Stadt Kempen Pfadfinder feiern 70-jähriges Bestehen

Stadt Kempen · Seit gestern Abend feiern die Mitglieder des DPSG-Stammes Kempen ihr Jubiläum. Am heutigen Samstag findet um 17 Uhr ein Festgottesdienst in St. Josef Kamperlings statt. Er ist gleichzeitig der Auftakt für das große Pfarrfest.

Dies hätte sich der in Kempen beliebte Paul Siepen, damals noch Kaplan, wohl nicht gedacht. "Pausie", wie er in Kempen genannt wurde, gründete schon am 1. Dezember 1945 eine katholische Jugend, die auch von der britischen Militärregierung anerkannt wurde. Schon ein gutes halbes Jahr später an Pfingsten 1946 legten die ersten Mitglieder im Landeslager in Rheindahlen das Pfadfinderversprechen in der Gemeinschaft St. Georg ab. Ab 1947 durften sie sich offiziell "Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg" nennen. Eine Pfadfinderkluft, wie in allen Ländern üblich, war ihnen damals allerdings noch verwehrt. Noch war die Erinnerung an dunkle Zeiten des Jugendkultes zu nah. In diesem Jahr feiert die Kempener Pfadfinderschaft St. Georg im Rahmen des Pfarrfestes am Wochenende ihr 70-jähriges Bestehen.

Das erste Quartier 1948 war ein Luftschutzkeller an der Schulstraße, der selbst hergerichtet wurde. 1949 folgte dann der Umzug in Räume hinter der alten Kaplanei an der Vorster Straße. 1954 wird am Oedter Pfad der Grundstein für das katholische Jugendheim gelegt, in dem die Pfadfinder bis im vergangenen Jahr eigene Räume hatten. Bedingt durch die Aufgabe des Hauses sind sie nun im Gemeindezentrum St. Josef untergekommen. Es war guter Zufall, dass dort gerade Büroräume aufgrund der Zusammenlegung der Gemeinden frei wurden.

Die Pfadfinderschaft war immer schon international aktiv. So fuhren schon 1950 Kempener Pfadfinder nach Rom. Seitdem gab es regelmäßig Teilnahmen an Lagern und den so genannten Jamborees - das erste Mal 1963 im griechischen Marathon. 2011 nahmen sie am großen "Jamboree" in Kristianstad in Schweden teil. Da kamen 40.000 Pfadfinder aus aller Welt zusammen. 13- bis 16-jährige erhalten bei den Treffen Gelegenheit zur internationalen Begegnung. Auch sonst sind die Pfadfinder gerne unterwegs - sei es zu eigenen Lagern in der näheren Umgebung oder auch zu den Intercamps, wo europäische Pfadfinder zusammen kommen. Allerdings, so Vorstandsmitglied Christoph Omsels, werde es schwieriger, solche Fahrten zu organisieren. Durch den längeren Schulbetrieb müsse oft eine Schulbefreiung beantragt werden, damit man frühzeitig in Kempen los fahren kann. In diesem Jahr unternahmen die Gruppen mit jüngeren Kindern an Pfingsten eine Paddeltour von Geldern nach Kessel, die Älteren reisten ins Pfingstlager nach Nistelrode. Aber die Pfadfinder sind nicht nur unterwegs. Am Waldschlösschen haben sie ein Grundstück, dass vielerlei Möglichkeiten bieten. So oft das Wetter es zulässt, wird hier gespielt. Außerdem müssen sich alle an der Pflege des Geländes beteiligen. Die Jüngeren legen derzeit einen Sinnespfad an, die Älteren haben ein Insektenhotel gebaut. Aber das Gelände bietet auch Platz für gemütliche Lagerfeuer. Übrigens werden seit 1971 auch Mädchen aufgenommen, inzwischen ist gut die Hälfte der Mitglieder weiblich.

Grundsätzlich bedeute auch die Konfession kein Aufnahmekriterium mehr, betont Omsels. Gerne würde man Flüchtlingskinder aufnehmen, bislang gab es allerdings kein Interesse. Dabei würde die Bundesorganisation der Pfadfinder hier den Mitgliedsbeitrag übernehmen. Gerade im vergangenen Jahr wurde in den Gruppen das Thema "Flucht und Gastfreundschaft" diskutiert. Omsels ist klar, dass man dabei viele interkulturelle Belange beachten muss - sei es beim Verhalten bei gemeinsamen Zeltlagern oder auch beim Schwimmen bis hin zum Grillen. Aber im Gespräch mit der Rheinischen Post macht er nicht den Eindruck, als ob die Pfadfinder das nicht lösen könnten.

Pfadfinder - da fällt einem prompt das Klischee von der einen guten Tat pro Tag ein. Das sei im Einzelnen nicht nachvollziehbar, so Omsels. Aber wichtig sei es, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, ihr Verhalten zu reflektieren. Sie sollen lernen, ein Gefühl für den verantwortlichen Umgang miteinander in der Gruppe und mit anderen zu entwickeln. Bei Camps oder Ausflügen erleben sie immer wieder Situationen, wo der eine dem anderen helfen muss. Und das sollen sie dann später auf den Alltag übertragen.

(sr)
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