittlerweile ein Rohrnetz in einer Gesamtlänge von rund 12.000 Kilometern ohne Probleme verlegt", sagte Gassmann. Die jeweiligen Trassen würden im Vorfeld auch vom Kampfmittelräumdienst untersucht. Und es gäbe für die Eingriffe in die Natur mehr als ausreichende Ausgleichsflächen, die man begrünen werde. Vertreter von Open Grid Europe sprachen auch davon, dass es bei der Bereitstellung der Flächen durch die jeweiligen Eigentümer keine großen Schwierigkeiten gäbe. Das sah aber ein betroffener Landwirt aus St. Hubert ganz anders, sein verärgerter Kommentar bei der Versammlung: "Ich lehne den Verkauf ab, mir hat man schon gedroht, dass ich dann mit einer Enteignung rechnen muss."

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort