Stadt Kempen Stadt Kempen will Millionen investieren

Stadt Kempen · Eine Nebenstelle des Rathauses soll auf dem Arnoldgelände am Bahnhof entstehen. In drei einzelnen Bürogebäuden sollen Mitarbeiter der Stadtverwaltung neue Arbeitsplätze bekommen. Platz für ein neues Stadtarchiv ist dort nicht.

 Der Behelfsparkplatz an der Schorndorfer Straße - hier ein Blick aus dem Arnoldgebäude - fällt weg, wenn auf der Fläche drei Bürogebäude gebaut werden. Für die Stellplätze soll es im Umfeld Ersatz geben.

Der Behelfsparkplatz an der Schorndorfer Straße - hier ein Blick aus dem Arnoldgebäude - fällt weg, wenn auf der Fläche drei Bürogebäude gebaut werden. Für die Stellplätze soll es im Umfeld Ersatz geben.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Unterbringung des Personals der Kempener Stadtverwaltung ist alles andere als optimal. In dieser Einschätzung sind sich alle politischen Parteien im Stadtrat seit Langem einig. Auch der Wunsch von Bürgermeister Volker Rübo, die Teile der Verwaltung, die in Nebenstellen untergebracht sind, möglichst zentral anzusiedeln, ist nachvollziehbar.

Vor allem die Unterbringung des Jugendamtes an der Antoniusstraße in St. Hubert ist mittlerweile grenzwertig. Mehrere Stadtbedienstete müssen sich dort einzelne Büro teilen. Etwa neun Quadratmeter hat dort jeder einzelne Beschäftigte - nach der Arbeitsstätten-Verordnung ist dies zu wenig. Mindestens zwölf Quadratmeter müssten es sein.

Auch im Rathaus am Buttermarkt sind die Arbeitsbedingungen kaum besser. Mitarbeiter sitzen auch hier oftmals zu dritt in einem Büro, das eigentlich nur für zwei Arbeitsplätze ausgelegt ist. "Zudem benötigen Mitarbeiter, die in publikumsintensiven Bereichen arbeiten, Dezernenten und Amtsleiter mehr Platz für Besprechungen", betont der Bürgermeister. Häufig seien aus Gründen des Datenschutzes der Vertraulichkeit Einzelbüros erforderlich. Doch diese gibt es kaum. Besprechungsräume sind ebenso Mangelware wie Aufenthaltsräume oder Teeküchen. Ein Schulungsraum musste vor Jahren aufgegeben werden, weil er anderweitig dringender benötigt wurde.

Der Bürgermeister setzt auf den Ankauf der drei Bürogebäude, die Investor Hout an der Schorndorfer Straße bauen wird. Der Projektentwickler aus Geldern will die drei Häuser in jedem Fall errichten, ganz gleich ob die Stadt sie ankauft oder sich ein anderer Interessent findet. Eine Baugenehmigung liegt vor, mit dem Bau könnte bereits in diesem Sommer begonnen werden. Eine zügige Fertigstellung wird angestrebt, im kommenden Jahr könnten die Büros bezugsfertig sein. Für die Stadtverwaltung ist dieser Zeitplan verlockend, würde sich dadurch die lange geplante Sanierung des Rathauses am Buttermarkt endlich realisieren lassen. Denn das Rathaus-Personal soll vorübergehend in die Gebäude an der Schorndorfer Straße ziehen. Danach könnte das Rathaus saniert und umgebaut werden. Parallel dazu müsste ein Konzept erarbeitet werden, wie die Verwaltungsstellen künftig aufs Rathaus am Buttermarkt und die Filiale am Bahnhof verteilt werden.

Projektentwickler Hout hat der Stadt ein Kaufangebot bis Ende Mai von 8,25 Millionen Euro unterbreitet. Die Stadt hätte bei der Gestaltung der Büros ein Mitspracherecht, erklärt der Bürgermeister.

Alles hört sich gut an. Und doch gab es in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung - dort hatte Rübo das Projekt erstmals öffentlich vorgestellt - kritische Stimmen. Die Grünen, aber auch die Liberalen, tun sich schwer mit dem Projekt. Sie sähen es lieber, die Stadt würde selbst ein neues Verwaltungsgebäude bauen und könnte so bei der Planung mehr Einfluss nehmen - etwa bei der ökologischen Bauweise. Nicht optimal erscheint auch, dass es sich um drei einzelne Bürogebäude handelt, die nicht miteinander verbunden werden können. Verbindungsgänge sind nicht vorgesehen. Eine neue "Beamtenlaufbahn", wie es sie früher zwischen Kreisverwaltungsgebäude und Franziskanerkloster an der Burgstraße als Verbindungsgang mal gab, sind nicht möglich. Sie würde den Blick auf das historische Arnoldfabrikgebäude, in dem das Finanzamt untergebracht ist, vom Bahnhof aus erheblich beeinträchtigen. Das ist mit dem Denkmalschutz nicht zu machen.

Kein Platz in den drei Gebäuden ist übrigens für ein neues, eigenständige Stadtarchiv. Wenn die Politik sich dafür aussprechen sollte, müsste es an anderer Stelle für weitere 1,1 bis 1,5 Millionen Euro neu gebaut werden. Bis zum Sommer muss sich Kempen gegenüber dem Kreis Viersen erklären, ob man das Stadt- aus dem Kreisarchiv herauslösen möchte. Ansonsten würde das Stadtarchiv als Teil des Kreisarchivs ab 2020 am neuen Archiv-Standort in Dülken zu finden sein. Es scheint angesichts der aktuellen, mehr als acht Millionen Euro teuren Pläne für die Verwaltungsnebenstelle auf dem Arnoldgelände unwahrscheinlich, dass die Politik weiteres Geld für ein neues Stadtarchiv freigibt.

(RP)
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