Stadt Kempen Nachdenken, Ziehen und Uhr drücken

Stadt Kempen · Beim Schnellschach-Turnier in der Gesamtschule rauchten die Köpfe. Die Teilnehmer war mit voller Konzentration bei der Sache. Er waren viele junge Spieler dabei, der jüngste stammt aus dem Jahrgang 2012.

 Die Veranstalter freuten sich, dass so viele junge Teilnehmern beim Schachturnier am Start waren. Das Spiel stößt anscheinend auch beim Nachwuchs auf Interesse.

Die Veranstalter freuten sich, dass so viele junge Teilnehmern beim Schachturnier am Start waren. Das Spiel stößt anscheinend auch beim Nachwuchs auf Interesse.

Foto: norbert Prümen

Es ist eine Sportveranstaltung der etwas anderen Art. Beim Jugendschnellschachturnier in der Aula der Gesamtschule Kempen findet äußerlich nur wenig Bewegung statt. Doch die Köpfe dampfen. An langen Tischen sitzen sich die jungen Spieler gegenüber. Ihre ganze Konzentration gilt dem Schachbrett mit den weißen und schwarzen Figuren in ihrer Mitte. Sie überlegen, machen ihren Zug und drücken dann die Zwillingsuhr, die anzeigt, dass nun die Zeit des Gegners zu laufen beginnt.

Je 15 Minuten stehen jedem Spieler pro Runde zur Verfügung. Anfeuerungsrufe, wie sonst vom Spielfeldrand aus üblich, sind hier nicht zu hören. Sehr ruhig und aufmerksam verfolgen Eltern, Trainer und Geschwisterkinder vom Eingangsbereich der Aula aus das Geschehen an den Spieltischen. Auf der Bühne stehen schon die silberfarbenen Pokale bereit, die die besten Spieler später erwarten.

128 Teilnehmer haben sich zu dieser Veranstaltung angemeldet, die die Gesamtschule Kempen nun bereits zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit den Kempener "Schachfüchsen" ausrichtet. Die Anmeldezahlen sind in diesem Jahr deutlich höher als im letzten Jahr, die Kinder kommen sogar aus Lippstadt, Porz oder Kerpen nach Kempen. Sie starten in vier Altersgruppen bis zu 13 Jahren. Turnierleiter Karl Heinz Ruland (67) von den "Schachfüchsen" freut sich besonders darüber, dass diesmal so viele junge Spieler in den Altersklassen U 8 und U 10 dabei sind. "Unser jüngster Teilnehmer ist Jahrgang 2012", erzählt er begeistert. Karl Heinz Ruland leitet sowohl die Jugendabteilung in seinem eigenen Verein als auch die Schach-AG an der Gesamtschule mit derzeit elf Kindern, von denen einige auch am heutigen Turnier teilnehmen. "Wir sind sehr froh darüber, dass wir diesen intelligenten Sport an der Schule platziert haben", findet Schulleiter Uwe Hötter. Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und kombinatorisches Denken sollen durch das Schachspiel sehr gefördert werden. Wichtig sei es jedoch, die Kinder behutsam und spielerisch heranzuführen, findet Ruland. Er selbst hat bei seiner Tochter mit Memoryspiel angefangen. "Da hatte ich keine Chance, das hat ihr großen Spaß gemacht", erinnert er sich. Schach ist immer noch eine männlich dominierte Sportart. Auch heute machen nur 13 Mädchen mit.

Deshalb gibt es als besonderen Anreiz auch in jeder Altersklasse einen Zusatzpokal für das bestplatzierte Mädchen. Einige Teilnehmer kommen aus den Niederlanden, wo diese Sportart traditionell sehr stark ist. Dort geht man es eher ruhig an. Hartmut Anders (67) aus Kaldenkirchen ist Deutscher, spielt selbst aktiv Schach und trainiert seit zehn Jahren die Jugend im Schachverein Tegelen in den Niederlanden. Heute sind vier seiner Schützlinge in Kempen angemeldet. Sie lernen Schach mit dem Computerprogramm "Stapje vor stapje" (Schritt für Schritt). "Das ist ganz einfach aufgebaut, das kann jeder lernen", ist er überzeugt. Keine Probleme, die Kinder zu begeistern, gab es jedenfalls in der Kempener Familie Bollow. Dort waren es zuerst die Kinder Jan Henrik (12) und Niels (9), die in den Kempener Schachclub eintraten. Später kam dann noch Papa Erik hinzu. Der sitzt heute am Computer und wertet die Ergebnisse der Spieler aus. Niels stürmt heran. "Ich habe gewonnen", erzählt er aufgeregt, "ich habe den anderen mit dem König und dem Turm mattgesetzt".

Sein älterer Bruder Jan Henrik hatte zunächst beim Opa das Schachspiel erlernt. Er wiederum brachte seinem jüngeren Bruder alles bei. Niels hatte die Figuren so "toll" gefunden. Und der Papa hatte eh schon immer Schach gespielt, "halt nur nicht im Verein." Jetzt spielen sie alle, "nur die Mama nicht" , wie Niels berichtet. Und gegen den Opa lohnt sich das Spiel auch nicht mehr. "Wir sind besser als der Opa", ist Niels überzeugt.

(evs)
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