Stadt Kempen Romantische Texte und zeitlose Töne

Stadt Kempen · Die Schauspielerin Hannelore Elsner und der Pianist Sebastian Knauer traten in der Paterskirche auf. Im Programm "In einem Weltenmeer von Harmonie" fließen Schreibkunst und Musik ineinander.

 In der Paterskirche las Hannelores Elsner passende Texte zur Musik von Sebastian Knauer.

In der Paterskirche las Hannelores Elsner passende Texte zur Musik von Sebastian Knauer.

Foto: wolfgang kaiser

Zu einem Abend mit vier berühmten Menschen lud "Kempen Klassik" in die Paterskirche. Rund 340 Besucher kamen, um diese besondere Veranstaltung zu erleben. Der Pianist Sebastian Knauer spielt Sonaten von Ludwig van Beethoven. Die Schauspielerin Hannelore Elsner liest Schriften von Bettina von Arnim. Die Schwester von Clemens Brentano und der Komponist sind sich 1810 in Wien begegnet. Von Arnim, mit dem gleichen literarischen Talent gesegnet wie ihr Bruder, verfasst über die Begegnung, die sie nachhaltig beeindruckt hat, mehrere Texte. Auch ein Teil des Briefwechsels zwischen der damals 25-Jährigen und dem 40-Jährigen ist erhalten.

Hannelore Elsner, elegant im schwarzen Samtkleid und mit Hochsteckfrisur, steigt ein mit dem Text "Beethoven - Der große Zauberer". Er halte den Schlüssel zur Himmlichkeit bereit, liest Elsner mit einer Stimme, in der die Naivität und Verträumtheit der Romantik mitschwingt. "Er selbst ist der Sprache nicht mächtig und spricht nur durch die Musik", zitiert Elsner. Knauer spielt dazu den ersten Satz des Allegro Molto e con brio der Sonate c-moll op. 10 Nr. 1. Es ist ein Auf und Ab der Gefühle, die der Pianist virtuos oder, um im Bild zu bleiben, wortgewaltig wiedergibt. Zarte, hohe Klänge fallen ins Bodenlose und wechseln sich mit tiefen Tönen ab. Das Stück ist dramatisch, bedrohlich, schmerzlich.

Mit dem Text "Musik ist die Seele" geht es weiter. Bettina von Arnim schildert darin, in welch bleierner Zeit sie gefangen sei und wie groß ihre Sehnsucht nach Freiheit. Erst nach dem Tod ihres Mannes 1831 ist der siebfachen Mutter aus begütertem Haus eine gewisse Autonomie möglich. Sie engagiert sich sozial-politisch und veröffentlicht etliche Schriften. Über die Musik schreibt sie: "Musik ist die Seele der Liebe, das berühren des Göttlichen mit dem Menschlichen." Beethovens Kunst habe sie völlig überwältigt.

Sebastian Knauer, der seit 2001 bereits 25 dieser "Wort trifft Musik"-Programme geschaffen hat, hat ein sehr feines Gespür dafür, Worte und Töne zusammenzubringen. Er spielt zart, wenn es um Unsicherheit, Verzagtheit geht und intensiv, wenn große Gefühle im Spiel sind. Und große Gefühle gibt es bei Beethoven oft. Einsam durch seine Taubheit stützt er sich immer wieder in flüchtige Verliebtheiten und ist mit seinem Leiden an der Welt ganz Kind seiner Zeit.

Aber auch irdische Probleme belasten das Musikgenie. Obwohl Beethoven bereits mit 14 Jahren eine feste Anstellung als Hoforganist hat, schafft er es nicht, ein finanziell angenehmes Leben zu führen.

Seine um 1810 einsetzende Taubheit und ein Wechsel des Musikgeschmacks führen dann dazu, dass er im Alter von 57 Jahren verarmt in Wien stirbt. Seine Musik aber hat alle Zeiten überlebt.

(WS03)
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