Stadt Kempen Straßenpflaster: Alles Geschmackssache

Stadt Kempen · Die Geschäftsleute von der Judenstraße in Kempen sind erleichtert, dass das Thema vom Tisch ist. Sie sind mit der Entscheidung des Stadtrates für das gelblich-grobkörnige Betonpflaster sehr zufrieden. Eine Analyse.

 Die erste Belastungsprobe bestanden: Am Samstag präsentierten Geschäftsleute und Stadt die so genannte Baustellenbank auf dem gelblichen Musterpflaster für die Judenstraße.

Die erste Belastungsprobe bestanden: Am Samstag präsentierten Geschäftsleute und Stadt die so genannte Baustellenbank auf dem gelblichen Musterpflaster für die Judenstraße.

Foto: Hüskes, Achim (achu)

Aufatmen bei den Einzelhändlern an der Judenstraße in der Kempener Altstadt: Ihr Sprecher Stephan Bunse hatte bereits am Samstag beim kleinen Straßenfest gegenüber der Rheinischen Post klar zum Ausdruck gebracht, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen von der Händlergemeinschaft eindeutig die gelblich-grobkörnige Variante des Betonsteinpflasters, das die Stadt neben zwei anderen Mustervarianten an der Mauer zum Propsteigarten hatte verlegen lassen, bevorzugt. Die Umfrage der CDU unter 313 Passanten brachte ebenfalls ein klares Votum von 62 Prozent für diese Version.

Am Montag hatte auch die SPD die Bürger vor Ort befragt und es gab ebenfalls eine Mehrheit für die gelbliche Variante. Allerdings mit einer Einschränkung, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Gareißen die Kolleginnen und Kollegen am Dienstagabend in der Ratssitzung wissen ließ: Es habe etlichen Bürgern eine echte Gestaltungsalternative gefehlt, so wie sie auch das Rheinische Amt für Denkmalpflege gegenüber der Stadt angeregt hatte. Das gab für die Sozialdemokraten - und ebenso für die Grünen und die Linken - dann den Ausschlag, sich für keines der verlegten Musterpflaster zu entscheiden und stattdessen eine weitere Alternative und eine vorherige umfassende Bürgerbeteiligung einzufordern. Dies wird es - vor allem mit Blick auf den Zeitplan der Fertigstellung der Judenstraße - nun nicht mehr geben.

Den Geschäftsleuten ist dies sehr recht: "Wir sind mit der Entscheidung hochzufrieden", sagte Bunse gestern noch einmal deutlich. Der Geschäftsmann hatte mit Kolleginnen und Kollegen die Ratsentscheidung von der Zuschauerbank verfolgt. "Wir wollen uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren und hoffen, dass die Bauarbeiten weiterhin so reibungslos und zügig vorangehen wie bisher." Für die Einzelhändler war von Anfang entscheidend, dass das aus ihrer Sicht zu helle Klosterhof-Pflaster nicht vor ihre Ladentüren gelegt wird. Die grundsätzliche Gestaltung, die die städtische Bauverwaltung erarbeitet hatte, gefiel dagegen schon.

An dieser Gestaltungsvariante wollten auch CDU, FDP und Freie Wähler nicht rütteln. CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain, der einer der wenigen Befürworter der Klosterhof-Steine im Rat war, meinte, die Entscheidung sei letztlich vor allem eine Geschmacksfrage. Wichtig war den Befürwortern, dass der Zeitplan der Bauarbeiten nicht gefährdet wird. Es sei für die Händler nicht zumutbar, wenn die Arbeiten länger dauern würde als geplant, betonte die FDP-Fraktionsvorsitzende Irene Wistuba.

Anders die Oppositionsparteien: Eine grundsätzlich andere Gestaltungsvariante - unter Einbeziehung der Bürger - sei sehr wohl innerhalb der nächsten Wochen bis zum Herbst öffentlich zu diskutieren und vom Rat zu entscheiden, wenn man nur wolle. Joachim Straeten von den Grünen sprach von einem "Hau-Ruck-Verfahren", mit dem die Neugestaltung der Judenstraße durchgezogen werden solle. Er kritisierte den Technischen Dezernenten Stephan Kahl, der von Anfang an in der Angelegenheit keine echte Bürgerbeteiligung gewollt habe. Kahl hatte diesen Vorwurf bereits in den vorherigen Sitzungen der Fachausschüsse zurückgewiesen, konnte in der Ratssitzung dazu nicht noch einmal Stellung nehmen, weil er in Urlaub ist.

Die Grünen forderten erneut auch ein Gesamtkonzept für die Neugestaltung der Altstadtstraßen. Das wird es nicht geben, weil jede Straße ihre Eigenarten und historischen Bezüge hat. Zudem - und eine solche Aussage erscheint recht plausibel: Vorerst wird die Neugestaltung der Judenstraße ein Einzelfall bleiben. Weitere Straßenerneuerungen sind nicht geplant, weil das Kanal- und Leitungsnetz in anderen Altstadtstraßen noch intakt ist. Sollte es vereinzelte Schäden am Belag geben, so liegen auf dem Baubetriebshof auch noch Reste der bekannten Waschbetonplatten, die dann verwendet werden könnten, wie Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder der RP erklärte.

Fest steht: Im August soll es eine Bürgerinformation der Stadt über die geplante Neugestaltung der Judenstraße geben. Sollten dabei Argumente gegen die städtische Planung geben, würden sie "selbstverständlich aufgenommen", erklärte Bürgermeister Volker Rübo.

Übrigens: Die dunkelste Variante des Musterpflasters an der Gartenmauer gefiel keinem der 42 anwesenden Ratsmitglieder. Sie bekam bei der Abstimmung am Dienstagabend gar keine Stimme. Das Klosterhof-Pflaster brachte es auf fünf Stimmen, die gelbliche Variante bekam 25 Ja-Stimmen bei fünf Enthaltungen und 12 Nein-Stimmen.

(RP)
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