Stadt Kempen Niers-Express: Pöbeleien gegen Personal

Stadt Kempen · Die Gewerkschaft GDL schlägt Alarm: Das Personal im RE 10 beklage sich über immer mehr Übergriffe von verärgerten Fahrgästen. Mancher Zugbegleiter möchte lieber nicht auf der Strecke im Einsatz sein, heißt es.

Stadt Kempen: Niers-Express: Pöbeleien gegen Personal
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Probleme mit dem Niers-Express sind bekannt. Immer wieder wird über Verspätungen geklagt, über volle Abteile oder technische Probleme in den Zügen. Offenbar führt das inzwischen dazu, dass immer mehr Fahrgäste ihrem Unmut gegenüber Zugbegleitern und Lokführern mehr als deutlich Luft machen. Die Situation sei inzwischen skandalös, sagt Sven Schmitte. Der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft GDL schlägt Alarm: "Die Lage spitzt sich immer mehr zu, jetzt ist für uns endgültig eine Grenze erreicht."

Immer wieder seien Lokführer und Zugbegleiter angegangen worden. Dass es verbale Beleidigungen gebe, sei inzwischen fast Alltag. Schlimmer sei, dass die tätlichen Übergriffe zunehmen. Das Personal werde geschubst, in die Seite gestoßen. "Sogar von Schlägen ist mir schon berichtet worden", erzählt Schmitte. In dieser Woche hätten sich jetzt zwei Kollegen krank gemeldet, weil sie die Situation einfach nicht mehr ertragen. Noch habe es keine Anzeigen gegeben. "Wir werden aber an das Personal appellieren, diese Vorfälle auch der Polizei zu melden."

Dass die Fahrgäste verärgert seien, liege gleich an mehreren Dingen. Verspätungen seien ein Grund, aber ebenso Probleme im Zug selbst. So gebe es Berichte, dass öfter die Heizung ausfalle, die Türen nicht richtig öffnen. In einem Zug sei wochenlang das WC außer Betrieb gewesen, hätten ihm Kollegen berichtet. Das habe sogar dazu geführt, dass sich ein Fahrgast im Abteil erleichtert habe.

"Der Frust beim Personal wächst, hier wird es dringend Zeit, gegenzusteuern", sagt Schmitte. Das sei nicht einfach, weil viele Akteure im Spiel seien. Die Deutsche Bahn etwa habe manche Zusage nicht eingehalten, die Fahrzeuge der Nordwestbahn seien für die Anfälligkeit bekannt.

Es sei nicht davon auszugehen, dass sich die Situation in nächster Zeit bessert. Daher will die GDL jetzt einen Brief an die Nordwestbahn schreiben und an das Unternehmen appellieren, mehr für das Personal zu tun, aber auch den Service für die Fahrgäste zu verbessern. Es müsse da ein "Entschuldigungskonzept" her. Der verärgerte Fahrgast müsse wieder das Gefühl bekommen, dass man ihn ernst nehme.

Auch der Zweckverband, der ja für die Finanzierung zuständig ist, müsse mit ins Boot. Der bekomme zwar Geld in Form von Strafzahlungen von der Nordwestbahn, wenn etwas nicht richtig laufe, aber das helfe ja weder dem Fahrgast noch dem Personal.

Schmitte appelliert auch an die Fahrgäste, ihre Wut nicht am Personal auszulassen. "Die Leute können am wenigsten etwas für die Situation." So extreme Zustände wie auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Kleve habe er noch nie erlebt, sagt der GDL-Mann. Hier gebe es auch besonders viele Schwarzfahrer.

Maik Seete, Sprecher der Nordwestbahn, kann den Frust der Fahrgäste gut verstehen. "Es hat in letzter Zeit tatsächlich eine Reihe von Problemen gegeben", sagt er. Aber es sei natürlich völlig inakzeptabel, dass das Personal das Ventil für den Ärger der Fahrgäste sei. Für die Nöte der Beschäftigten habe man immer bei der Nordwestbahn ein offenes Ohr.

Die Bundespolizei berichtet, dass sie immer mal wieder im Niers-Express aktiv ist. Bekanntlich war hier auch eine Gruppe von Taschendieben festgenommen worden. Vor einiger Zeit hatten die Beamten den Niers-Express auch räumen müssen, weil er überfüllt war.

(RP)
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