Stadt Kempen The King's Singers: Mit Beifall überschüttet

Stadt Kempen · Das legendäre Vokal-Ensemble "The King's Singers" aus England begeisterte auch bei seinem vierten Konzert in Kempen das Publikum in der seit Monaten ausverkauften Paterskirche. Nach sechs Zugaben versprachen sie, wiederzukommen.

 Die aktuelle Besetzung der King's Singers: Die Countertenöre David Hurley und Timothy Wayne-Wright, Tenor Julian Gregory, Christopher Bruerton und Christopher Gabbitas, Bariton, sowie Jonathan Howard, Bass.

Die aktuelle Besetzung der King's Singers: Die Countertenöre David Hurley und Timothy Wayne-Wright, Tenor Julian Gregory, Christopher Bruerton und Christopher Gabbitas, Bariton, sowie Jonathan Howard, Bass.

Foto: Axel Nickolaus

Abseits vom Trubel der Weihnachtsmärkte und der vorweihnachtlichen Hektik breitete sich in der bereits seit Monaten ausverkauften Paterskirche adventliche Stille aus: Die "King's Singers", das Edel-Vokalensemble aus England, das nun schon zum vierten Mal Kempen die Ehre gab, stimmte, wie aus dem Nichts entstehend, Johannes Eccards' (1553-1611) "Maria wallt zum Heiligtum" an. Wohltuend erschienen die sich langsam steigernden, lupenreinen Klänge, und der ein wenig abgedunkelte, von prächtigen Leuchtern (mit echten Kerzen!) erhellte Raum tat ein Übriges, die Besucher zur Ruhe kommen zu lassen.

Im Jahre 1968 gründeten sechs Sänger das inzwischen legendäre Ensemble, das seinen Namen dem King's College Cambridge entlehnte. Das Besondere ist zunächst die Besetzung: Zwei Countertenöre, ein Tenor, zwei Baritonstimmen und ein Bass. Da selbstverständlich kein Gründungsmitglied der "Boy-Group" mehr angehört, ist es bemerkenswert, dass es immer wieder gelingt, Sänger zu finden, die sich so integrieren lassen, dass keinerlei klangliche Qualitätsverluste entstehen. Von Renaissancemusik bis zu modernsten Kompositionen, von Volksmusik jeglicher Couleur über Jazzarrangements bis zu raffiniert arrangierten Spirituals - nichts lassen die Vokalisten aus.

Die aktuelle Besetzung besteht aus den Countertenören David Hurley und Timothy Wayne-Wright, dem Tenor Julian Gregory, Christopher Bruerton und Christopher Gabbitas, Bariton sowie Jonathan Howard, Bass.

Das Markenzeichen der "King's Singers" ist ein völlig entmaterialisiertes Singen, das dennoch auf zwar unmerklicher, aber konsequenter Körperspannung basiert und deshalb bewundernswert facettenreich, intonationssicher und konsequent homogen ist. Die beiden Counter klingen selbst in den scheinbar ohne Mühe erreichten Höhen noch weich und sind angenehm anzuhören. Der voluminöse Bass schafft die nötige Grundierung, und zwischen diesen Eckpfeilern können Tenor und die beiden Baritonstimmen geschmackvoll zusätzliche Farben einbringen.

Michael Prätorius' (1571-1621) klangprächtiges "Psallite unigenito" war ein ebenso beredtes Beispiel für die hohe Vokalkultur wie die Motette "Das ist ja gewisslich wahr" von Heinrich Schütz (1585-1672) oder die vier Weihnachtsmotetten von Francis Poulenc (1899-1963), deren abschließendes "Hodie Christus natus est = Heute ist Christus geboren" mit einem jubelndem Gloria endet. Wie schön wäre es gewesen, wenn diese Liedgruppe nicht durch unpassenden Zwischenapplaus zerklatscht worden wäre!

Mit vier katalanischen Weihnachtsgesängen - wie das gesamte Programm in Originalsprache gesungen - setzten die Gäste das Programm ihrer "German Christmas Tour" fort und endeten mit einer vierstimmigen, melodienseligen "Weihnachtsserenade" von Camille Saint-Saens (1835-1921) für Tenor, zwei Baritonstimmen und Bass.

"Sechs Geschenke" wollten die auch mit ausgesucht gepflegter Moderation aufwartenden Sänger dem begeisterten Publikum danach noch vermitteln. Dabei waren ein kompliziert gesetztes Spiritual, ein einschmeichelndes walisisches Lied und einige amerikanische Songs. Dann stimmten die Sechs - völlig unvermittelt nach einer kurzen Besinnungspause - "Stille Nacht, heilige Nacht" an. Das gelang so großartig, dass selbst diejenigen, die der "Süße" überdrüssig sind, den Atem anhielten.

Das Ensemble, das zum Schluss mit Beifall überschüttet wurde und ein baldiges Wiederkommen versprach, beglückte sein dankbares Auditorium noch mit einer grandiosen Bearbeitung der Ouvertüre zur Oper "Der Barbier von Sevilla".

(oehm)
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