Stadt Kempen Neues Archiv: Kempen kann Landrat nicht umstimmen

Stadt Kempen · Landrat Dr. Andreas Coenen bleibt bei dem von ihm vorgegebenen Zeitplan in Sachen Archiv-Neubau: Zunächst soll heute Abend der Viersener Stadtrat in seiner Sondersitzung über eine mögliche Fusion des eigenen Stadtarchivs mit dem Kreisarchiv entscheiden, danach soll der Kreistag in seiner morgigen Sitzung die Standortentscheidung für das neue Archiv treffen. Einen Aufschub der Kreistagsentscheidung, wie in einer Resolution vom Kempener Stadtrat am 7. September gefordert, wird es nicht geben.

Das machte der Landrat gestern Nachmittag bei seinem Besuch in Kempen Bürgermeister Volker Rübo und den Vorsitzenden der sechs Kempener Stadtratsfraktionen unmissverständlich deutlich. Bei dem Gespräch, das im alten Kreisarchiv in der Burg stattfand, machte Coenen keinen Hehl daraus, dass für ihn Viersen erste Wahl beim Standort sei. Entsprechend groß war auch die Enttäuschung bei seinen Gesprächspartnern auf Kempener Seite. Das berichteten Bürgermeister und Ratsvertreter nach dem Treffen, an dem auch Kreisdirektor und Kreiskulturdezernent Ingo Schabrich teilnahm, übereinstimmend. Coenen habe erneut betont, dass der Zeitplan nun eingehalten werden müsse, um mögliche Fördermittel für einen Neubau nicht zu gefährden.

Ein alternatives städtisches Grundstück an der Kerkener Straße in Kempen, das Bürgermeister Rübo als möglichen Standort für ein neues Kreisarchiv in letzter Minute noch hatte in die Waagschale werfen wollen, stieß beim Landrat nicht mehr auf Interesse. Er habe es sich, so hieß es aus den Kreisen der Kempener Politik, gar nicht mehr angesehen. Auch der Hinweis, dass - sollte das Kreisarchiv Kempen verlassen - die Stadtverwaltung prüfen werde, wie und mit welchen Kosten ein Herauslösen des eigenen Stadtarchivs aus dem Kreisarchiv bewerkstelligt werden könne, zog beim Landrat nicht mehr.

Bürgermeister Rübo betonte nach dem Gespräch, dass er über die Entwicklung in Sachen Archiv-Neubau "absolut unglücklich" sei. Sprecher der Fraktionen zeigten sich erneut enttäuscht darüber, dass Kempen nur eine untergeordnete Rolle bei der Standortsuche spiele. Die historische Rolle Kempens als früherer Kreisstadt und seines bedeutenden Archivs habe der Landrat nicht ausreichend gewürdigt. Den Entscheidungsprozess auf Kreisebene kritisierten die Kempener Politiker als "nicht nachvollziehbar". Was bleibt, ist die Geschlossenheit der Kempener Politik in Sachen Archiv.

(RP)
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