Stadt Kempen So war der Rosenmontag 2016

Stadt Kempen · Nicht nur in Kempen wurde der Rosen- montagszug wetterbedingt abgesagt. Auch Vinkrath war betroffen. Aber: Die Narren ließen sich den Spaß nicht nehmen ...

 Der Kempener Buttermarkt gestern Mittag.

Der Kempener Buttermarkt gestern Mittag.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Ruzica ist schuld: Ausgerechnet am Rosenmontag zog das Sturmtief über Narren-Deutschland. Als Konsequenz sagten die Organisatoren des 25. Kempener Rosenmontagszug diesen schweren Herzens ab. Schlingernde Karnevalswagen, von Häusern herabfallende Dachziegel - solche Szenarien galt es auf jeden Fall zu vermeiden. Sicherheit geht vor Frohsinn.

 Die Jecken des Gymnasiums Thomaeum präsentierten ihren Karnevalswagen kurzerhand auf dem Schulhof.

Die Jecken des Gymnasiums Thomaeum präsentierten ihren Karnevalswagen kurzerhand auf dem Schulhof.

Foto: Wolfgang kaiser

Rückblende: Der Krisenstab hatte bis tief in den Sonntagabend getagt und am Ende die Entscheidung auf gestern Morgen vertagt. Um kurz nach 9 Uhr herrschte dann Gewissheit: Der Rosenmontagszug fällt aus. "Wir hatten keine andere Wahl" sagte Stadtsprecher Christoph Dellmans. Auch die Polizei habe dringend dazu geraten, auf den Zug zu verzichten. Für den Nachmittag galt die Unwetterstufe Rot, das bedeutet Sturmböen bis zu 110 Kilometern pro Stunde. Auch Züge in der Umgebung wie in Dülken und Süchteln fielen dem Sturm zum Opfer. Um den Narren einen kleinen Ausgleich zu bieten, beschlossen die Verantwortlichen, die Köhlerhalle bereits um 12 Uhr zu öffnen. Normalerweise hätte die Feier erst nach Ende des Zuges begonnen.

 Gestern morgen war die Stimmung von Rainer I. noch ziemlich getrübt, aber im Lauf des Tages fand er in die närrische Spur zurück.

Gestern morgen war die Stimmung von Rainer I. noch ziemlich getrübt, aber im Lauf des Tages fand er in die närrische Spur zurück.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Gestern Vormittag kurz nach 11 Uhr an der Kleinbahnstraße: Wo sich zu dieser Stunde eigentlich Karnevalswagen und Fußgruppen aufstellen sollten, fließt der Verkehr sperrungsfrei. Gegenüber des halbvollen Rewe-Parkplatzes stehen "Wickie und die starken Männer" samt Wikingerboot am Straßenrand. "Schade, aber nachvollziehbar", findet Kempens Pfadfinder-Vorstand und Teilzeit-Wikinger Christoph Omsels die Absage. Was also machen mit Wurfmaterial im Wert von 650 Euro? - "Das verteilen wir an Kinder. Gleich ziehen wir einmal durch die Stadt und zur Köhlerhalle zum Feiern." Hätte Omsels einen jecken Wunsch frei, dann wäre das ein nachgeholter Rosenmontagszug im Sommer oder 2017.

Zeitgleich hatte Karnevalsprinz Rainer I. (Pasch) keine Muße, darüber auch nur nachzudenken. Bei Facebook, WhatsApp oder am Telefon - auf allen Kanälen bekam er "eine Nachricht nach der anderen". Im Gespräch mit der RP sagte er: "Natürlich sind wir betrübt und niedergeschlagen. Aber in letzter Konsequenz darf niemand zu Schaden kommen. Deswegen war die Absage unabdingbar."

Die Laune verderben ließen sich die Narren davon aber nicht: Auf dem Innenring wurden einzelne Mottowagen gesichtet, die an lange geplanten Privatpartys vorbeifuhren und bejubelt wurden. Eine der in Zugreihenfolge ersten Erwartungsfeten gaben Nicole und Oliver Wolfgart vor ihrem Haus an der Thomasstraße. "Wir feiern trotzdem", sagt die Gastgeberin im Piraten-Dress.

Das tat auch die muntere Thomaeum-Truppe, die mit passendem Thema "Coole Schule - Eis & Schnee" antrat und auf den Schulhof zum Fototermin lud. Blizzard Julia (14), Schneeflocke Alba (12), Eisprinzessin Marie (14), Schulkameraden und dazu Eltern und Lehrer hofften auf "Nachholung des Zugs", wie Erprobungsstufenleiterin Miriam Wulfmeier zusammenfasste.

Wind plus Regen gleich Kneipenwetter: Schon vormittags füllten sich die Gaststätten der City. Mauly's-Wirt Christoph Wefers gab den Theken-Bullen und hatte gut zu tun. "Wir machen das Beste draus", sagte der Wirt, bei dem jeder Groll über den abgeänderten Zugweg verklungen war. Sein Lokal mit an der Peterstraße, die diesmal der Schmitz-Baustelle schräg gegenüber wegen ausgespart worden war. Alle Altstadt-Kneipen füllten sich schnell, und auch Anwohner der Straßen am Zugweg feierten ihre eh geplanten Sausen.

Hitzig diskutierten User sozialer Medien das Sturmthema. Auf der offiziellen facebook-Seite der Stadt Kempen baten sie vielmals um ein Nachholen des Narrentrecks. Auf den Straßen wiederum reagierten viele mit närrischem Trotz, riefen "Helau" und verteilten Kamelle an Passanten.

14.19 Uhr, Einzug des Prinzenpaares Rainer I. und Angelika (Pasch) samt Gefolge in die Köhlerhalle. "Wir lassen uns den Frohsinn nicht nehmen", sagt das Jeckenoberhaupt. "Hauptsache, das Hallendach fliegt nicht weg!" Kurz vorher hatte Pasch verraten, dass er morgens schon ein paar Tränchen verdrückt hat. Aber jetzt, mit Blick in die Menge, scheinen diese Gedanken wie vom Winde verweht.

Und wann kommt nun der Rosenmontagszug? "Wahrscheinlich im kommenden Jahr. Eine Lösung wollen wir vielleicht schon in der kommenden Woche entwickeln", sagt KKV-Geschäftsführer Heinz Börsch.

(RP)
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