Stadt Kempen Programm mit viel Abwechslung

Stadt Kempen · Das Konzert der Sommerserenade in der Propsteikirche St. Marien begann mit barocken Werken und führte bis ins 20. Jahrhundert. Propst Thomas Eicker las Texte des Argentiniers Jorge Bucay.

 Der pensionierte Gymnasiallehrer und passionierte Organist Hans-Jakob Pauly - hier an der Orgel von Christ-König - war jetzt bei der Sommerserenade an der Orgel der Propsteikirche St. Marien zu hören.

Der pensionierte Gymnasiallehrer und passionierte Organist Hans-Jakob Pauly - hier an der Orgel von Christ-König - war jetzt bei der Sommerserenade an der Orgel der Propsteikirche St. Marien zu hören.

Foto: WOLFGANG KAISER

Auch wenn der Abend mit zwei Werken in Moll begann: traurig ging es bei der zweiten, gut besuchten Sommerserenade in der Propsteikirche St. Marien ganz und gar nicht zu. Dafür sorgte mit Musik- und Textbeiträgen erfolgreich das Duo Pauly/Eicker.

Dr. Hans-Jakob Pauly, jahrelang Schulleiter in Nettetal und als Organist ebenso gründlich ausgebildet wie als Gymnasiallehrer, trug ein eingängiges, abwechslungsreiches Programm vor. Etwaige Befürchtungen, ein Orgelkonzert werde dem lockeren Charakter der Serenadenabende nicht gerecht, erwiesen sich schnell als unbegründet. Pauly begann mit Händels erstem Orgelkonzert in g-moll. Er spielte es, und das gilt auch für alle Werke, die anschließend noch zu hören waren, mit bemerkenswerter rhythmischer Genauigkeit und mit geschickter, passender Registrierung. Mit stark abgestuften Lautstärken schuf er markante Echo-Wirkungen.

Stilistisch war für Abwechslung gesorgt. Mit Händel und Bach (3. Satz aus der Trio-Sonate BWV 525) ging es barock zu, zwei Sätze aus Viernes Opus 31 sowie Duprés g-moll-Präludium gaben mit immer wieder überraschenden Tonfolgen einen Einblick in die französische Orgeltradition des 19. und 20. Jahrhunderts. Deutsche Romantik war mit der Transkription eines Flötenkonzerts des aus Thüringen stammenden Johann Christian Heinrich Rinck zu hören. Spielerisch-heiter registrierte Pauly die Begleitung zur weit ausladenden Melodie-Führung.

Den (sehr gut artikulierten) Vortrag der Texte übernahm Propst Dr. Thomas Eicker, der sich mit "Komm ich erzähl dir eine Geschichte" des 1949 geborenen argentinischen Psychotherapeuten und Schriftstellers Jorge Bucay eine gleichermaßen humorvolle wie nachdenklich stimmende Lektüre ausgesucht hatte. Aufgespießt wurden in diesem Buch typische menschliche Schwächen wie Egoismus, Schummeln, Neid und falsche Prioritätensetzung.

Wirkungsvoll abgeschlossen wurde der Abend mit fünf Variationen des Notre-Dame-Organisten Claude Balabastre (1724-1799). Der erregte mit seinem Orgelbeiträgen während der Gottesdienste seinerzeit derart viel Aufsehen, dass sie gelegentlich vom Erzbischof untersagt wurden. Dass die Variationen ein Weihnachtslied zum Ausgangspunkt hatten, wusste Propst Eicker schmunzelnd einzuordnen: "Bis Weihnachten sind es ja nur noch fünf Monate".

Das stimmt zweifellos. Allerdings liegt manches zeitlich noch erheblich näher. Zum Beispiel der nächste Serenadenabend in der Propsteikirche am kommenden Mittwoch (29. Juli) um 20 Uhr.

(tr)
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