Stadt Kempen Seit 50 Jahren geht's nur rechts herum

Stadt Kempen · Am 15. September 1965 wurde der Altstadtring zur Einbahnstraße. Damals war dies nicht unumstritten.

 Die Kempener Altstadt in einer Luftaufnahme: Der Ring mit dem Grüngürtel ist klar zu erkennen. Unten in der Mitte mündet die Vorster Straße in den Ring und die Peterstraße.

Die Kempener Altstadt in einer Luftaufnahme: Der Ring mit dem Grüngürtel ist klar zu erkennen. Unten in der Mitte mündet die Vorster Straße in den Ring und die Peterstraße.

Foto: Kaspar Müller-Bringmann

Die Verkehrsteilnehmer haben sich längst daran gewöhnt, dass es auf dem Kempener Altstadtring nur in einer Richtung rund geht. Vor 50 Jahren, als diese Regelung eingeführt wurde, war sie durchaus nicht unumstritten. Der damalige Stadtdirektor Klaus Hülshoff hatte dem Stadtrat die Regelung schmackhaft gemacht. Sie war Teil einer damals bereits begonnenen Altstadtsanierung und sollte auch die Einrichtung der heute bekannten Fußgängerzone im Innenstadtbereich vorbereiten.

 Der Kempener Altstadtring - hier das Teilstück Moorenring: An die Einbahnstraßenregelung haben sich die Verkehrsteilnehmer längst gewöhnt.

Der Kempener Altstadtring - hier das Teilstück Moorenring: An die Einbahnstraßenregelung haben sich die Verkehrsteilnehmer längst gewöhnt.

Foto: Kaiser

Vor 50 Jahren gab es durchaus vehemente Diskussionen - in der Politik und in der Bürgerschaft. Am so genannten großen Stern, wo Hülser Straße, St. Töniser Straße, die damals noch befahrbare Engerstraße sowie Donkring und Moorenring am Viehmarkt aufeinander treffen, war die Verwirrung unter den Verkehrsteilnehmern in den ersten Wochen der neuen Verkehrsführung groß. Da passierte es einige Male, dass Autofahrer von der Hülser Straße aus geradeaus in den Donkring einfuhren, weil sie das über Jahrzehnte so gewohnt waren.

Für Kempen war die Einführung der Einbahnregelung auf dem Ring seinerzeit ein Großereignis. Die Tageszeitungen wie die Rheinische Post berichteten um den Stichtag 15. September 1965 groß darüber. Auch Grafiken wurden veröffentlicht, auf denen mit Pfeilen genau eingezeichnet war, in welche Richtung es auf dem Ring nun rund gehen sollte. Die Polizei war laut RP-Bericht von damals am Abend des 15. September 1965 durchaus zufrieden mit der Umstellung, die im Laufe des Tages - es war ein Mittwoch - um punkt 12 Uhr umgesetzt worden war. "Es hat erstaunlich gut geklappt", hieß es aus der Polizeiwache. Die damalige Kreisstadt Kempen war zur "Kreisverkehrsstadt" geworden. Der Tag der Umstellung war für die Stadtverwaltung ein Großkampftag. Alles, was an Arbeitskräften einsatzfähig war, musste ran. Der damalige Stadtbauinspektor Bernhard Rücker stand selbst auf einer Leiter am Gebäude der damaligen Kreissparkasse am Viehmarkt und korrigierte die Grün-und Rotphasen der Verkehrsampeln am Schaltkasten. Ein paar Sekunden mehr Grün für den Donkring, ein paar Sekunden weniger für die St. Töniser Straße, kürzere Übergangszeiten für Fußgänger - die heute bekannten Bedarfsampeln für die Fußgängerampeln am Ring gab es damals noch nicht. Stichwort: Fußgänger. Sie mussten fortan nur noch in eine Richtung schauen, wenn sie den Ring überqueren wollten. Es gab im Zuge der U mgestallung weniger Zebrastreifen. So wurde der auch heute noch von vielen Fußgängern schmerzlich vermisste Überweg in der Kurve des Burgrings in Höhe der Einmündungen Kurfürstenstraße und Von-Loe-Straße ersatzlos gestrichen. Dafür gab es eine neue Ampel an der Villa Horten an der Ecke Thomasstraße.

Es wurden insgesamt 70 neue Verkehrsschilder aufgestellt, und Polizisten als "Pappkameraden" wiesen an den Einmündungen in den Ring darauf hin, dass es dort für die Autofahrer nur noch rechts herum ging. Neu eingeführt wurden unter anderem Halteverbote für die innere Ringseite - dort wo es keine separaten Parkstreifen gab.

Die RP bedankt sich beim St. Töniser Heimatforscher Werner Lessenich. Der ist bei Recherchen zu einem anderen Thema im Kreisarchiv auf Zeitungsartikel über die neue Verkehrsregelung in Kempen vor 50 Jahren gestoßen und hat Kopien davon der Redaktion zur Verfügung gestellt. Lessenich ist Archivar und Internetexperte des St. Töniser Heimatbundes.

(RP)
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