Kempen Tierschützer retten verlassene Schweine

Kempen · Zwei Mini-Schweine wurden nach einer Zwangsräumung offensichtlich vergessen und lebten allein auf einem Gehöft.

 Zwischenglück für die Schweine: Sie haben zunächst in Niederkrüchten Unterschlupf gefunden und hoffen nun auf ein neues Zuhause.

Zwischenglück für die Schweine: Sie haben zunächst in Niederkrüchten Unterschlupf gefunden und hoffen nun auf ein neues Zuhause.

Foto: Jörg Knappe

Die Geschichte soll so ihren Anfang genommen haben: Der Bewohner eines Gehöfts in Jüchen packte bei Nacht und Nebel seine Siebensachen und machte sich aus dem Staub - angeblich flüchtete er vor dem Finanzamt und einer drohenden Pfändung. Zurück blieben neben ausrangiertem Hausrat und einem Haufen Müll auch etwa 50 Laufenten, mindestens ebenso viele Hühner, sechs Gänse sowie zwei Hängebauchschweine. Das war vor etwa drei Wochen.

"Das Federvieh haben wir relativ schnell weitervermitteln können", berichtet Oliver Altendorf. Der Jüchener hatte das Hickhack mit dem spurlos verschwundenen Mieter am Rande miterleben müssen und war eher zufällig auf die hinterlassenen Tiere aufmerksam geworden. "Hühner und Gänse haben wir dort manchmal rumlaufen sehen", berichtet er. Von den beiden Schweinen, die dort lebten, habe aber niemand etwas gewusst.

Die beiden namenlosen Schweine haben nun vorübergehend ein neues Zuhause in Niederkrüchten gefunden. Der Tierschutzverein Kreis Viersen, der einen Hof an der Aachener Straße hat, ist auf große Tiere eingerichtet. Dort leben unter anderem Pferde, Schafe und Ziegen. Zusammen mit den beiden Neulingen aus Jüchen gehören jetzt auch 17 Schweine zur tierischen Schar. "Damit sind wir am Rande unserer Kapazitäten", sagt Monika Schwarik, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Kreis Viersen.

Die beiden Schweine aus Jüchen hatten offensichtlich tagelang weder Wasser noch Nahrung bekommen. Doch eine Tierärztin des Veterinäramtes des Rhein-Kreises Neuss, die die Tiere umgehend versorgte, konnte Entwarnung geben, berichtet der Jüchener Oliver Altendorf: Der Gesundheitszustand der auf zwei Jahre geschätzten Schweine sei vollkommen in Ordnung. Für die Tierfreunde war es nicht leicht, ein neues Zuhause für die Schweine zu finden. Keiner im Bekanntenkreis konnte den Tieren Obhut gewähren. "Mit Freunden haben wir verschiedene Annoncen auf unterschiedlichen Kanälen geschaltet", berichtet Altendorf: "Das Problem ist, dass Schweine nicht einfach so irgendwo untergebracht werden können."

Sie seine "schwierig zu vergesellschaften", hin und wieder gebe es Rangkämpfe. Außerdem wollten Altendorf und seine Mitstreiter sicherstellen, dass "eine artgerechte Haltung gewährleistet ist. Und das geht ja auch nicht in einer schmalen, dunklen Box. Dafür braucht es Platz", sagt er. Schließlich gelte es auch, "Leben zu retten". Immer wieder komme es vor, dass größere Tiere wie Pferde, Schweine oder Ziegen beim Tierschutzverein in Niederkrüchten abgegeben werden, berichtet die Vereinsvorsitzende Schwarik. Die Tiere kommen nicht nur aus dem Kreis Viersen, sondern aus ganz Deutschland. "Wir versuchen zu helfen, wo Tiere in Not sind", sagt Schwarik, "aber wir stoßen an unsere Grenzen". Dem Verein fehlten Helfer, die beim Ausmisten der Ställe mit anpacken - Schwarik zufolge seien selbst 400-Euro-Kräfte nicht zu bekommen.

Derzeit leben rund 100 Tiere auf dem Hof - von der Katze bis zum Pferd. Für Enten und Gänse hat der Verein extra einen Teich angelegt, für Hunde gibt es Pflegestellen. Für viele Tiere will der Verein ein neues Zuhause finden. Aktuell sucht Schwarik beispielsweise für elf Mini-Shetlandponys neue Halter. Die Shetties können zu zweit oder in Gruppen abgegeben werden.

Auch für die beiden Neuzugänge aus Jüchen will der Tierschutzverein, ebenso wie für die übrigen Schweine, ein gutes Zuhause finden. Allerdings müssten die neuen Besitzer bei der Haltung tunlichst einige Auflagen beachten, erklärt Schwarik: "Schweine müssen zum Beispiel doppelt eingezäunt werden, damit sie keinen Kontakt zu Wildschweinen haben können. Damit soll eine mögliche Übertragung der Schweinepest verhindert werden."

(RP)
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