Serie Menschen In Kempen 'Ne bergische Jong im Dauereinsatz

Kempen · Heinz Börsch ist seit 25 Jahren Präsident und treibende Kraft des Kempener Karnevals-Vereins (KKV). Derzeit ist er in Sachen Winterbrauchtum viel unterwegs. Auch dem Tennissport gehört seine Leidenschaft. Am Dienstag wird er 70 Jahre alt.

 Heinz Börsch als Präsident des Kempener Karnevals-Vereins (KKV) in seinem Element. Am Donnerstag führte er das Prinzenpaar beim Altweibertreiben auf dem Buttermarkt durchs Festzelt zur Bühne.

Heinz Börsch als Präsident des Kempener Karnevals-Vereins (KKV) in seinem Element. Am Donnerstag führte er das Prinzenpaar beim Altweibertreiben auf dem Buttermarkt durchs Festzelt zur Bühne.

Foto: Wolfgang Kaiser

Aus dem "bergischen Jong" Heinz Börsch, der seit 48 Jahren in der Thomasstadt Kempen lebt, ist längst "ne kempsche Vorzeige-Karnevalist" geworden. Am Veilchendienstag vollendet der gebürtige Wipperfürther sein 70. Lebensjahr. Ein Alter, das man ihm wahrlich nicht ansieht. Längst beherrscht er auch "dat kempsche Plott". Fit wie eh und je ist der Chef des Kempener Karnevals-Verein (KKV) in dieser Tagen für das Winterbrauchtum unterwegs. Ohne Männer wie Heinz Börsch wäre der Karneval in Kempen längst nicht so schön wie er auch in dieser Session wieder ist.

Börsch lebt mit seiner zweiten Ehefrau Monika seit fünf Jahren in seinem schmucken Heim an der Berliner Allee in Kempen. 2011 haben die Beiden geheiratet und 2012 erblickte ihr Sohn Richard das Licht der Welt. Seine erste Ehefrau Bianca Maria, mit der er von 1989 bis 1991 als Kempener Prinzenpaar amtierte, starb allzu früh.

Die gute Nachricht von Heinz Börsch wenige Tage vor seinem Geburtstag wird alle Karnevalsfreunde und Mitglieder des Tennisclubs Rot-Weiß Kempen erfreuen. Sie lautet: "Ich werde weitermachen mit meinen hauptberuflichen Ehrenämtern." Wer Börsch kennt, der weiß, dass er dies stets mit großer Leidenschaft, aber auch mit beachtlichem Erfolg und großer Zustimmung getan hat. Das Prinzenspiel beschreibt er als den "wahren Höhepunkt" seines närrischen Lebens.

Heinz Börsch hat die Handelsschule besucht und eine Ausbildung zum Bankkaufmann erfolgreich abgeschlossen. Doch sehr früh hat er gemerkt, dass die Arbeit als Bankangestellter ihn nur bedingt zufriedenstellt. Er machte sich auf die Suche nach weiteren beruflichen Herausforderungen. Die fand er bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Sie ermöglichte ihm nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch den Ortswechsel aus dem Bergischen Land an den Niederrhein.

Am 1. Februar 1970 kam er nach Kempen, wo er nicht nur heimisch wurde, sondern auch das rheinische Brauchtum Karneval und den Tennissport für sich entdeckte. Aus dem "bergischen Jong", der übrigens ein Dutzend Jahre lang Messdiener war, wurde " ne kempsche Jeck", der mit seiner Art, mit den Menschen zu kommunizieren, nicht nur beruflich gut ankam, sondern auch in seiner Freizeit bei seinen Hobbys Karneval und Tennisport. Heinz Börsch hat seit fast vier Jahrzehnten noch ein drittes Hobby. Es ist sein "Schätzchen", das in der Garage steht, ein Oldtimer. Er ist Excalibur-Fan. Das ist eine amerikanische Automarke. Seinen Oldtimer fährt Börsch seit 19 Jahren. Das Fahrzeug ist 37 Jahre alt. Jährlich gibt es ein Treffen der Oldtimerfans.

Nach seinem Prinzenspiel von 1989 bis 1991 begann für Börsch die Mitarbeit im Vorstand des inzwischen mehr als 100 Jahre alten KKV. 1992 wurde er Geschäftsführer des Karnevalsvereins und ist es heute immer noch. Zu seinem runden Geburtstag kommt noch ein kleines Jubiläum als närrischer Funktionär hinzu, denn 2018 ist er seit 25 Jahren Präsident des KKV. Ohne Zustimmung seiner Ehefrau Monika könnte Börsch seine Ehrenämter gar nicht ausüben.

Die KKV-Mitglieder wissen nur allzu genau, dass dieser Umstand für den Verein eigentlich ein Pfund ist, mit dem man wuchern kann. Heinz Börsch kennt das Narrenspiel im Rheinland aus dem Eff-Eff. Er hat neun Prinzenpaare in Kempen begleitet und ist in der fünften Jahreszeit alljährlich bei mehr als 50 Karnevalsveranstaltungen zu Gast. Heinz Börsch hat in Kempen viele närrische Meilensteine gesetzt. Legendär sind die Rosenmontagszüge, die alle drei Jahre stattfinden, oder die Kostümbälle in der Köhlerhalle.

Beim Tennisklub Rot-Weiß Kempen ist er seit 1986 im Vorstand, seit 2000 Vorsitzender und war zudem 14 Jahre Schatzmeister. "Wir freuen uns über einen starken Zulauf an Mitgliedern aus den Neubaugebieten im Kempener Süden", berichtet Börsch. Er ist erfreut, dass man auch im Winter weiterhin in der Tennishalle am Schmeddersweg Tennis spielen kann. Dafür wurden die Weichen vor wenigen Tagen gestellt.

Welche Wünsche hat ein Karnevalist für die Zukunft? Die Antwort von Heinz Börsch kommt sofort: "Mehr Nachwuchs für das Brauchtum Karneval und eine größere Begeisterung der Kempener für den Saalkarneval." Die war wohl in der Tat früher ausgeprägter bei mehreren Sitzungen der Kolpingfamilie, oder der Weiß-Blauen aus Kamperlings.

Heinz Börsch ist auf der Bühne als Karnevalist eine Institution. Er war als Prinz Nachfolger des unvergessenen Rudi Körvers. Als Prinz musste Börsch etwas umstellen bei seinen Auftritten. Es war die Sprache. Körvers hatte fast ausschließlich "Platt jekallt". Mit Börsch wurde im prinzlichen Spiel hochdeutsch die "Amtssprache" des Prinzenpaares. Börsch hat nie bereut, an den Niederrhein gezogen zu sein. Seine Ehrenämter haben sein Leben bereichert. Vor 20 Jahren hat er bereits groß gefeiert in einer Halle, in der heute ein Getränkemarkt und ein Supermarkt für Tiernahrung untergebracht sind.

Am Veilchendienstag will er mit seiner Familie, Freunden und Bekannten im Partyzelt des KKV an der Otto-Schott-Straße feiern. Und dabei wird wohl mehrfach der Kempener Narrenschlachtruf zum Ausklang der Session 2017/18 erschallen, der da lautet: "Rot und Blau, Kempen Helau".

(mab)
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