Stadt Kempen Schüler übernehmen Verantwortung

Stadt Kempen · Am 10. Mai findet wieder der Soziale Tag der Kempener Realschule statt. Alle Achtklässler gehen arbeiten und spenden ihren Verdienst für einen guten Zweck. Die Empfänger stellten sich gestern vor.

 Die Spendenempfänger stellten sich gestern vor (v.l.): Die Kempener Tafel mit Bruno Wrede und die Afrikahilfe Kempen mit Rainer und Christiane Hamm. Ralf Erdmann, Leiter des Tierheims, war verhindert.

Die Spendenempfänger stellten sich gestern vor (v.l.): Die Kempener Tafel mit Bruno Wrede und die Afrikahilfe Kempen mit Rainer und Christiane Hamm. Ralf Erdmann, Leiter des Tierheims, war verhindert.

Foto: wolfgang kaiser

Der 10. Mai ist ein wichtiger Tag für alle Achtklässler der Kempener Erich Kästner Realschule. An diesem Dienstag nämlich werfen knapp 150 Jugendliche erstmals einen Blick in den so genannten Ernst des Lebens. Beim Sozialen Tag arbeiten sie sechs bis acht Stunden in einem Betrieb ihrer Wahl, bekommen einen Stundenlohn von rund fünf Euro und spenden ihren Verdienst für einen guten Zweck. In den Genuss der Gelder kommen in diesem Jahr die Kempener Tafel, das Kreis-Tierheim in Lobberich und die Afrikahilfe Kempen. Im vergangenen Jahr kamen stolze 5700 Euro zusammen.

Die Schüler beweisen mit dieser Aktion, die zum achten Mal stattfindet, Solidarität mit sozial Benachteiligten, sie übernehmen Verantwortung. Bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes haben die Schüler freie Wahl: Sie können im elterlichen Betrieb arbeiten, im Handwerk, im Einzelhandel oder in der Landwirtschaft. Gewünschter Nebeneffekt: Die Achtklässler bekommen erste Eindrücke vom Berufsleben und wissen anschließend vielleicht, was sie im kommenden Schuljahr beim "richtigen" Praktikum erwartet. Der eine oder andere hat in den Vorjahren beim Sozialen Tag sogar den Grundstein für eine spätere Lehre gelegt.

Der Soziale Tag ist längst zu einem Selbstläufer geworden. Nach anfänglicher Skepsis haben die Jugendlichen inzwischen eigentlich kaum mehr Probleme, einen "Kurzzeit-Arbeitsplatz" zu finden.

Gestern stellten die Spendenempfänger in der Aula ihre Arbeit vor, um die Schüler zu überzeugen, dass sie wirklich dringend auf Spenden angewiesen sind. "Es handelt sich ausschließlich um Projekte, die in Kempen ansässig sind oder einen direkten Bezug zu Kempen haben," betonte Schulsozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre. Das Tierheim befinde sich in Lobberich, sei aber für den gesamten Kreis zuständig.

Bruno Wrede, Vorsitzender der Kempener Tafel, versorgt mit ehrenamtlichen Helfern Bedürftige mit Lebensmitteln und Kleidung. Täglich kommen in die Räume an der Mülhauser Straße viele Menschen, die sich noch nicht einmal das Notwendigste fürs Leben leisten können. Jerome, inzwischen Neuntklässler und im vergangenen Jahr bei der Aktion aktiv, hat sich vor Ort ein Bild von der Lage gemacht: "Ich war beeindruckt, wie viele Menschen sich schon vor ihrer Arbeit ehrenamtlich engagieren und Sachen sortieren." Es sei sehr bemerkenswert, welche Massen an Lebensmitteln da zusammenkämen. All diese Sachen würden nicht mehr gebraucht und seien Spenden von Geschäften und Supermärkten. Ob wohl die Helfer allesamt ehrenamtlich arbeiten würden, gehe es leider nicht ohne Geld: "Wir bekommen keinerlei Zuschüsse von staatlicher Seite."

Für die Afrika-Hilfe Kempen sprachen Christiane und Rainer Hamm. Das Ehepaar wollte vor Jahren eigentlich nur Urlaub in Zimbabwe machen und wurden bei dieser Gelegenheit gebeten, gebrauchte Trikots und Fußballschuhe für kleine afrikanische Kicker mitzunehmen. Die Übergabe war so eine Art Initialzündung: Die beiden sahen, in welchen Verhältnissen die Menschen lebten und arbeiteten. Das war vor vier Jahren, seitdem ist eine ganz Menge geschehen. Die Schule hat eine funktionierende Wasserversorgung: Die Pumpe ist repariert, es wurden Tanks aufgestellt und Leitungen verlegt. Die Initiative, die sich "Felista" nennt und nach einem afrikanischen Mädchen benannt ist, baute einen Kindergarten und jetzt mit der Errichtungen von zwei Klassenräumen begonnen, sechs weitere sollen folgen. Aktuell sind die Bauprojekte jedoch zurückgestellt: Es gab seit langer Zeit keinen Regen mehr, es herrscht Dürre, die Menschen sind von Hungersnot bedroht. Deshalb hat es absolute Priorität, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen und für eine Schulspeisung zu sorgen.

Ralf Erdmann, Leiter des Tierheims in Lobberich, war gestern wegen eines dringenden Termins verhindert. Für ihn und seine Einrichtung sprach Neuntklässlerin Nina: "Das Tierheim benötigt Geld für Futter, Spielzeug und neue Gehege, damit alle Tiere auch gut versorgt sind."

(RP)
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