Stadt Kempen Rhönsegler: Zeitreise durch die Luft

Stadt Kempen · Der Flugplatz Grefrath Niershorst feierte eine Premiere. Zum ersten Mal fand dort das traditionelle Treffen der Rhönsegler Ka 6 statt. Es war ein toller Anblick, der sich den Besuchern bot.

 Thomas van der Ven, Organisator des Treffens, mit Ira Ingenpaß, die sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlte.

Thomas van der Ven, Organisator des Treffens, mit Ira Ingenpaß, die sich in ihre Kindheit zurückversetzt fühlte.

Foto: Kaiser Wolfgang

"Klinkprobe", gibt Michael Engels, der direkte neben dem Cockpit der Ka 6 mit der Kennung D-4405 hockt, vor. Pilot Wiebe Plantinga betätigt einen Hebel, und ein leises metallisches Geräusch erklingt. Engels ist zufrieden und klinkt das Seil unter dem Segelflieger erneut ein, derweil Mark Ohligs die Haube des Rhönseglers aufsetzt. Plantinga führt einen letzten Check durch. Sitzt der Fallschirm richtig, sind die Gurte am Sitz geschlossen, können die Ruder frei arbeiten, ist alles bei den Instrumenten in Ordnung - Stück für Stück erfolgt der Routinecheck, dann geht sein Daumen hoch. Für Engels das Zeichen, den Segelflieger gerade zu halten und den Arm drehend zu heben. Damit ist das Signal für den Start gegeben.

Auf dem Startwagen sowie am gegenüberliegenden Ende der Flugwiese des Flugplatzes Niershorst leuchten Lampen auf, die den anderen Fliegern signalisieren, dass ein Windenstart naht. Das Walkie-Talkie von Andrew Gardiner knattert. Der Startleiter informiert Tobias Braf am anderen Ende des Flugfeldes. Dort sitzt der junge Mann über der Winde. Langsam beginnt das Trommelwerk der Winde zu arbeiten, das Seil zieht an, spannt sich, und die Ka 6 gewinnt an Fahrt. Die ersten Meter läuft Engels, den Flügel haltend, noch mit, dann ist es nicht mehr nötig. Der Rhönsegler wird schneller und hebt sich in den Himmel. "Bei 350 bis 400 Meter klinkt das Seil aus", sagt Thomas van de Ven. Kaum hat er es ausgesprochen, setzt genau dieser Vorgang ein. An einem kleinen Fallschirm hängend schwebt das Seil Richtung Startfläche hinunter. Derweil ist das Segelflugzeug nur noch als kleiner Fleck in der Ferne erkennbar.

 Immer wieder treffen sich Besitzer von Rhönseglern zu ihren nostalgischen Treffen.

Immer wieder treffen sich Besitzer von Rhönseglern zu ihren nostalgischen Treffen.

Foto: wolfgang kaiser

Es herrscht reges Treiben bei den Seglern. Für gleich vier Tage rückten die Rhönsegler am Flugplatz Niershorst in den Mittelpunkt. Zum ersten Mal fand das traditionelle Treffen der Ka 6 Flugzeuge, das der Niederländer van de Ven seit Jahren organisiert, in Grefrath statt. "In Holland war es in diesem Jahr schwierig, das Treffen durchzuführen. Also habe ich Heiko Meertz vom Luftsportverein Grenzland gefragt, ob wir mit unseren Rhönseglern hierhin kommen dürfen", sagt van de Ven, der selber Mitglied beim Grefrather Luftsportverein ist. Meertz zeigte sich begeistert, dass die geschichtsträchtigen Holzflugzeuge zu Besuche kamen. Über 20 Röhnsegler aus den 50er und 60er Jahren fanden sich auf dem Niershorst ein. Die rund 190 Kilogramm schweren Segelflugzeuge mit den Spannweiten von durchschnittlich 15 Metern waren seinerzeit für den Leistungs- und Streckenflug entwickelt worden. Flugzeuge dieses Typs eroberten in den 50er und 60er Jahren regelmäßig Spitzenplätze bei Segelflug-Weltmeisterschaften.

Für die Besucher war es ein Genuss fürs Auge, die liebevoll restaurierten und mehr als nur gepflegten Maschinen zu sehen. Wobei die Piloten gerne über die Ka 6 berichteten und den Gästen viel Wissenswertes erzählen konnten. Freudentränchen treiben die Rhönsegler der Besucherin Ira Ingenpaß in die Augen. "Mein Vater war Modellflieger, und ich war als Kind oft an der Rhön, wo die Ka 6 einst vom Alexander Schleicher Segelflugzeugbau gebaut wurde. Hier treffen heute meine Kindheitserinnerungen und die Eleganz der Rhönsegler zusammen", bemerkt die St. Töniserin. Für die Piloten sind es die Fachsimpelei und der Flugspaß an sich, die das Treffen ausmachen. Gespräche in Deutsch, Niederländisch und Englisch lassen keine Kommunikationsschwierigkeiten erkennen. Es geht nicht darum, wie schnell und weit geflogen wird, sondern es ist der Genuss, überhaupt eine Ka 6 fliegen zu können, der verbindet. Für André Schulpen und seine Ka 6 mit der Kennung D-4665 hält das Treffen noch eine besondere Überraschung parat. Er gewinnt den Preis für den schönsten Rhönsegler. Van de Ven strahlt auch. Als Organisator geht die neue Trophäe in Form einer Segelhaube, in der die Skyline von Oedt festgehalten ist, an ihn. Dieses neue Logo, versehen mit der zusätzlichen Aufschrift "Grefrath Airport", ziert auch T-Shirts, Kappen und Einkaufsbeuteln. "Es hat eine ganz spezielle Bedeutung", informiert van de Ven. Die Skyline nämlich den Blick aus dem Grefrather Vereinsheim wider und hält den Tower, die weiter entfernte Baumreihe sowie den Wasserturm und den Turm von Girmes fest. Entworfen hat es dabei van de Vens Nichte Jelske.

(tref)
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