Stadt Kempen Schwere Krise beim SV Thomasstadt

Stadt Kempen · Der Verein wurde vom Amtsgericht Krefeld aufgefordert, die Wahl des 1. Vorsitzenden neu durchzuführen. Der Vorstand geht allerdings davon aus, dass er das durch die Abänderung des Versammlungsprotokolls noch verhindern kann.

 Der Andrang war am 8. September bei der Jahreshauptversammlung riesengroß. Weil im Vereinsheim am Sportplatz nicht genug Platz war, musste die Veranstaltung unter freiem Himmer stattfinden.

Der Andrang war am 8. September bei der Jahreshauptversammlung riesengroß. Weil im Vereinsheim am Sportplatz nicht genug Platz war, musste die Veranstaltung unter freiem Himmer stattfinden.

Foto: hgs

Der SV Thomasstadt Kempen steckt in der schwersten Krise seiner Vereinsgeschichte. Seit der chaotischen Jahreshauptversammlung vom 8. September kommt der Verein nicht zur Ruhe. Der neue Vorstand, dessen Wahl umstritten war und daher beim Amtsgericht Krefeld nicht ins Vereinsregister aufgenommen und zu Neuwahlen aufgefordert wurde (die RP berichtete), konnte das Vereinsschiff bisher nicht in ruhige Fahrwasser lenken. Dazu steht die Fußball-Abteilung vor dem größten GAU, dem Abstieg der ersten Mannschaft in die B-Liga. Jetzt reagierte der Förderverein auf die aktuelle Entwicklung und wird die Unterstützung der Fußballsenioren einstellen (siehe Bericht unten).

Seit fast zwei Jahren tobt in der Fußball-Abteilung ein Machtkampf. Im Vorfeld der Jahreshauptversammlung wurde mit harten Bandagen gekämpft. Die zwei Lager präsentierten für die Neuwahlen jeweils eine Vorstandsmannschaft. Entsprechend groß war der Andrang. Da das Vereinsheim zu klein war, musste die Versammlung ins Freie verlegt werden. Vor der Wahl des 1. Vorsitzenden ging es turbulent zu. Es wurden kleine Zettel verteilt und dabei nicht registriert, wer Mitglied des Vereins ist oder nicht. Zuvor waren zwar Anwesenheitslisten durch die Reihen gereicht worden, aber vor der Wahl nicht mit der Mitgliederliste verglichen worden. Am Ende wurde der bisherige 2. Vorsitzende Ulrich Klering gewählt. Er erhielt 101 Stimmen, Gegenkandidat Markus Haeßl 85 Stimmen. "Die Versammlung hätte bereits nach der Nicht-Entlastung des alten Vorstandes abgebrochen werden müssen", sagte Willi Stellkens, der sich vor den Neuwahlen als Versammlungsleiter zur Verfügung gestellt hatte. Der 73-Jährige ist seit seiner Geburt Vereinsmitglied und seit Jahrzehnten in verschiedenen Gremien des Westdeutschen Fußballverbandes und des DFB tätig: "So etwas habe ich noch nie erlebt." Von der Opposition wurde die Wahl beim Vereinsregister angefochten. Am 13. November erhielt der Vorstand vom Amtsgericht Krefeld die Aufforderung, die Wahl des 1. Vorsitzenden neu durchzuführen. Laut Protokoll sei Klering per Blockwahl gewählt worden. Ferner würden bei den Wahlen der weiteren Vorstandsmitglieder zwischen der Zahl der anwesenden Mitglieder und der abgegebenen Stimmen erhebliche Differenzen bestehen. "Zum damaligen Zeitpunkt ging das Amtsgericht noch von einer möglichen Blockwahl aus, welche selbstverständlich nicht rechtmäßig gewesen wäre. Mittlerweile konnten wir das Amtsgericht davon überzeugen, dass es keine Blockwahl gegeben hat und der 1. Vorsitzende in einer geheimen Wahl korrekt und rechtmäßig gewählt worden ist. Der Vorgang zur Ergänzung des Protokolls dauert derzeit noch an und wird vom Notar an das Amtsgericht weitergeleitet. Nach unserer Auffassung gehen wir weiterhin davon aus, dass Neuwahlen nicht notwendig sind,"erklärte der 2. Vorsitzende Michael Beenen auf Anfrage der Rheinischen Post. Ende Oktober hatte der Vorstand per Mail eine Erklärung abgegeben, dass er beim Vereinsregister eingetragen sei. "Das war ein Fehler, wir sind davon ausgegangen, dass alles korrekt war, weil das Protokoll notariell beglaubigt wurde", sagte Beenen. Die Notwendigkeit, das vor vier Wochen per Erklärung richtig zu stellen, sieht er nicht: "Wir wollten den endgültigen Bescheid des Vereinsregisters abwarten."

Dass die im September noch für dieses Jahr angekündigte außerordentliche Mitgliederversammlung nicht stattfinden wird, um den alten Vorstand zu entlasten, begründet Beenen so: "Die Entlastung kann erst dann erfolgen, wenn alle hierfür relevanten Unterlagen und Belege geprüft wurden. Daran arbeiten derzeit noch der alte und neue Kassierer im Team eng mit unserem Steuerberater zusammen. Danach wird die Versammlung so schnell wie möglich stattfinden."

(RP)
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