Gemeinde Grefrath Stolpersteine zur steten Erinnerung

Gemeinde Grefrath · In Grefrath und Oedt liegen die ersten Stolpersteine. Die Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen und der Schule an der Dorenburg gestalteten die gestrige Verlegung mit einem feierlichen Rahmenprogramm.

 Viele Besucher, darunter viele Schüler, waren dabei, als Gunter Demnig gestern Stolpersteine am Grefrather Bergerplatz verlegte.

Viele Besucher, darunter viele Schüler, waren dabei, als Gunter Demnig gestern Stolpersteine am Grefrather Bergerplatz verlegte.

Foto: wolfgang kaiser

/ oedt Vor dem Haus Nummer 14 am Bergerplatz in Grefrath hat sich eine Menschentraube gebildet. Rund 200 Personen, die meisten von ihnen Schüler der Schule an der Dorenburg und der Liebfrauenschule Mülhausen, haben sich um den Künstler Gunter Demnig versammelt, der seiner Arbeit nachgeht. Die besteht darin, vier Stolpersteine zu verlegen. In dem Haus haben einst Jakob, Emma und Rosalie Frank sowie Salomon Levy gelebt, deportiert 1942 nach Theresienstadt und im gleichen Jahr ermordet. An diese vier jüdischen Menschen sollen die Bronzetafeln im Boden erinnern.

Damit hat Grefrath die ersten Stolpersteine erhalten. "Vor anderthalb Jahren sind wir als Schule angesprochen wurden, ob wir das Projekt übernehmen wollten. Wir haben spontan zugestimmt, und nach Rücksprache mit meinen Schülern haben wir in der Klasse 7 im Sowi-Unterricht das Thema Nationalsozialismus aufgegriffen", sagt Lehrer Jürgen Schwalk von der Schule an der Dorenburg. Wie diese Auseinandersetzung mit dem Thema aussah, konnten die Besucher an den aufgebauten Stellwände sehen. "Wir wollen an das Schicksal der jüdischen Familien erinnern",erzählt Fabian. Die Schüler erläuterten ihre Recherche und stellten, eingebettet in musikalische Begleitung, die Geschichte der ermordeten Juden vor, die einst in der Gemeinde als Viehhändler und Metzger lebten, um dann die Schrecken des Nationalsozialismus zu erfahren.

 Auch der Stolperstein an der Hochstraße in Oedt erinnert an ehemalige jüdische Bürger.

Auch der Stolperstein an der Hochstraße in Oedt erinnert an ehemalige jüdische Bürger.

Foto: Kaiser Wolfgang

Den Anstoß zu dem Ganzen hatte Alfred Knorr gegeben. Der ehemalige Berufsschullehrer hatte mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass in vielen umliegenden Gemeinden Stolpersteine zu finden sind, allerdings nicht in Grefrath. Bürgermeister Manfred Lommetz war anfänglich skeptisch, revidierte jedoch seine Meinung inzwischen. "Hätte ich vor der Abstimmung im Rat gewusst, wie ansprechend die Veranstaltung ist, hätte ich womöglich anders abgestimmt", sagte er. Trotzdem hält er die Form der Erinnerung nach wie vor für einigermaßen bedenklich, denn die Stolpersteine würden mit Füßen getreten. Die Erinnerung wach halten ist hingegen in seinen Augen mehr als nur wichtig.

Nicht nur in Grefrath wurden gestern Stolpersteine verlegt. An der Hochstraße 57 in Oedt legte Demnig einen weiteren Stolperstein, der an Rosa Goldschmidt erinnert. Hier hatten die Schüler der Liebfrauenschule die Gestaltung übernommen. Am Gymnasium hatte sich vor anderthalb Jahren eine AG zum Thema gebildet, die heutige Klasse 9c arbeitete an dem Projekt mit. "Wir haben nicht nur zu Rosa Goldschmidt recherchiert, sondern auch zu weiteren jüdischen Mitbürgern, die in Oedt lebten", sagt Michaele Heydhausen, die zusammen mit Heidi Dahl die AG leitete. In einer kleinen Broschüre stellten die Schüler die Lebensläufe der Juden zusammen. "Stolpersteine bleiben eine Erinnerung und eine Mahnung. Sie erinnern daran, dass es hier ganze Biographien ausgelöscht wurden", sagte Pfarrerin Barbara Münzenberg.

Für die Schüler waren die beiden Stolpersteinverlegungen einschneidende Momente. "Diese Menschen haben Unvorstellbares am eigenen Leib erfahren. Wir hören nur davon und können es uns gar nicht richtig vorstellen. Daher ist das Erinnern wichtig", betonte Anna Maria von der AG der Liebfrauenschule. Besonderen Besuch wohnte der Verlegung bei. Marianne und Leif Möller aus Schweden waren bei einer Stolpersteinverlegung in Essen. Sie erfuhren von den Grefrather Stolpersteinen und reisten dorthin, da hier einst jüdische Verwandte lebten, die dann ins Ruhrgebiet zogen.

(tref)
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