Kempen Stadt verzichtet auf Flüchtlingsheim

Kempen · Anders als zunächst geplant wird der Kneppenhof A in Hinsbeck nicht zu einem Flüchtlingsheim umgebaut. Zurzeit kommt die Stadt mit den Gemeinschaftsunterkünften aus. Gesucht werden aber Wohnungen für Asylbewerber.

 Einst wurde der landwirtschaftlich genutzt, dann zu einer Diskothek umgebaut. Im Gebäudeteil B befinden sich Wohnungen für Flüchtlingsfamilien. Gebäudeteil A soll nun nicht mehr umgebaut werden. RP-Foto: F.H.Busch

Einst wurde der landwirtschaftlich genutzt, dann zu einer Diskothek umgebaut. Im Gebäudeteil B befinden sich Wohnungen für Flüchtlingsfamilien. Gebäudeteil A soll nun nicht mehr umgebaut werden. RP-Foto: F.H.Busch

Foto: Kneppenhof

Auf dem Gelände der früheren Diskothek Kneppenhof in Hinsbeck-Glabbach werden keine weiteren Wohnungen für Flüchtlinge hergerichtet. Sie werden nicht mehr gebraucht, da der Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern merklich nachgelassen hat. Diese Mitteilung der Verwaltung nahm der Ausschuss für soziale Angelegenheiten zustimmend zur Kenntnis, gibt es damit doch eine Baustelle weniger bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus Asien und Afrika, die der Stadt zugewiesen werden.

Als um die Jahreswende 2015/16 der Flüchtlingsstrom anschwoll, nahm die Stadt das Angebot eines privaten Investors dankbar an, im einst landwirtschaftlich genutzten und dann zur Diskothek umgebauten Kneppenhof Wohnungen für Flüchtlinge einzurichten. Bis Ende letzten Jahres entstanden im Gebäudeteil B Wohnungen für Flüchtlingsfamilien mit insgesamt bis zu 45 Personen. Gegen die Unterbringung von Flüchtlingen dort gab es erhebliche Proteste aus der Nachbarschaft, doch "nun läuft es dort ganz hervorragend", sagte Ina Schmitz-Prümen. Die Leiterin des Sozialamtes erwähnte dabei ausdrücklich auch die Hilfe durch Nachbarn und die ehrenamtliche Unterstützung durch die Flüchtlingshilfe Nettetal, die sich um die 39 dort untergebrachten Personen kümmern.

Wollte die Stadt nun auch grünes Licht für weitere Umbaumaßnahmen im Gebäudeteil A geben, müsste sie juristische Klimmzüge veranstalten. Denn dieser Bereich ist im Bebauungsplan "Gewerbegebiet", in dem dank einer Sondergenehmigung 2016 Wohnungen nur für Asylbewerber hergerichtet werden dürfen. Doch in diese Kategorie fallen in Nettetal immer weniger Menschen, da bei vielen der Asylantrag anerkannt wurde. Sie sollen nun eigentlich nicht mehr in einer Gemeinschaftsunterkunft leben, sondern müssen sich eine Wohnung auf dem freien Markt suchen. Das klappt noch längst nicht, aber "trotz der momentanen Fehlbelegungen in den Gemeinschaftsunterkünften kommen wir mit den Plätzen aus", sagte Schmitz-Prümen.

Ende Februar 2017 waren in Nettetal 632 "schutzsuchende Personen" registriert, von denen 453 noch Asylbewerber waren. 467 lebten in Gemeinschaftsunterkünften. Der größte Teil entfällt auf Breyell (221), dann folgen Kaldenkirchen (145), Lobberich (62) und Hinsbeck (39); in Leuth und Schaag gibt es keine Gemeinschaftsunterkunft. Unter den zuletzt zugewiesenen Asylbewerbern ist lauf Schmitz-Prümen aufgefallen, dass "vermehrt türkische Familien kommen, vermutlich aufgrund der politischen Situation". Herkunftsländer sind sonst häufig Syrien, aber auch Afghanistan, Irak, Eritrea, Somalia, Indien, Kirgistan, Armenien und sogar China. Zum Jahresende 2016 nahm die Zahl der Familien zu, so dass die Zahl der Asyslbewerber unter 18 Jahre auf 150 stieg. Hinzu kommen noch 34 unbegleitete minderjährige Asylbewerber, die größtenteils von der Diakonie betreut werden.

Gab es Anfang 2013 in Nettetal 110 "asylbegehrende Personen", so verdoppelte sich deren Zahl innerhalb von zwei Jahren zum 1. Januar 2015 auf 214, stieg dann aber ein Jahr später rasant an auf 504.

(RP)
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