Stadt Kempen Schwacher Auftritt eines jungen Gitarristen mit tollen Begleitern

Stadt Kempen · Der Auftritt von PC Energetic im Kempener Campus geriet leider enttäuschend, einige Zuhörer gingen schon zur Pause.

Nicht immer steht das Kürzel PC für den "persönlichen Computer", es kann auch Philip Czarnecki bedeuten und den Gitarristen benennen, der am Donnerstag mit seinem Trio im Kempener Campus gastierte. Klassische Gitarre mit acht Jahren, Wechsel zu E-Gitarre und Hard Rock mit 14, als junger Mann von Wes Montgomery-Platten zum Jazz verführt - dies sind seine musikalischen Wurzeln. Als stärksten Einfluss für sein heutiges Spiel nennt er John Scofield.

Darauf wäre man am Donnerstag von allein allerdings wohl kaum gekommen, denn von Scofields pulsierender Energie, seiner Erdigkeit im Klang und der klaren Strukturiertheit im Aufbau seiner Stücke war Czarnecki weit entfernt. Zwar war sein Ton auf der E-Gitarre entschiedener als der von Pat Metheny, den er ebenfalls sehr schätzt, aber das ist ja auch keine große Kunst. Seine zweifellos brillante Fingertechnik wurde aber nur einmal von einer Kraft gespeist, die den Band-Namen "PC Energetic" rechtfertigte. Ansonsten swingte nichts, es rockte nichts, und es funkte nichts. Und auch melodisch blieb Czarnecki unbefriedigend. Akkorde zerlegen, ausloten und neu zusammensetzen - das macht Spaß im Jazz. Dieser Gitarrist lutschte sie jedoch lediglich aus, bis sie schal wurden, und blieb konsequenterweise mehrmals den auflösenden Schlussakkord schuldig. So boten die beiden Sets zwar eine Reihe vielversprechender Starts, aber bestenfalls einen echten Höhenflug.

Höchst erfreulich war indes, was Jonathan Ihlenfeld Cuniado (Bass-Gitarre) und Marc Ayza (Schlagzeug) auf ihren Instrumenten zu sagen hatten. Cuniado brillierte immer wieder mit einfallsreichen und stilistisch interessanten Soli, in denen neben Topoi des Jazz auch Reminiszenzen an die Abbey Road-Beatles und Jethro Tull aufblitzten. Und Ayza passte mit seinem subtilen, ausdifferenzierten und glasklaren Spiel ausgezeichnet mit dem Bass-Mann zusammen. Doch was nützt es, wenn der, der den Ton angibt, die meiste Zeit verdaddelt und keine der durchaus aufkommenden Spannungen zu einem echten Höhepunkt, zu einer prächtigen Entladung kommen lässt. Hatte er das zweite Set mit dem Stück "Energetic Drive" begonnen und dabei wenigstens ein bisschen gefetzt, so folgte auf dem Fuße gleich wieder ein Tranquilizer, dessen Schläfrigkeit nur von einem hässlichen elektronischen Krachen durchbrochen wurde, dessen rhythmisches Auftreten anzeigte, dass es beabsichtigt war. Und im Übrigen spielte Czarnecki für den kleinen Saal deutlich zu laut.

(mojo)
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